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Nordverlängerung der A 14 / Gespräch mit Ralf Eger, Vorsitzender der Bürgerinitiative "A14-so nicht!"/Der Tenor: Landschaft darf nicht auf alle Zeit verschandelt werden

13.04.2011, 04:37

Gegen die Pläne der A14-Nordverlängerung protestieren in den Orten der Niederen Börde immer mehr Bürger. Besonders engagieren sich die Samsweger, die durch die nur 175 Meter entfernt geplante Trasse besonders betroffen wären. Die haben kürzlich ihre vor fünf Jahren gegründete Bürgerinitiative (BI) "A14-so nicht!" wiederbelebt. Regina Malsch befragte dazu den Vorsitzenden Ralf Eger.

Volksstimme:Herr Eger, Sie haben sich wieder an die Spitze der Bürgerinitiative gestellt, obwohl Sie nicht mehr in Samswegen wohnen. Warum?

Ralf Eger: Ich habe zehn Jahre in Samswegen gewohnt und die Schönheit und Besonderheit der Region und der Colbitz-Letzlinger Heide lieben gelernt. Deshalb fühle ich mich immer noch sehr verbunden mit dem Ort. Außerdem besitze ich in Samswegen zwei Häuser, die vermietet sind. Ich bin also durchaus auch selbst betroffen.

Volksstimme:Obwohl die BI bei der ersten Vorstellung der Pläne vor fünf Jahren sehr aktiv war, wurden keine Korrekturen zugunsten Samswegens gemacht. Die Trassenführung wurde lediglich im Bereich Meitzendorf zum Schutz einer besonderen Libellenart leicht verändert. Was gibt Ihnen Hoffnung, dass die BI im jetzigen Planfeststellungsverfahren erfolgreich ist?

Ralf Eger:Wir müssen die Naturschutzbelange, für die der BUND verantwortlich ist, trennen von Menschenrechten und Lebensqualität. Für letzteres müssen die betroffenen Bürger selbst kämpfen. Das wurde vor fünf Jahren sehr engagiert getan und war keineswegs erfolglos. Wir hatten nach vielen Aktionen und Gesprächen mit Landrat Thomas Webel und Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre zumindest erreicht, dass der Baustart für den ersten Abschnitt erstmal nach hinten verschoben und das Stück ab Colbitz vorgezogen wurde. In den Jahren danach gab es de facto keinen Handlungsbedarf mehr, die BI schlief ein. Jetzt wurde sie durch den Einsatz beherzter, engagierter Bürger wiederbelebt.

Volksstimme:Was hat sich nach der mit 200 Betroffenen sehr gut besuchten Info-Veranstaltung Ende März getan?

Ralf Eger:Wie versprochen, geben wir allen interessierten Bürgern zur Wahrung ihrer Rechte Hilfestellung. Unter A14-sonicht@gmx.de kann man das Musterpapier anfordern. Das haben bereits weit über 200 Betroffene gemacht. Wer dann im Verteiler ist, bekommt automatisch aktuelle Informationen. So haben wir einen neuen Flyer mit den wichtigsten Fakten rund um das Verfahren und die Fristen herausgegeben. Am letzten Mittwoch hatten die Sprecher der BI mit Bürgermeisterin Erika Tholotowski eine Beratung zu den nächsten Schritten. Diese Runde richtet den Appell an die Bürger, Nachbarn, Freunde, Bekannte, selbst Besucher der Naherholungsgebiete bzw. die Eltern der Kinder, die in Samswegen zur Schule gehen, zu mobilisieren. Je mehr deutlich umformulierte und personifizierte Einwände vorliegen, desto besser unsere Position gegen die A14 in unserem Gebiet. Diese müssen bis 14. April schriftlich in der Gemeinde Niedere Börde vorliegen oder bis 15. April per Einschreiben an das Landesverwaltungsamt nach Halle geschickt werden. Soweit möglich werden Kopien dieser Widersprüche dem Landrat übergeben, um auch auf politischer Ebene Unterstützung zu bekommen. Dies alles war auch Gegenstand eines Workshops in Jersleben am Freitag.

Volksstimme:Der Kreis und die betroffenen Gemeinden haben einen gemeinsamen Standpunkt: Untertunnelung des Mittellandkanals statt der gigantischen Brücke sowie deutlich mehr Lärmschutz. Ihre Bürgerinitiative will aber mehr erreichen.

Ralf Eger:Richtig! Wir sind wie der BUND für den vierspurigen Ausbau der B189. Damit würde zwischen Dahlenwarsleben und Colbitz der Wahnsinn, der die Landschaft für alle Zeit verschandelt, verhindert. Aus unserer Sicht ist es eine Frage der Vernunft, schließlich haben wir mit der A2 und der vierspurigen B189 bis hinter Wolmirstedt eine sehr gute Verkehrsanbindung. Wird das Stück Bundesstraße zur Autobahn, hätten die Barleber und Wolmirstedter den Vorteil, Anspruch auf komfortablen Lärmschutz zu haben. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass die Untertunnelung vom Land nie ernsthaft in Erwägung gezogen wurde. Der Bau des Tunnels bei Elbeu liegt den Verantwortlichen heute noch schwer im Magen. Damals sind einfach zuviel Pannen passiert; das ganze Land hat gelacht. Dieses Waterloo soll es nicht noch einmal geben.

Volksstimme:Wie geht es denn nach dem 15. April weiter?

Ralf Eger:Alle Einsprüche werden durch das Landesverwaltungsamt geprüft. Das kann ein halbes bis ein Jahr dauern. Dann findet ein Erörterungstermin statt, zu dem alle Antragsteller eingeladen werden. Jeder kann dort seine Bedenken noch mal mündlich untermauern. Bei der Fülle von Anträgen ist es gut möglich, dass dafür mehrere Tage eingeplant werden müssen. Danach werden die Pläne dann noch mal überarbeitet oder auch nicht. Auf jeden Fall steht fest, dass frühestens 2020 mit dem Bau begonnen werden kann. Aber wie gesagt, wir hoffen sehr, dass die Vernunft siegt und zumindest der erste Streckenabschnitt der Nordverlängerung überhaupt nicht realisiert wird.