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Theatergruppe Déjà vu feiert heute um 19 Uhr Premiere von "Laut" Erwachsene Lebenswelten fein seziert

Von Gudrun Billowie 07.04.2011, 06:34

Wolmirstedt. Theaterfreunde aufgepasst! Am heutigen Donnerstag um 19 Uhr beginnt die Premiere des neuen Stückes der Theatergruppe Déjà vu. "Laut" heißt es und zwischendurch wird es auch laut. Richtig laut.

Die Mimen des Kurfürst-Gymnasiums haben sich eine Band eingeladen, die mitten im Stück ohrenbetäubende Akzente setzt. "Ben Racken" heißen die Jungs aus Magdeburg. Die Musik, für die sie brennen, ist Punkrock. Doch sie sind nicht einfach nur "Laut", sondern auch wunderbar poetisch, melancholisch, zumindest in den Texten. Sie wollen die Wüste zähmen, und ahnen bereits, am Ende steht jeder allein. Die Musik ist eher das Gegenteil von Poesie, nämlich Punk pur.

Doch auch die Zuschauer jenseits des Abituralters brauchen beim Besuch des Stückes nicht um ihre Trommelfelle zu fürchten, die Sprache im Schauspiel ist leise, meistens, und vor allem aber beklommen, bemächtigt sich der höflichen Floskeln, mit denen zivilisierte Menschen Hass und Abneigung überheucheln.

Das Stück "Laut" bohrt ziemlich gnadenlos in den Lebenswelten Erwachsener, alte Lieben fressen frische Wunden und man kann nur hoffen, dass das Stück maßlos übertreibt und im richtigen Leben am Ende die Herzenswärme gewinnt. Die äußere Handlung ist schnell erzählt. Drei Familien treffen sich am Valentinstag, sitzen am Kaffeetisch, der zu einem "grausam feinen Schlachtfeld" mutiert. Die Waffen sind Spitzendecke, Sahnetorte und feines Porzellan.

Die Darsteller der Erwachsenen sind Christian Jacob, Julia Jantos, David Leiffert, Stefanie Holze, Anne Rieke und Florian Orlowski. Alle sechs haben noch nicht einmal das Abitur in der Tasche, spielten während der Proben das Zischen, die betretenen Blicke so, als hätten sie schon ein halbes Leben in einer ehelichen Kältekammer überlebt. Deutschlehrer und Theatergruppenleiter Nils Kugler hat das Stück geschrieben. und als Zuschauer hofft man, dass das eigene Wohnzimmer nicht so vergiftet ist, wie die Bühne von Déjà vu.

Die Proben liefen verheißungsvoll. Ob die Aufführungen standhalten, ob sich am Ende alles zum Guten wendet, das kann jeder erfahren, der heute oder morgen jeweils um 19 Uhr den Weg in die Aula des Gymnasiums findet. Nils Kugler und sein Team freuen sich auf jeden Fall über vollbesetzte Stuhlreihen und rege Gespräche nach dem Verhallen des Schlussapplauses.