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Besuch in der Kostümwerkstatt von Sabine Pauke in Tangermünde Anprobe für den Festumzug – Karl Grau kommt ganz in Grau als Karl der Große

Von Regina Malsch 03.04.2009, 05:06

Über 500 Teilnehmer werden am Sonntag, dem 21. Juni, ab 14 Uhr zu Fuß, hoch zu Ross, in Kutschen und auf Wagen, im Festumzug quer durch die Stadt ziehen und die wechselvolle Geschichte der Ohrestadt in über 40 Bildern auf eben lassen. Kostümierung und Beiwerk sind das I-T üpfelchen. Deshalb machten sich vergangene Woche Anette Pilz und Bettina Behns auf den Weg in die Kostümwerkstatt von Sabine Pauke nach Tangermünde.

Wolmirstedt / Tangermünde.

" Das wird der Mantel für Karl den Großen. Keine Angst, alles wird pünktlich fertig ", sagt Sabine Pauke. Die Inhaberin der Kostümwerkstatt Tangermünde näht gerade goldene Litzen auf einen schweren roten Stoff, als Besuch aus Wolmirstedt bei ihr anklopft. Anette Pilz und Bettina Behns haben sich für letzte Absprachen zur Ausstattung des Festumzuges zur 1000-Jahr-Feier angesagt.

" Mit liegt sehr viel daran, dass die Ausstattung weitgehend historisch korrekt ist, schließlich haben wir einen Ruf zu verlieren. Aber es geht natürlich auch darum, die Leute zu unterhalten und für Glanz und Gloria zu sorgen. " Wolmirstedt liegt Sabine Pauke besonders am Herzen, weil die Verantwortlichen für das bunte Historienspektakel bereits vor Jahren mit ihr Kontakt aufgenommen und rechzeitig die Listen mit den gewünschten Kostümen einschließlich der Größen zugeschickt haben. " Ihre kümmert euch wirklich vorbildlich. Das ist leider nicht immer so ", lobt sie ihre Gäste.

Die Schneiderin hat über 3000 Kostüme in ihrer Ausleihe. Aus diesem Fundus werden beispielsweise die Slawen, Bauern, Fischer, Nonnen, Knappen, Soldaten, Herolde oder Pestkranke eingekleidet. Damit alles stimmig ist, hat sich Sabine Pauke sehr viel mit der Geschichte beschäftigt. Wie sahen die Stoffe aus, wie die Kopfbedeckung, welcher Schmuck wurde bevorzugt ?

Von Kaiser Karl weiß sie, dass er es nicht so prunkvoll mochte, eigentlich ein bescheidener Mensch war. Trotzdem bekommt er einen recht prächtigen Mantel, " weil die Leute sehen sollen, dass er ein Herrscher war ". So wie Karls Gewand müssen weitere Kostüme extra genäht werden. Wie aber zieht man den Kurfürsten Joachim Friedrich und sein Gefolge – eines der wichtigsten Bilder des Festumzuges – an ? Und wer war eigentlich Burgamtmann Stefan Wlöme ? Ganz zu schweigen vom falschen Waldemar, von dem die Kostümbildnerin noch nie etwas gehört hat.

Museumsleiterin Anette Pilz weiß Rat, hat historische Zeichnungen und Bilder mitgebracht. So soll Erzbischof Thietmar von Walbeck, auf den die Ersterwähnung Wolmirstedts zurückgeht, einen Umhang, Mitra und Krummstab tragen. Für den Apotheker wünscht sich die Leiterin der Arbeitsgruppe Festumzug eine weiße Perücke, die Bierbrauer sollen einheitliche Schürzen tragen. Noch keine rechten Vorstellungen haben die Wolmirstedter, wie der historisch verbürgte Bau der Wasserkunst dargestellt werden könnte. Sabine Pauke schlägt einen Architekten mit einem überdimensionalen Zirkel vor.

