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Helen Beyer berät Abhängige und hilft bei Vermittlung eines Therapieplatzes Das neue Gesicht der Drogenberatung

Von Ragna Iser 21.08.2012, 03:16

Wolmirstedt l Seit Juli ist Helen Beyer das neue Gesicht in der Drogenberatung beim Paritätischen. Zuvor in Schleswig-Holstein tätig, gibt die 27-Jährige Abhängigen nun in Wolmirstedt in der Bahnhofstraße Hilfestellungen. Doch nicht immer wollen sich Erkrankte helfen lassen. Viel hänge von der Einstellung im Kopf ab. Zuerst werde in Gesprächen die Diagnose für die Sucht geklärt. Dafür muss aber zunächst mit verschiedenen Kriterien geklärt werden, ob der Klient, so nennt die Drogenberaterin die Hilfesuchenden, überhaupt abhängig ist oder nicht.

Der Besuch bei der Drogenberatung nimmt den Abhängigen aber nicht die Therapie beziehungsweise den Entzug ab. Helen Beyer leistet lediglich Hilfestellungen bei der Kostenabrechnung und der Vermittlung eines Therapieplatzes. Im Anschluss können die Klienten für Nachsorge-Gespräche gern wieder zu ihr kommen. Außerdem empfiehlt sie den Abhängigen den Besuch von Selbsthilfegruppen. Wie lange jemand die kostenlose Beratung des Paritätischen in Anspruch nimmt, ist unterschiedlich. "Dies hängt von jedem individuell ab." Gezwungen werden könne niemand. An sich werde aber immer von einer lebenslangen Erkrankung gesprochen. "Der Abhängige muss lernen, sein Leben neu zu ordnen", erläutert Helen Beyer. Nicht immer falle es den Betroffenen leicht, ohne die Suchtmittel klarzukommen. Deshalb gebe es welche, die immer wieder Rat suchend zu ihr kommen.

Eine Droge, die besonders schnell abhängig mache, sei Heroin. In die Drogenberatungen des Paritätischen in der Börde kommt aber nur etwa alle drei Jahre ein Heroinabhängiger. Die Droge wurde heute auf den Tag genau von dem Chemiker Felix Hoffmann entdeckt. Damals waren die Suchterscheinungen des neu entdeckten Medikaments ziemlich unbekannt, weshalb die heute als illegal geltende Droge erst 1958 in Deutschland vom Markt genommen wurde.

Helen Beyer berät aber nicht nur Abhängige illegaler Drogen. Alkohol-, Nikotin- und Glücksspielabhängige gehören ebenso zu ihren Klienten. Außerdem führe sie auch Gespräche mit Angehörigen. Für diese sei es meist genauso belastend, mit der Sucht des Freundes oder Familienmitgliedes zu leben.

Bei den Suchterkrankten dominiert übrigens mit 80 Prozent das männliche Geschlecht. Begründung: Frauen hätten eine größere Hemmschwelle und würden sich deshalb weniger an Drogenberatungen wenden. 250 Klienten im Landkreis Börde suchen jährlich die Drogenberatung des Paritätischen auf. 80 Prozent davon seien Alkoholabhängig, 15 Prozent süchtig nach illegalen Drogen. Die restlichen fünf Prozent würden sich aus Medikamenten-, Nikotin- und Spielsüchtigen zusammensetzen.

Einen anderen Beruf kann sich Helen Beyer nicht vorstellen. Jeder Klient sei anders, jeder hätte seine eigene spannende Geschichte zu erzählen.

Die Drogenberatung in Wolmirstedt ist immer freitags von 8 bis 15 Uhr besetzt. Terminvergabe unter (03904) 65684.