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Einstige Klosteranlage Groß Ammensleben gehört seit 1993 zur Straße der Romanik Zwei Gemeinden, zwei Krippenspiele

Von Klaus Dalichow 24.12.2009, 04:53

" Börde-Perle " lautet der Titel unserer Serie, in der wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, touristische Perlen vorstellen, die für viele Bewohner im neuen, nun größeren Landkreis bisher eher im Verborgenen glänzen. Heute : das einstige Benediktinerkloster Groß Ammensleben.

Groß Ammensleben. Die ehemalige Klosterkirche nutzen beide Konfessionen, dadurch gibt es am heutigen Heiligen Abend zwei Krippenspiele. Das erste um 18 Uhr ist Teil der evangelischen Christvesper, das zweite um 21 Uhr der katholischen Christmette. Eigentlich gehört das Bauwerk der Katholischen Pfarrgemeinde. Doch seit 430 Jahren wird in der Kirche auch evangelischer Gottesdienst abgehalten. Auf Anordnung des Landesherren musste das Kloster 1580 einen protestantischen Prediger anstellen und entsprechende Gottesdienste zulassen ...

Die Historie der das Ortsbild prägenden Kirche ist bewegt. Ein kurzgefasster Abriss verdeutlicht das : 1129 gehen die Augustinerchorherren nach Sachsen. Die Kirche wird durch den Magdeburger Erzbischof Norbert von Xanten an Benediktinermönche übertragen. Es erfolgt ihr Ausbau und sechs Jahre später die Weihe. Schutzpatrone werden die Heiligen Peter und Paul. Das Kloster wird in den Rang einer Abtei erhoben. Durch geschicktes Verhalten der Bewohner bleibt es im Bauernkrieg unangetastet. Dafür muss es im 30-jährigen Krieg unter den Kaiserlichen Truppen leiden. 1804 hebt der preußische König Friedrich Wilhelm III. das Kloster auf. Es wird in ein landwirtschaftliches Gut verwandelt. Zeitgleich lebt die alte Pfarrei wieder auf. Im Zuge der Bodenreform wird die Kirche 150 Jahre später Volkseigentum. 2000 erfolgt ihre Rückübertragung an die katholischen Pfarrei.

Die Domäne als landwirtschaftliches Gut geht nach 1989 in die Verwaltung der Treuhand über. Aus deren Obhut ersteigt die Kommune 2000 die Liegenschaft, um den Verfall der historischen Gebäude zu stoppen. 2005 wird ein mit Fördergelder errichtetes Informations- und Besucherzentrum eingeweiht. Aus der alten Klostermühle im Fachwerkstil wurde ein attraktiver Anlaufpunkt für Tagestouristen mit einer Räumlichkeit für Vorträge, die die ortsansässige Kulturhistorische Gesellschaft nutzt, und einen Raum für dauerhafte und wechselnde Ausstellungen. In den Zwischenbau wurden Toiletten eingebaut und die alte Schmiede als solche wiederhergestellt. Hier kann der Besucher Schmiede-Esse und Blasebalg, Ackerwerkzeuge und historische Gerätschaften bestaunen. Zwei ABM-Kräfte trugen mit viel Improvisationsgeist die Exponate für die Dauerausstellung im Erdgeschoss der alten Klostermühle zusammen. Es wurde eine umfangreiche Zeittafel erarbeitet, eine Dokumentation über die Schätze der ehemaligen Klosterkirche, Schautafeln, die das Kloster in seiner Blütezeit zeigen, und vieles mehr. Heute sind es Bettina Behns als festangestellte Mitarbeiterin und Ingrid Kirchner als Ein-Euro-Jobberin, die in zwei Schichten dafür sorgen, dass das Besucherzentrum von Montag bis Freitag tagsüber besetzt ist und Touristen Informationen zur Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters und des späteren preußischen Domänenamtes bekommen. Bei rechtzeitiger telefonischer Anmeldung ( 03 92 02 5 91 48 sind sogar Führungen am Wochenende möglich.