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BUND trifft sich mit Mitgliedern der Bürgerinitiative zum Bedenkenaustausch Trotz Autobahn: Mose soll nicht an Lebensqualität einbüßen

Von Claudia Labude 16.07.2009, 05:02

Am Kulturhaus in Mose ist es derzeit ziemlich laut. Doch der Baulärm ist gewollt, vor dem Gebäude werden neue Parkf ächen errichtet und der Spielplatz erneuert. Lärm, den die Moser Bürger nicht wollen, ist der, den sie durch die geplante Nordverlängerung der Autobahn 14 befürchten müssen. Deshalb trafen sich gestern Mitglieder der Bürgerinitiative ( BI ) mit Vertretern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland ( BUND ), um über ihre Bedenken zu sprechen.

Mose. Lange muss Ortsbürgermeisterin Helga Steinig nicht warten, bis hinter ihr an der Kreuzung am Ortseingang Mose die Lkw entlangrauschen. Die anwesenden Pressevertreter schießen ihre Fotos, ein Kamerateam flmt die aktuelle Verkehrsbelastung …

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland ( BUND ) hat zu einem Aktionstag geladen. Die Aktivisten kämpfen seit Jahren gegen die geplante Nordverlängerung der Autobahn 14 in Richtung Schwerin. Das Planfeststellungsverfahren für den Abschnitt 1. 2, die geplante Anschlussstelle Wolmirstedt kurz vor Colbitz, läuft. Aktuell werden die Einwendungen der betroffenen Bürger und Interessengruppen beim Landesverwaltungsamt in Halle geprüft.

Besonders für die gut 360 Einwohner der Ortschaft Mose ist die geplante Autobahntrasse eine Schreckensvision. " Wir sind dann vom Lärm eingekesselt ", erklärt Ortsbürgermeisterin Helga Steinig, die gleichzeitig stellvertretende Sprecherin der Bürgerinitiative Mose / Baltzersiedlung ist. Was die BI stört, ist, dass der eigentlich erste Abschnitt der A 14 Nordverlängerung – der Lückenschluss zwischen Dahlenwarsleben und der Anschlussstelle Wolmirstedt – auf unbestimmte Zeit ausgespart wird.

Im Gegegensatz zu den Vertretern des BUND ist die Bürgerinitiative nicht gegen die Autobahn. Stattdessen kämpfen sie nachdrücklich dafür, dass die Ortschaft ausreichende Lärmschutzmaßnahmen erhält. " Wir sind nämlich keine Schlafburg, es haben viele junge Familien bei uns gebaut, auch Kinder gibt es in Mose viele ", erwähnt die Ortsbürgermeisterin. Deshalb liege der Initiative viel daran, die Lebensqualität innerhalb der Ortschaft trotz geplanter Autobahn hoch zu halten.

" Die A 14-Nord zerstört Siedlungen und vernichtet Existenzen "

BUND-Bundesvorsitzender Hubert Weiger und Landesgeschäftsführer Oliver Wendenkampf wollen mit ihrem Aktionstag alternative Strecken zur geplanten Nordverlängerung aufzeigen. Ihr Ziel ist es, statt der Autobahn die vorhandenen Bundesstraßen ausbauen zu lassen. " Wir fordern die Einführung der Kategorie ‚ 2 + 1 ‘, also den Ausbau der Bundesstraßen mit wechselseitigen Überholspuren. In Frankreich funktioniert das beispielsweise einwandfrei ", sagt Hubert Weiger. Diese Optimierung des vorhandenen Straßennetzes würde nicht nur enorme f nanzielle Einsparungen mit sich bringen, sondern auch die Natur und die Gesundheit der Anlieger schonen.

Obwohl man von Beginn an bei den Aktivitäten gegen die A 14 mit den Bürgerinitiativen " Seite an Seite " kämpfen würde, wie Wendenkampf betont, seien dem BUND formaljuristisch die Hände gebunden : " Wir können immer nur dann Rechtsmittel gegen das Planfeststellungsverfahren einlegen, wenn naturschutzfachliche Belange betroffen sind ", erläutert Bundesvorsitzender Weiger.

Derzeit würde beim Europäischen Gerichtshof verhandelt, ob der BUND künftig auch im Namen der betroffenen Menschen, also beispielsweise in puncto Emmissionsschutz, klagen könne. Denn dass die geplante Nordverlängerung auch den Bürgern schadet, dessen ist sich auch der BUND bewusst. " Die A 14-Nord zerstört direkt und indirekt die anliegenden Siedlungen, vernichtet Existenzen und nimmt den Menschen die Lebensqualität ", gibt Weiger ein kämpferisches Statement ab.

Die Bedenken der BI Mose / Baltzersiedlung, die im gemeinsamen Gespräch zur Sprache kommen, sind für die Umweltschützer nicht neu. Sobald die Anschlussstelle Wolmirstedt bei Colbitz befahrbar ist, hat das eine enorme Erhöhung der Verkehrsbelastung und damit mehr Lärm von der B 189 zur Folge. " Vielleicht ist das in der Planung auch so beabsichtigt – wenn sichtbar wird, wie sich hier zwischen Mose und Wolmirstedt alles staut, ist das doch das beste Argument dafür, den umstrittenen Abschnitt zwischen Dahlenwarsleben und Colbitz trotz Kritik in Angriff zu nehmen ", mutmaßt Helga Steinig.

" Unserer Meinung nach sind noch nicht

alle Messen gesungen "

Derzeit bleibt den Betroffenen aber nichts weiter, als abzuwarten. Denn beim Landesverwaltungsamt in Halle werden die Einwendungen aus der Region noch geprüft. Auch die Vertreter des BUND wissen noch nicht, wann der Erörterungstermin, zu dem alle Einsender von Einwendungen geladen werden, stattf nden wird.

Nach dem Zwischenstopp in Mose fuhren die Natur- und Umweltschützer zusammen mit den Pressevertretern weiter nach Wittenberge, wo ein Treffen mit der Bürgerinitiative " B 189 / B 5 – statt A 14 " auf dem Programm stand. Heute wird in Schwerin eine Sonderlandespressekonferenz stattf nden, auf der die Problematik der geplanten A 14-Route durch Mecklenburg-Vorpommern erörtert werden soll. Denn für die Vertreter des BUND sind, was die geplante Nordverlängerung betrifft, laut Geschäftsführer Oliver Wendenkampf " noch längst nicht alle Messen gesungen ".