" Es passiert immer was, eine geplatzte Naht ist aber sicher

kein Problem "

Die Ratsherren und den Bürgermeister an der Spitze des Umzug möchte sie einheitlich mit schwarzen Umhängen, Hüten mit Feder und großen weißen Tellerkragen ausstatten. " Das sieht sehr erhaben aus, gibt ein schönes, einheitliches Bild ", meint sie. Die Verkündung von Statuta und Willkür durch den Rat 1590 sollen Abgeordnete von Heute in historischer Kleidung mit Glocke und großer Papierrolle spielen.

" Spielen im wahrsten Sinne des Wortes. Die Teilnehmer müssen schon ihren Rollen Leben einhauchen. Hochwohlgeborene sollten huldvoll winken, Soldaten mit dem Säbel rasseln, Nonnen die Hände zum Gebet falten, Kranke stöhnen und jammern. Man kann die Zuschauer beispielsweise vom Bier kosten lassen. " Von großem Unterhaltungswert sei nach ihrer Erfahrung der Zug der Pestkranken, ganz grauenhaft geschminkt.

An der Spitze werden Pestärzte mit schnabelartigen Masken und großen Rasseln laufen. Oder die Hexe, die zum Scheiterhaufen getrieben wird. Die soll nach Vorschlag der Kostümbildnerin wie die Tangermünder Hexe Grete Minde aussehen, mit einem zerschlissenen Leinenkleid, jung und hübsch, aber verdreckt und mit eisernen Fuß- und Armfesseln.

" Um Gottes Willen, wie soll die denn die lange Strecke überstehen ? Wir werden fast drei Stunden unterwegs sein. " Nach dem Pilzschen Einwand sind die Fußfesseln gestrichen. Ansonsten sind die Verantwortlichen für den Umzug für jeden Hinweis dankbar. So gibt die Kostümbildnerin den guten Rat, sehr sorgfältig die Ausund Rückgabe der Kostüme und des Beiwerkes zu registrieren. Schließlich muss alles vollständig und in gutem Zustand zurückgegeben werden. " Es passiert immer was. Eine geplatzte Naht ist sicher kein Problem, aber wenn eine Kostümjacke, wie schon mal passiert, mit Ölfarbe verschmiert wird, muss ich die Kosten für die Reinigung in Rechnung stellen ", so die Tangermünderin.

Wenigstens eine Woche vorher werden die Kostüme an die Darsteller ausgegeben, die dann zu Hause vor dem Spiegel schon mal ihre Rolle üben können. Geklärt ist, dass Mitarbeiter des DRK einige Darsteller schminken. Einige Kostüme, wie die der Flüchtlinge oder Pestkranken, müssen beschmutzt werden. " Ich schlage vor, dass dies auch erst vor Ort gemacht wird, weil die Teilnehmer sonst glauben, sie müssen getragene Sachen anziehen. " Außerdem muss noch eine Lösung gefunden werden, wo sich die Leute nach dem Umzug umziehen und die Kostüme zurückgeben können.

Los geht der etwa 400 Meter lange Umzug am Sport- und Freizeitzentrum und von dort dann quer durch die Stadt. Tribünen mit Bildbeschreibern werden in der Bahnhofstraße und Geschwister-Scholl-Straße, Höhe Friedrich-Ebert-Straße, aufgebaut. Der Umzug endet in der Triftstraße. Wie Bettina Behns informiert, haben für den neuzeitlichen Teil Schulen, Vereine und Betriebe Verantwortung übernommen.

Außerdem hat sich Barleben mit einer Abordnung gemeldet, wird sich der Magdeburger Ottonen-Verein mit 15 Personen, darunter Otto und Editha, einreihen. Neu dabei sind außerdem der Walbecker Turmfalkenverein und eine Kapelle aus der Partnerstadt Wunstorf.

Wer jetzt Lust bekommen hat, ebenfalls an dem Spektakel teilzunehmen : Es werden noch einige Statisten, beispielsweise Pestkranke oder auch Ersatzleute für die Hauptrollen gesucht. Kontakt : ( 039 201 ) 2 13 63.