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Verbandstag des Kreisbauernverbandes Börde in Niederndodeleben Bördekreis-Landwirte wollen Unterstützung von der Politik

Von Burkhard Steffen 09.03.2009, 06:06

Wie groß das Interesse der Politik an einer funktionierenden Landwirtschaft ist, wurde auf dem Verbandstag des Kreisbauernverbandes Börde am Sonnabend in Niederndodeleben deutlich. Neben Ministerin Petra Wernicke ( CDU ) und der Bundestagsabgeordneten Waltraud Wolff ( SPD ) waren sechs Landtagsabgeordnete gekommen, um mit den Landwirten über deren Sorgen und Probleme zu reden.

Niederndodeleben. Und Sorgen haben die Landwirte des Landkreises Börde wahrlich genug. " Das Jahr 2008 begann mit einem Hochgefühl. Getreide- und Milchpreise auf Rekordniveau, die Lager leer, Nahrungsmittel ein Top-Thema in den Medien. Im März purzelten als Folge hoher Liefermengen die Milchpreise, zu Ostern nach ersten Anzeichen einer Finanzkrise auch die spekulativ überhitzten Getreidepreise. Der Markt hatte uns wieder, angesichts gestiegener Futter- und Betriebsmittelpreise und der katastrophalen Lage auf dem Milchmarkt, in verschärfter Form ", begann Verbandsvorsitzender Hans-Joachim Kraus seine Rede.

" Der Absatz von

Biokraftstoffen ist

fast zum Erliegen

gekommen "

Er ging dann auch gleich auf die Konjunkturprogramme der Bundesregierung und die Erwartungen der Landwirte daran ein. " Wir erwarten die längst überfällige Angleichung der Agrardieselbesteuerung an die niedrigen Steuersätze unserer EU-Nachbarstaaten. Wir fordern einen langfristigen Erhalt der vollen Bundeszuschüsse für die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft sowie die Ermöglichung einer betrieblichen Gewinnrücklage in der Bilanz als Risikovorsorge für extrem schwankende Preise und Kosten. "

Zumindest bei den Bundeszuschüssen für die Berufsgenossenschaft konnte Bundestagsabgeordnete Waltraud Wolff den Landwirten eine gute Nachricht übermitteln. " Diese Zuschüsse sollen im vollen Umfang erhalten bleiben ", sicherte sie zu.

Kraus berichtete auch über die Enttäuschung der Landwirte über das Ergebnis der Schlussrunde zum Gesundheitscheck der EU-Agrarpolitik. " Die Einführung der Besteuerung für Biokraftstoffe führte zu einem massiven Einbruch in der Biokraftstoffbranche. Der Absatz von Biodiesel an den Tankstellen ist fast zum Erliegen gekommen ", schnitt er ein weiteres heißes Thema an und betonte, dass es trotz der Bemühungen des Bauernverbandes nicht gelungen sei, die Steuerbelastungen für Biokraftsstoff zurückzudrehen. Davon kann besonders der Gastgeber des Verbandstages, Ronald Westphal, ein Lied singen. Die Niederndodeleber Landwirte sind am Magdeburger Bioölwerk beteiligt.

Prekär sei auch die Lage der Milchbauern, die derzeit angesichts des weiter sinkenden Milchpreises um ihre Existenz bangen, zählte Hans-Joachim Kraus weiter auf. " Der Preis für abgepackte Butter liegt derzeit bei 65 Cent und ist damit so niedrig wie zuletzt 1948 ", zog er einen Vergleich. " Sechs landwirtschaftliche Unternehmen aus unserem Landkreis sind bereits aus der Milchproduktion ausgestiegen. Aber mit jeder Milchviehherde, die aufgegeben wird, gehen unserem ländlichen Raum Wertschöpfung und Arbeitsplätze verloren. "

Ein weiteres Problem sei die Förderung der benachteiligten Gebiete für die landwirtschaftliche Produktion, fuhr Hans-Joachim Kraus fort. " Die EU hat im Landkreis Börde rund ein Viertel der landwirtschaftlichen Nutzfäche als benachteiligte Gebiete eingestuft. Für diese Flächen werden seit 2007 in Sachsen-Anhalt nur noch 50 Prozent der ursprünglichen Fördermittelsumme zur Verfügung gestellt ", kritisierte Kraus. Hier konnte Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke den Bördekreisbauern Mut machen. So sollen die Ausgleichszahlungen für die benachteiligten Gebiete ab 2009 wieder zu den gleichen Rahmenbedingungen und in der vollen Höhe wie 2006 gezahlt werden.

" Ein Päckchen Butter kostet mit 65

Cent soviel wie zuletzt 1948 "

Landwirte des Landkreises Börde arbeiten auch aktiv in den Vorständen, Fachgruppen und Einzelprojekten in den vier Lokalen Aktionsgruppen des LEADER-Programmes mit, informierte der Kreisverbandsvorsitzende. Dabei seien einige interessante Projekte, die der weiteren Entwicklung des ländlichen Raumes dienen sollen, erarbeitet und eingereicht worden. So gehe es um die Beschaffung von Spezialtechnik zur Herstellung von Holzhackschnitzeln von Rohstoffreserven aus Feldgehölzen und Gewässerrändern, um die Pf ege landwirtschaftlicher Wege zur multifunktionalen Erschließung der Landschaft, um den Aufbau eines Zentrums für Bildung und Forschung von regenerativen Energiesystemen in Süplingen sowie um ein Beregnungsprojekt in der Region der Einheitsgemeinde Sülzetal.

Neben der heiß diskutierten Agrardieselbesteuerung spielte in der Diskussion auch die zunehmende Versiegelung von landwirtschaftlicher Nutzf äche in Deutschland eine Rolle. So ist man derzeit vom Ziel der Bundesregierung, den Flächenverbrauch auf 30 Hektar pro Tag zu senken, weit entfernt. Gegenwärtig werden in Deutschland täglich etwa 113 Hektar (!) der Landwirtschaft entzogen. Deshalb forderten die Landwirte beispielsweise den geplanten Hartgesteinsabbau in Schackensleben und Eickendorf sowie die Kiesgewinnung in den Elbauen kritisch zu überprüfen.

Mit einer netten Geste endete der Verbandstag. Angesichts des bevorstehenden Internationalen Frauentages gab es für jede Teilnehmerin an der Veranstaltung eine Rose.