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Studie zum demografischen Wandel in der Hohen Börde Entwicklungen erkennen und Antwort-Strategien entwickeln

Von Maik Schulz 04.03.2011, 12:38

Eine Anpassungsstrategie an den demografischen Wandel erarbeitet zurzeit ein von der Gemeinde Hohe Börde beauftragtes Experten-Team um den Wissenschaftler Wolfgang Bock (Volksstimme berichtete). Ein konkreter Untersuchungsansatz liegt vor. Um Ostern wollen die Demografie-Experten bei einem öffentlichen Forum mit den Handelnden aus den Dörfern der Hohen Börde ins Gespräch kommen.

Irxleben. Ein "Stuttgart 21" soll es bei der Erarbeitung der Demografie-Studie in der Hohen Börde nicht geben. Das haben Bock und Kollegen bereits zum Auftakt ihrer Arbeit Anfang Februar betont. Neben der Verwaltung und der Kommunalpolitik sollen auch die Bürger vor Ort mit auf die Reise genommen werden, wenn es um die Entwicklung der Hohen Börde in den nächsten zehn, 15 Jahren und um konkretes vorbeugendes Handeln geht.

Obwohl die Gemeinde Hohe Börde im Standortwettbewerb mit anderen Kommunen ganz gut dastehe, ergebe sich aufgrund des Bevölkerungswandels (Geburtenrückgang, Alterung der Bevölkerung) bei gleichzeitigem Rückgang der Zuschüsse "von außen" (Ende des Solidarpaktes 2019, erhebliche Absenkung der EU-Förderung) in der Zukunft gravierende Herausforderungen.

Präventiv-Strategien für zukünftiges Handeln

Als erste ländliche Gemeinde in Sachsen-Anhalt will die Hohe Börde ohne (derzeit) "akuten Leidensdruck" in einem Modellprojekt Antworten auf abzusehende Fragen finden. Jene Fragen und Antworten versucht das Expertenteam im Zusammenspiel mit der Gemeinde und ihren Bürgern zu formulieren. Bock nennt das "Präventiv-Strategien". "Bisher reagiert man auf den demografischen Wandel in der Bundsrepublik. Wir wollen dem zuvorkommen und rechtzeitig mit kurzfristigen und langfristigen Maßnahmen agieren. Das ist eine optimale Möglichkeit für die Gemeinde."

Ein Beispiel: In den östlichen Dörfern der Hohen Börde, im so genannten Speckgürtel von Magdeburg, sind seit der Wende neue moderne Wohnsiedlungen entstanden, in denen vor allem junge Familien mit Kindern wohnen. Die Gemeinde hat auf diese Entwicklung mit einer Verbesserung der Infrastruktur, vor allem bei der Kinderbetreuung, reagiert. "Aber was ist in 15 Jahren? Die Kinder dieser Familien ziehen größtenteils weg. Die Eltern bleiben. Und die modernen Betreuungseinrichtungen auch", erläuterte Bock. Und: Die Bevölkerung wird älter und hat entsprechende Bedürfnisse. Tendenziell wird aber das Versorgungsnetz – etwa mit Einkaufsmöglichkeiten oder Apotheken – in den Dörfern immer dünner. "Wie kann die Gemeinde darauf reagieren. Es gibt Modellprojekte, beispielsweise in der Altmark, wo Gemeinden zusammen mit aktiven, älteren Menschen Einrichtungen und Strukturen der ¿Hilfe durch Selbsthilfe‘ angeschoben haben. Das funktioniert gut und könnte auch hier funktionieren. Wir wollen das einmal vorstellen und ins Verhältnis mit den Gegebenheiten zur Hohen Börde setzen."

Auch einmal über den Tellerrand schauen

Über solche konkreten Ansätze wollen Bock und sein Team ins Gespräch kommen. Sein Mitstreiter, Harald Kegler von der Bauhaus-Universität Weimar, ist in Sachen Demografiewandel in der ganzen Welt unterwegs, möchte demnächst zusammen mit der Öffentlichkeit einmal über den Tellerrand der Hohen Börde schauen und erläutern, wie andernorts den Herausforderungen der Bevölkerungsentwicklung begegnet wird.

"In den vergangenen Wochen haben wir uns mit den Gegebenheiten und Fakten der Hohen Börde bekannt gemacht. Jetzt informieren wir uns über Vorstellungen der Verwaltung und der Spitzenvertreter der politischen Entscheidungsgremien. Dann folgt das Gespräch mit der interessierten Öffentlichkeit. Dabei wollen wir mehr über die von den Menschen vor Ort empfundenen Stärken und Risiken in ihrer Gemeinde erfahren – und unsere Einschätzungen abgeben."

Hilfreich dabei sind Bock zufolge mögliche Szenarien der abzusehenden Entwicklung. Sie erlauben die Gestaltung und das Durchspielen von mehreren möglichen Entscheidungen. "Daraus sind dann konkrete Vorhaben abzuleiten, die auch zu kurzfristigen Infrastrukturentscheidungen führen könnten", konstatiert Bock.