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  7. Katastrophe längst vorbei, die Schäden noch lange nicht behoben

Landwirtschafts- und Umweltausschuss informiert sich über Schadensbeseitigung, geplante Vorhaben und offene Forderungen an das Land Katastrophe längst vorbei, die Schäden noch lange nicht behoben

Von Thomas Drechsel 12.02.2014, 01:15

Köthen l Von den insgesamt 1300 Kilometern Deich sind seit 2002 die Hälfte nach den allgemeinen Regeln der Technik saniert oder ertüchtigt worden. Dies und mehr berichtete Brigitte Taake, Landtagsabgeordnete aus Köthen, als Mitglied des Sonderausschusses Hochwasser jüngst dem Landwirtschafts- und Umweltausschuss des Kreistages Anhalt-Bitterfeld. Und: "Die neuen und ertüchtigten Deiche haben beim Juni-Hochwasser gehalten."
Gut für die Menschen, die dort leben. Für die Akener beispielsweise kam es vor acht Monaten knüppeldick: Aus Richtung Dessau und von der Saale her wurde die Stadt an der Elbe von hinten überschwemmt. Die Wellen schlugen hoch, als dann auch noch das Schöpfwerk bei Aken abgeschaltet wurde. Kompetenzgerangel und eben auch eine völlig offene Flanke zwischen Dessau und Aken brachten die Leute auf.
Heute herrscht zu manchem Klarheit. Dieser seit Jahren ungepflegte Wall im Wald bei "Mutter Storm" wurde nunmehr zum Deich erklärt, womit auch die Zuständigkeit dafür dem Landesamt für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft obliegt.
Die Schäden in Aken sind dennoch nur ein Teil der Gesamt-Misere. Allein an wasserwirtschaftlichen Anlagen in Anhalt-Bitterfeld entstand Schaden von rund 42,4 Millionen Euro, zählte Taake auf. Zudem ist noch offen, was neue, stärkere Schutzeinrichtungen wohl kosten werden.
Von denen braucht Anhalt-Bitterfeld besonders im Süden einige. Der Landkreis hatte im Dezember einen Forderungskatalog an das Landesumweltministerium geschickt. Neben Aken ist vor allem im Bereich der Wasser-Konstellationen zwischen Seelnhausener See (Sachsen), Goitzsche und Lober-Leine-Kanal zu betrachten. Der mit 78 Metern permanent drei Meter höhere Seelnhausener See hatte sich in die Goitzsche ergossen, nachdem auf sächsischem Gebiet ein Damm gebrochen war. Die Dimensionen waren gewaltig: Der Seelnhausener See stand bei 84,29 Meter, ehe das Ufer Richtung Goitzsche brach.
Der Bereich braucht mehrere Bauwerke, um vor Derartigem geschützt zu sein. Braucht einen zweiten Deich zwischen den Seen beispielsweise. Und wegen der Befestigung der Deiche in Sachsen muss überlegt werden, ob die hiesigen Mulde-Deiche ebenfalls verstärkt werden müssten. Dies und zahlreiche weitere Forderungen hat Landrat Uwe Schulze (CDU) in der vorigen Woche dem Umweltministerium geschrieben.
Bernd Wesenberg (B90/Grüne) fragte nach, ob die Sachsen nicht ohnehin eifriger beim Deichbau seien als Sachsen-Anhalt. Diane Gardyan, Leiterin des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, verwies auf 2002. "Wir hatten seither verstärkte Anstrengungen, weil hier die vorhandenen Deiche repariert wurden. In Sachsen wurden Planfeststellungsverfahren begonnen und man kam vor Ort nicht weiter. Das holen die jetzt nach." Gardyan hatte zuvor den Ablauf der Katastrophenzeit geschildert und so geendet: "Wir wünschen uns Derartiges nicht wieder, aber mit den Leuten, die wir hatten, meistern wir jedes Hochwasser."