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19. Sachsen-Anhaltischer Storchentag in Isterbies Prinzesschen-Ring als Auszeichnung für engagierte Storchenfreunde

Von Petra Wiese 18.10.2010, 06:22

Loburg ist nicht nur Heimstatt für verletzte Störche, sondern auch Mekka für Weißstorchschützer landesweit und da-rüber hinaus. Der 19. Sach-sen-Anhaltische Storchentag führte am Wochenende wieder zahlreiche Storchenfreunde zum Austausch zusammen.

Loburg/Isterbies. Eine Überraschung erwartete die versammelten Storchenfreunde. Stefan Wildegans, der vor einigen Jahren die Initiative "Freundeskreis für ein Prinzesschen-Denkmal" ins Leben gerufen, ergriff das Wort. Nachdem das Denkmal dank vieler kleiner und größerer privater Spenden im Sommer eingeweiht werden konnte – eine Kopie sollte im Landtag Sachsen-Anhalts stehen, empfahl Wildegans – hat man sich nun etwas neues überlegt. Dazu wurde der Original-Ring von Storchendame Prinzesschen kopiert und die ersten Bronze-Abdrücke gegossen. Dieser Ring soll nun als Symbol der Verbundenheit an engagierte Storchenfreunde vergeben werden.

Prinzesschen-Film auch in Vietnam

Die ersten drei Personen konnten beim Storchentag diese Auszeichnung erhalten. Der erste Ring ging an Horst Graff für 60 Jahre in der Weißstorchbetreuung und mehr als 3 000 Beringungen. Als Zweiter nahm Holger Meyer den Prinzesschen-Ring in Empfang für seine Aufarbeitung der Telemetriedaten von den Senderstörchen. Als Dritte im Bunde der Geehrten war die treue Seele vom Storchenhof, Erika Herbst, auserwählt, den Prinzesschen-Ring zu erhalten. Letztere wollte aber erst gestern zu den Storchenfreunden stoßen. Ihr sollte der Ring nachträglich überreicht werden.

Wen er nicht per Handschlag empfangen konnte, den begrüßte Loburgs Storchenvater Dr. Christoph Kaatz in seiner kurzen Eröffnungsansprache zum 19. Sachsen-Anhaltischen Storchentag. Ein kleiner, diesmal jubiläumsfreier Storchentag zwar, aber dennoch bedeutend genug, dass der Saal der Isterbieser Parkgaststätte auf volle Größe geöffnet werden musste, um allen Teilnehmern Platz zu bieten. Bedeutend genug, um Sachsen-Anhalts stellvertretenden Ministerpräsidenten und Finanzminister Jens Bullerjahn anzulocken.

Loburgs Ortsbürgermeister Bernd Wünschmann dankte in seiner Begrüßung für die engagierte Arbeit, die auf dem Storchenhof geleistet würde.

Bullerjahn gab zu, im Vorfeld nicht so viel über die Arbeit des Storchenhofes gewusst zu haben, die vom Vogelschutz bis zur Bildung für Kinder und Erwachsene reicht. Den Prinzesschen-Film lobte er als "Marketing reinster Kultur für Sachsen-Anhalt". Er sei erstaunt gewesen, wie man Menschen begeistern kann. "Ich musste meine Vorstellung, von dem was sie hier machen, stark revidieren", bekannte Bullerjahn. Auch habe er erfahren, welcher Aufwand betrieben wird, um alles zu finanzieren.

Von Klaus Rehda, dem Präsidenten des Landesamtes für Umweltschutz (LAU), sei ihm gleich mit auf den Weg gegeben worden, dass man sich in diese Richtung unterhalten müsste. "Ich bin nicht der, der Geschenke verteilt", machte Bullerjahn deutlich, "aber jemand, mit dem man reden kann". An die Familie Kaatz richtete er eine Einladung zum Kaffeetrinken, um einmal in Ruhe sprechen zu können.

LAU-Präsident Klaus Rehda übermittelte Grüße von Landwirtschafts- und Umweltminister Hermann Onko Aikens, bevor er darauf einging, dass viele Dinge im Umweltschutz ohne Ehrenamt gar nicht möglich wären. "Gerade der Storchenhof ist uns ein verlässlicher Partner auf hohem fachlichen Niveau", sagte er.

Rehda schnitt in seinen Ausführungen eine ganze Reihe von Problemen im Land an: vom Flächenverlust, über die Zersiedelung und Zerschneidung der Landschaft bis hin zu Intensiv-Landwirtschaft und Klimawandel. All das werde am Naturschutz nicht spurlos vorübergehen, prophezeite er, brachte die wachsende Anzahl der Biogasanlagen – derzeit schon mehr als 200 in Sachsen-Anhalt – ins Spiel und die damit verbundene Maisproduktion im Daueranbau. Das stelle für die Artenvielfalt ein großes Problem.

Eine positive Sache, was die Artenstruktur angeht, lag ihm abschließend am Herzen. Elf Wölfe gäbe es inzwischen auf dem Gebiet des Truppenübungsplatzes Altengrabow, verkündete Rehda nicht ohne Stolz.

Prinzesschen-Film auch in Vietnam

Ebenso stolz teilte der Storchenvater den Tagungsteilnehmern mit, dass der Film über "Die Reise der Störche" gerade in Vietnam gelaufen sei. Die DVD gab es sowohl für Jens Bullerjahn als auch für Klaus Rehda als kleines Geschenk –nicht in vietnamesisch, sondern in der deutschen Fassung natürlich. Auch ein neu aufbereiteter Film über Prinzesschen konnte in Isterbies vorgestellt werden, der zu den vielfältigen Angeboten am Verkaufsstand des Storchenhofvereins gehörte.

Der erste Vortrag der Tagung war Dr. Christoph Kaatz vorbehalten. Er berichtete an Hand von Fotos von seinen Eindrücken und Erlebnissen beim Internationalen Ornithologen-Kongress in Brasilien. Kaatz wiederholte seinen Appell an seine Mitstreiter, dass sie den nächsten Kongress in vier Jahren in Tokyo nicht verpassen sollten.

Den Reigen der Fachvorträge eröffnete Dr. Mechthild Kaatz mit einem Überblick über die Bestandssituation beim Weißstorch in Deutschland und speziell in Sachsen-Anhalt. Als nächstes war dann auch schon die Grünen-Bundestagsabgeordnete Undine Kurth, die auch Mitglied des Storchenhofvereins ist, an der Reihe. Sie referierte über den "Adebar in Biomasse".

Die Vortragsreihe erstreckte sich bis in den späten Nachmittag. Im Anschluss fand die Jahreshauptversammlung der Vogelschutzwarte Storchenhof Loburg statt. Den gestrigen Sonntag konnten die dagebliebenen Storchenfreunde nutzen, um in Loburg neben dem Storchenhof auch die Burg und die Laurentiuskirche zu besuchen.