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Frank Hengstmann und Bernd Götz bringen 101 Gäste im Schlosskeller zum Lachen Manni ist unterhopft und Götz trägt

Von Gudrun Billowie 10.11.2014, 02:19

Eine Mischung aus Politkabarett und Klamauk erlebten am Freitagabend 101 Gäste im Schlosskeller des Bürgerhauses. Frank Hengstmann und Bernd Kurt Götz kalauerten sich durch die Zeitgeschichte.

Wolmirstedt l Bernd Kurt Götz wünscht sich seit Anbeginn seiner Kabarettistenlaufbahn eine tragende Rolle. Am Freitagabend durfte er eine ausleben. Ihm oblag es, die Bank, um die sich das Programm weitgehend drehte, auf die Bühne zu tragen. Ganz leicht fiel ihm das nicht, denn dass er sie ausgerechnet in ein Gewölbe tragen und deshalb besonders in der Höhe achtgeben musste, das hatte er nicht geprobt.

Über die Sache mit dem Geprobt haben bleibt das Publikum während des Programms allerdings öfter im Unklaren. Manchmal ulkten die beiden so spontan herum, als würden sie gerade improvisieren und sich bärig darüber freuen, dass ihnen wieder so ein imposanter Wortwitz gelungen ist. Aber vielleicht sind sie auch verdammt erfahrene Schauspieler und alles steht genauso im Textbuch.

Immer wieder gern bemühen Götz und Hengstmann die berühmte "Merkelraute", die Art, wie die Bundeskanzlerin die Hände vor dem Körper zusammenführt. Ihr Lieblingsspottopfer ist die FDP. "Die Mitglieder tragen jetzt alle eine gelbe Binde mit drei Punkten", sagt Götz, "die suchen ihre Parteigenossen." Und auch den Ärztemangel nehmen die beiden aufs Korn. Die Bank, die Götz auf die Bühne getragen hat, wird zur Wartebank, auf der nur die Privatpatienten sitzen dürfen, die anderen müssen stehen und kommen dran, wenn sie Glück haben.

Frank Hengstmann schwoll der Kamm ob der langweiligen Wahlkämpfe an. "Ich will Action", schreit er und hat im Zeitalter gewöhnungsbedürftiger Fernsehshows auch gleich eine praktikable Idee, wie Kandidaten doch noch emotional aus der emotionalen Deckung gelockt werden können. "Alle, die sich bei der nächsten Wahl als Kandidaten stellen, müssen in den Polit-Big-Brother-Container."

Hengstmann und Götz sind sich einig, dass es künftig nicht mehr genügt, sich vor dem Wahlkampf zehn Sekunden vor den Spiegel zu stellen und Selbstüberschätzung zu üben.

Frank Hengstmann ist seine ersten Bühnenschritte im Wolmirstedter Kulturhaus gegangen, diese Verbundenheit flechtet er bei jedem Wolmirstedter Gastspiel in die Texte hinein und auch Alfred Wiese, ehemaliger EOS-Direktor und Kultur-Urgestein wird stets vor versammeltem Publikum persönlich begrüßt.

Als Frank Hengstmann nach der Pause in seine Paraderolle schlüpfte, sagte jemand im Publikum "endlich". Hengstmann mutierte in Joggingjacke, mit Plastiktüte und hängenden Wangen zu Manni Fest, dem "Hartzer", der dringend "Blechbrötchen" braucht, weil er "unterhopft" ist und Wortgruppen sagt, wie "da tut nix mehr drinne sein tun". Bernd Götz kam als Vogtländer Hartmut dazu, der auch den Anschluss an die Nachwendezeit verpasst hat, und als verkrachte Existenzen brachten sie das Publikum zum Lachen.