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  7. SPD-Bildungspolitiker hospitieren in der Gutenbergschule

Eindrücke des Besuches in der Gemeinschaftsschule sollen in künftige politische Entscheidungen einfließen SPD-Bildungspolitiker hospitieren in der Gutenbergschule

Von Gudrun Billowie 04.03.2015, 02:14

Wolmirstedt l Die Gutenberg-Schule hatte gestern den Arbeitskreis Kultus der sachsen-anhaltinischen SPD-Landtagsfraktion zu Gast. "Wir nutzen die Eindrücke dieses Besuchs, um politische Entscheidungen zu treffen", erklärte Arbeitskreisleiterin Corinna Reinecke,.

Die Gutenberg-Schule wurde bewusst ausgewählt. Zunächst hatte sie sich als Ganztagsschule, seit diesem Schuljahr als Gemeinschaftsschule entwickelt. Weiterhin steht sie anderen Schulen als Referenzschule zur Verfügung und möchte demnächst eine Pädagogenwerkstatt einrichten. "Sie übernimmt im Land eine Vorreiterrolle", weiß Corinna Reinecke.

Die Bildungspolitiker wollten schauen, wie Lehrer und Schüler den Schulalltag leben. Sie hospitierten in verschiedenen Klassen und fragten den Schülersprechern anschließend die sprichwörtlichen Löcher in den Bauch.

Die Achtklässler Tim Bethke und Antonia Schmidt erzählten vor allem von der Besonderheit ihrer Schule, vom selbstorganisierten und praxisorientierten Lernen (SPL). Dieser sperrige Begriff verbirgt gemeinsames, aktives Arbeiten. Die Schüler stellen zu Beginn des Schuljahres Teams zusammen. Jedes Team beschäftigt sich über einen längeren Zeitraum einen Tag in der Woche intensiv mit einer selbstgewählten Aufgabe. Die Bewertungsmaßstäbe werden vorher mit den Lehrern festgelegt und am Ende des Projektes wird abgerechnet.

Die Bildungspolitiker erinnerten sich an Teamarbeiten ihrer eigenen Schulzeit, in denen sich einige vor der Arbeit drückten, während andere den Löwenanteil bewältigen mussten. "Wir strengen uns alle an", versicherte Schülersprecherin Antonia Schmidt, "denn wenn einer nicht mitzieht, wird das gesamte Team schlechter bewertet." Tim Bethke ergänzt: "Hier lernt man, dass man mitziehen muss."

Die Politiker wollten außerdem wissen, wie eng die Schule mit den Eltern zusammenarbeitet. Schulleiter Helmut Thiel verwies auf die zweimal jährlich stattfindenden Team-Elternversammlungen und die Elternsprechtage. "Allerdings sollen die Eltern nicht die Arbeit der Schule machen. Wir müssen hier schon selbst mit den Schülern klarkommen."

Dazu zählt auch, dass Schüler ihre Aufgaben in der Schule nacharbeiten, wenn sie nicht fristgerecht fertiggestellt sind. Sie müssen bleiben, auch, wenn die anderen schon nach Hause gehen. Diese Konsequenz verblüffte die Bildungspolitiker sichtlich. "Es ist beeindruckend, wie die gemeinsam erarbeiteten Spielregeln durchgesetzt werden", sagte Corinna Reinecke. Und sie spricht auch den Lehrern ein Kompliment aus. "Lehrer müssen es aushalten, dass sich Schüler im Unterricht selbst verwirklichen."

Derzeit wollen immer mehr Schulen im Land den Weg zur Gemeinschaftsschule wagen. "Das muss von unten wachsen und nach dem Prinzip der Freiwilligkeit geschehen", sagt Corinna Reinecke.

Gemeinschaftsschule bedeutet, dass Schüler gemeinsam in ihren Klassen lernen, aber unterschiedliche Anforderungen bewältigen. Ziel ist, dass jeder den Realschulabschluss, beziehungsweise den erweiterten Realschulabschluss erreicht. Anschließend ist es möglich, das Abitur abzulegen. Der Weg dahin dauert an der Gemeinschaftsschule 13 Jahre.