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Beim Tag der offenen Tür wurde in der Gutenberg-Grundschule offene Eingangsphase vorgestellt Eltern wollen Lernprinzip verstehen

Von Gudrun Billowie 12.01.2015, 02:16

In der Gutenberg-Schule wurden am Sonnabend die Türen für künftige Schulkinder, deren Eltern und Großeltern geöffnet. Besonders interessierten sich die Eltern für die Gestaltung der offenen Schuleingangsphase.

Wolmirstedt l In der Gutenberg-Schule lernen Kinder anders, als es ihre Eltern aus der eigenen Schulzeit kennen. Es gibt kaum Frontalunterricht, dafür Lernstraßen und Gruppenarbeit. Neueingeschulten Kindern werden Lernpaten zur Seite gestellt. Die sind nicht viel älter als die ABC-Schützen, besuchen nur schon ein Jahr länger die Schule. "Die Kinder freuen sich darauf, selbst endlich Lernpate zu werden", weiß Sandra Knabe. Ihre Tochter Emilia ist das erste Jahr dabei und arbeitet schon jetzt darauf hin, ab dem kommenden Schuljahr bei "ihrem" Einschüler nach dem Rechten zu schauen. "Lernpaten achten beispielsweise darauf, dass die Neuen das Datum an die richtige Stelle des Blattes schreiben", erklärt Janet Bernsdorf.

Die Lehrerin arbeitet schon seit Jahren nach dem Lernpaten- und Lernstraßenprinzip. "Ich bin nicht mehr der Lehrer, der immer vorne steht", sagt sie, "ich begleite und beobachte." Lehrer erklären die Grundlagen, einzeln oder vor der Gruppe, vieles aber lernen die Kinder auch voneinander.

Schulleiterin Doreen Haensch weiß, dass dieses Prinzip viele Eltern anfangs verunsichert. "Aber wir können nicht davon ausgehen, dass alle Kinder den gleichen Entwicklungsstand haben und im selben Tempo lernen", sagt sie. Darauf gehen sie ein. Es gibt Kinder, die schaffen den Stoff der auf zwei Jahre verteilten Schuleingangsphase in einem Jahr. "Diese Kinder würden sich in der herkömmlichen Art von Schule schnell langweilen, dicht machen und schlimmstenfalls verhaltensauffällig werden", sagt sie. Und die anderen, die länger brauchen, bekommen diese Zeit auch und eine individuelle Förderung dazu.

Welche Rolle eigentlich der Lehrer noch spiele, wollte eine Großmutter wissen, nachdem lange über das gemeinsame Lernen der Kinder gesprochen wurde. Doreen Haensch konnte beruhigen. Neben dem Erklären von Sachverhalten, dem Beibringen des Alphabets und der Grundrechenarten kontrolliere der Lehrer auch, ob die Aufgaben richtig erledigt werden. "Und wir schaffen Rituale und Gewohnheiten", erklärt Janet Bernsdorf, "die geben den Kindern Sicherheit. Und natürlich ist der Lehrer im Klassenraum Chef."

"Das Miteinander an dieser Schule ist unglaublich", hat Gunnar Leszinskis beobachtet, "man kriegt mit, wie sich die Lehrer um die einzelnen Schüler kümmern. Und mir gefällt, dass hier ausprobiert wird, auch mal andere Wege zu gehen."

Gunnar Leszinski ist nicht nur der Vater von Malte aus der dritten Klasse, sondern auch stellvertretender Elternratsvorsitzender. Er stand den Besuchern am Tag der offenen Tür Rede und Antwort und kochte außerdem Tee. Während er den Wasserkocher befüllte, erzählte er, dass sich der Elternrat etwa alle drei Monate treffe. "Wir reden über Alltagsprobleme und die Zukunft der Schule", sagt er, "wir sind das Bindeglied zwischen Eltern und Lehrern."

An welchem Ort die Zukunft der Schule stattfinden wird, ist noch unklar. Schulleiterin Doreen Haensch hofft darauf, dass das Gebäude der ehemaligen Christian-Wilhelm-Harnisch-Schule neue Heimstatt der Gutenberg-Grundschule werden kann. Im Kultur- und Sozialausschuss hatte sie diese Idee bereits vorgetragen und die Mitglieder auch zum Tag der offenen Tür eingeladen. Außer Detlef Horstmann (Linke) ist niemand dieser Einladung gefolgt.

Das Gebäude der ehemaligen Harnisch-Schule gehört dem Landkreis und die Grundschule befindet sich in der Trägerschaft der Stadt. Diese Träger müssen die Gespräche über mögliche Lösungen führen.

Derzeit lernen 167 Kinder an der Gutenberg-Grundschule. Für das kommende Schuljahr liegen bereits 46 Anmeldungen vor. Die meisten Kinder, die mit ihren Eltern am Sonnabend zum Tag der offenen Tür kamen, werden erst 2016 eingeschult.

Sie können bereits am Montag, 23. Februar, von 7 bis 16 Uhr oder Dienstag, 24.Februar, von 7bis 18 Uhr im Sekretariat angemeldet werden. Anmeldungen in der Diesterweg-Grundschule sind am Dienstag, 17. Februar, von 8 bis 12Uhr oder Mittwoch, 18.Februar, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr möglich. Dort gibt es kommenden Sonnabend, 17. Januar, von 10 bis 12 Uhr einen Tag der offenen Tür.