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Ina und Kevin Brentrop sehen vor allem mit den Händen Eheleute finden ihr Glück nicht nur privat, sondern auch beruflich

Von Gudrun Billowie 20.10.2009, 09:15

Wolmirstedt. Es regnete Bindfäden und doch war der 17. Oktober der schönste Tag im Leben von Ina Martin und Kevin Brentrop. An diesem Tag gaben sie sich im Wolmirstedter Standesamt das Ja-Wort. " Vor sechs Jahren und einem Tag haben wir uns kennengelernt ", erzählt Ina, die nach der Eheschließung nun ebenfalls Brentrop heißt.

Beide sind in Wolmirstedt längst keine Unbekannten mehr, betreiben sie doch seit drei Jahren eine Massagepraxis. Ina und Kevin Brentrop sind sehbehindert, haben einen Beruf gewählt, in dem sie vor allem mit ihren Händen sehen. Das Konzept ging auf. Schnell wurde ihre Praxis zu klein. Vor kurzem haben sie sich sowohl räumlich als auch personell vergrößert. Ein weiterer Masseur wurde eingestellt, und die Mutti von Ina übernahm die Anmeldung. " Die eigene Praxis haben wir uns eigentlich erst mit 40 erträumt ", erzählt die Braut, " dass wir sie schon als 19-Jährige gründeten, damit ist schon ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. "

Mit der Wahl des Berufes fügte sich auch das private Glück des Paares. Ihre Ausbildung zum Masseur absolvierten beide in Chemnitz. " Wir trafen uns gleich am ersten Tag in der Kennenlern-Runde und haben uns auf Anhieb verstanden ", erzählt Ina Brentrop. Das ist bis heute so geblieben. Oft werden die beiden gefragt, wie sie es aushalten, sowohl den Beruf als auch das Privatleben miteinander zu teilen. " Wir harmonieren eben ", ist die einfache Antwort.

In Wolmirstedt landeten sie ebenfalls aus beruflichen Gründen. Das Ende der Ausbildung markiert ein Anerkennungspraktikum, dafür bewarben sich beide im Wolmirstedter Seniorenwohnpark. In dieser Zeit fassten die Dresdnerin und der Magdeburger Fuß in der kleinen Stadt an der Ohre und blieben. " Eigentlich wollten wir weiterziehen, aber mittlerweile wird Wolmirstedt immer mehr unsere Heimat. " Inzwischen ist Ina Brentrop 22 Jahre alt, ihr Mann ist 23. Beide haben ihre Sehkraft nicht völlig verloren. Sie leben in ihrer eigenen Wohnung, haben einen kleinen Hund und bewirtschaften einen Garten. " Ich koche und backe für mein Leben gern ", sagt Ina. " Inzwischen gibt es Gameboys, die die Rezepte sprechen. Außerdem braucht man in der Küche sowieso vor allem die Hände. "

Beide gehören zur Wolmirstedter Selbsthilfegruppe für Sehbehinderte. Kevin Brentrop übernimmt im nächsten Jahr deren Vorsitz. " Irgendwann denken wir auch über Familienplanung nach ", sagt Ina und lacht. Das tut sie übrigens gern.

Bei soviel Glück hatte auch der Himmel Erbarmen, denn als beide mit ihren Gästen nach der Trauung aus dem Standesamt traten, schien die Sonne, und der Baumstamm wurde trockenen Hauptes zersägt.