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Asylbewerber Deutschstunden sind beliebt

Die Unterkunft für Asylbewerber ist fast komplett belegt. Die Bewohner legen viel Wert darauf, die deutsche Sprache zu lernen.

Von Gudrun Billowie 29.06.2015, 21:42

Wolmirstedt l Djalo ist 18 Jahre alt und aus Guinea Bissau nach Deutschland gekommen. Der krisengeschüttelte westafrikanische Küstenstaat zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Landessprache ist portugiesisch. "Ich möchte Deutsch lernen und dann arbeiten", sagt Djalo. Noch muss für kurze Gespräche das Übersetzungsprogramm auf dem Smartphone des Heimleiters herhalten.

"Alle unsere Bewohner wollen lernen", hat Heimleiter Ibrahim Sayed beobachtet. Sie nehmen gerne den Unterricht an, den drei Lehrer der Gutenberg-Schule in ihrer Freizeit geben. Die Treffen im Freizeitraum der Schwimmbadstraße 2b seien stets gut besucht. "Am Ende fassen wir die Lektionen schriftlich zusammen, sodass die Bewohner das Wissen bis zum nächsten Unterricht festigen können", erzählt der Heimleiter. Können die Lehrer nicht kommen, übernimmt die Sozialarbeiterin den Deutschunterricht.

"Junge Männer brauchen Beschäftigung"

Djalo und die anderen leben solange in der Gemeinschaftsunterkunft, bis über ihren Asylantrag entschieden ist, bis klar ist, ob sie bleiben dürfen oder abgeschoben werden. Das Verfahren kann Monate dauern. Arbeiten dürfen sie in dieser Zeit nicht.

"Die jungen Männer brauchen eine Beschäftigung", sagt der Heimleiter. Auch Djalo möchte sich gerne betätigen, eine Aufgabe haben. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. "Manche Bewohner helfen bei der Grünflächenpflege auf dem Gelände", sagt Ibrahim Sayed. Es gibt ein Blumenbeet, der Rasen muss regelmäßig gemäht werden. Doch so groß, dass dort alle Bewohner tagtäglich arbeiten können, ist das Gelände nicht.

Sport ist eine Alternative. Auf dem Gelände gibt es eine Tischtennisplatte und einen Lauftrainer. Einmal in der Woche können die Bewohner das Stadion am Küchenhorn nutzen, um Fußball zu spielen. Dafür hat Bürgermeister Martin Stichnoth (CDU) grünes Licht gegeben. Eventuelle Mitgliedschaften in Vereinen scheitern hingegen schlichtweg an den Finanzen.

Hausärztemangel ist ein großes Problem

Djalo aus Guinea Bissau ist trotzdem fröhlich und voller Hoffnung für eine gute Zukunft, die er sich in Deutschland wünscht. Die Unterkunft gefällt ihm. "Ich bin froh, hier zu sein", sagt er und strahlt.

Derzeit leben 79 Menschen in der Schwimmbadstraße 2b, heute kommen weitere 14 Menschen dazu. Mit 93 Bewohnern stößt die Unterkunft dann nah an die Kapazitätsgrenze. Es gibt insgesamt 96 Plätze.

Jeweils zwei junge Männer teilen sich ein Zimmer. Es gibt auch sechs Einzelzimmer sowie ein Zimmer für Kranke und zwei Familienzimmer. Davon ist eines derzeit belegt. Eine albanische Familie lebt dort, die Frau sitzt im Rollstuhl. "Wir haben eine Rollstuhlfahrerrampe, eine Behindertentoilette und ein spezielles Bett für die Frau", sagt Ibrahim Sayed. Er weiß, dass sich die Frau gut versorgt fühlt.

Problem Hausärztemangel

Andere Bewohner kommen aus dem Kosovo, aus Afghanistan oder Iran. Die meisten jedoch aus Afrika, aus Ländern wie Benin, Guinea Bissau oder Mali. Ihr Sprachen sind meist portugiesisch oder französisch.

"Unser größtes Problem ist der Hausärztemangel", sagt Ibrahim Sayed. Davon können auch die Wolmirstedter ein Lied singen und die Asylbewerber trifft es genauso. Derzeit kümmert sich vor allem ein in Wolmirstedt praktizierender Kinderarzt bei Bedarf um die Gesundheit. "Wir sind sehr froh, dass wir ihn haben", sagt der Heimleiter.

In der kommenden Woche soll im Keller der Unterkunft eine Kleiderkammer eröffnen. Ibrahim Sayed zeigt auf prall gefüllte blaue Säcke. Aus einigen schauen Kuscheltiere heraus. "Wir haben schon aus Berlin Spenden bekommen." Dort hat der Betreiber der Asylunterkunft, die Professionelle Wohn- und Betreuungsgesellschaft PeWoBe, ihren Sitz. Für Bewohner sind auch Spenden von Wolmirstedtern gerne gesehen.

Fahrradspenden gesucht

Den Menschen in der Schwimmbadstraße 2b würden auch Gartenbänke und -stühle helfen. "Die Zimmer sind zweckmäßig ausgestattet", sagt Ibrahim Sayed, "aber gerade jetzt im Sommer wäre es schön, wenn draußen genug Sitzgelegenheiten vorhanden wären."

Auch Fahrräder werden gebraucht. Das Heim verfügt bereits über drei Fahrräder. Die stehen jedem der Bewohner zur Verfügung und werden gerne für kurze Strecken genutzt. Es können gerne noch mehr werden. Sollten kleinere Reparaturen nötig sein, arbeitet die Gemeinschaftsunterkunft mit der Schülerfirma "Gutbikes" der Gutenberg-Schule zusammen. Auch der Hausmeister der Gemeinschaftsunterkunft unterstützt.

Wer die Gemeinschaftsunterkunft in der Schwimmbadstraße 2b mit Kleidung, Bänken oder Fahrrädern unterstützen möchte, kann sich in der Hausverwaltung unter der Telefonnummer 039201/32 24 21 melden.