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Einbürgerung: Familie de Vries aus Deetz besitzt nun komplett die deutsche Staatsangehörigkeit Der Ausweis ersetzt nun den unhandlichen Reisepass

Von Judith Kadow 22.08.2013, 01:13

Zerbst l Es waren bislang die kleinen Feinheiten im Alltag, die Ellen, Rob und Bas de Vries bewusst machten, dass sie keine deutsche Staatsangehörigkeit haben, sondern mit der holländischen in Deutschland leben. "Beispielsweise immer diesen großen Reisepass dabei haben zu müssen und eine Meldebescheinigung, weil die Wohnadresse im Reisepass nicht angegeben ist", erzählt Elisabeth Maria Mansion-de Vries, die zusammen mit ihren Brüdern Sebastiaan Johannes Petrus und Robertus Petrus Cornelius am Dienstag in der Landkreisverwaltung in Köthen durch Dezernent Bernhard Böddeker die deutsche Staatsbürgerschaft erhielten.

Nationale Gepflogenheiten sorgten für "Unordnung"

Manchmal sind es aber auch die kulturellen Unterschiede, die hier und da für Verwirrung sorgten: Auf Seiten der de Vries-Familie oder der Behörden. "Bis zur elften Klassen steht auf meinen Zeugnissen mein Rufname Ellen", erzählt Elisabeth Maria, die bereits verheiratet ist. In Holland ist das kein Problem. Dort sind Rufnamen durchaus für offizielle Dokumente zulässig. Der Geburtsname wird dort selten genutzt. Aber in Deutschland? Der Name auf einem Zeugnis und im Pass müssen übereinstimmen. "Also haben wir alles ändern lassen, damit es seine Ordnung hat", erinnert sich die 27-Jährige.

Alle drei haben sich für die deutsche Staatsbürgerschaft entschieden und werden ihren holländischen Pass behalten. "Ich hänge an ihm", so Ellen. Er sei das letzte Verbindungsstück in die alte Heimat, in der sie lebte, bis sie sechs Jahre alt war. Auch ihr Bruder Bas, 22 Jahre alt, ist noch in den Niederlanden geboren. Rob, mit 20 Jahren der Jüngste der drei, hat bereits in Dessau das Licht der Welt erblickt. Einen Einbürgerungstest mussten alle drei nicht machen, da sie in Deutschland die schulische Laufbahn erfolgreich abgeschlossen haben.

"Sicherlich spielt die bevorstehende Wahl auch eine Rolle, dass ich mich jetzt für die Einbürgerung entschieden habe", sagt Ellen. Deutschland ist ihre Heimat, die Entscheidungen in Berlin beeinflussen auch ihr Leben. "Also möchte ich auch bei der Bundestagswahl mitmachen, das ging bisher nicht." Doch auch ohne Wahl hätte die Tierärztin früher oder später diese Entscheidung getroffen. Denn ihre Eltern sowie ihre drei weiteren Geschwister haben bereits den deutschen Pass. Doch anders als seine Kinder, musste ihr Vater, Kees de Vries, seine holländische Staatsbürgerschaft damals zugunsten der deutschen aufgeben. "Für uns bräuchte es eigentlich einen europäischen Pass", sagte der Deetzer. Doch umso mehr freut es ihn, dass seine Kinder sich nicht zwischen der einen oder anderen Staatsangehörigkeit entscheiden müssen.

Verbindung mit Deutschland nun nach außen klar sichtbar

Und auch für den stellvertretenden Landrat Bernhard Böddeker war diese Einbürgerung eine kleine Premiere. Denn eine reine Familienfeier war dieser Termin noch nie. "Wir brauchen junge Leute in der Region, auch in Deetz", forderte er die drei zum Bleiben auf. "Es ist schön, dass Sie sich entschieden haben, ihre Verbindung zu Deutschland und unserer Region nicht nur zu fühlen, sondern auch nach außen zu zeigen."