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Seit Januar wird die Untersuchung zur Brustkrebsfrüherkennung in Zerbst nicht mehr angeboten Spezialist für die Mammografie fehlt

01.03.2014, 01:26

Gibt es keine Mammografie-Screenings am Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mehr, weil Platz für ein anderes medizinisches Gerät gemacht werden musste? Dieses Gerücht geht seit einiger Zeit durch die Wartezimmer der Arztpraxen der Stadt.

Von Franziska Werner

Zerbst l Schon seit gut einem Jahr hat es Gynäkologie-Fachärztin Christine Jansen schwer, ihre Patienten zur Mammografie an das MVZ zu vermitteln. "Die Leute wurden einfach immer wieder vertröstet, die Wartezeiten waren extrem lang", sagt sie. Seit Januar dieses Jahres ist der Dienst nun komplett eingestellt worden, wie Dieter Thielemann, Sprecher des Versorgungszentrums, bestätigt. "Der Grund dafür ist aber nicht, dass Platz für das neue MRT geschaffen werden musste", betont er.

Ein MRT-Gerät, also ein Magnetresonanztomograph, der umgangssprachlich als Kernspin bekannt ist, dient zur Darstellung von Struktur und Funktion der Gewebe und Organe im Körper. Es ist auf diese Weise möglich, Schnittbilder von Körperteilen zu erstellen, ohne mit einem Skalpell arbeiten zu müssen.

Nächste Adressen in Dessau, Burg und Magdeburg

"Eine gute und wichtige Innovation, so etwas hier in Zerbst zu haben", findet Dr. Heike Fiukowski, praktizierende Gynäkologin am Krankenhaus. Sie erklärt: "Die Patienten, die mit einem MRT untersucht werden, sind häufig schwer erkrankt und nur eingeschränkt transportfähig. Darum ist es eine tolle Weiterentwicklung, dass wir ein solches Gerät demnächst am Zerbster Krankenhaus haben. Für die betreffenden Patienten ist das sicherlich eine Entlastung."

Weshalb in Zukunft weder am Krankenhaus noch am MVZ Mammografien gemacht werden könnten, liege daran, dass es keinen Mediziner mehr in Zerbst gebe, der eine entsprechende radiologische Zusatzqualifikation dazu hat.

"Dr. Gerald Zander, der das bisher übernommen hatte, steht uns nicht mehr zur Verfügung", erläutert Pressesprecher Thielemann. Wieso das so sei, wisse nur Herr Zander. Der jedoch hält sich gegenüber der Volksstimme bedeckt.

Was bedeutet es für die Patientinnen, wenn das Zerbster Krankenhaus keine Mammografien mehr durchführt? "Man muss unterscheiden, ob es um Vorsorge oder Nachsorge geht", erläutert Gynäkologin Jansen. Alle zwei Jahre kommt das Mammografiemobil nach Zerbst. Alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden darüber im Vorfeld informiert. Die im "Mammamobil" angebotene Vorsorgeuntersuchung ist für sie kostenlos, da sie dem Alter entsprechend einer Risikogruppe angehören. Niedergelassene Frauenärzte bieten in der Regel keine Vorsorgescreenings an. "Dazu bedarf es einer zusätzlichen Ausbildung, die nur wenige Gynäkologen haben, jedenfalls bei uns im Osten ist das so", schätzt Jansen ein.

Das Ergebnis: Besteht bei Frauen der Verdacht auf einen Befund, haben sie die Wahl zwischen radiologischen Praxen in Dessau, Magdeburg und Burg, um eine Mammografie machen zu lassen. "Das sind die nächsten Adressen", sagt Dr. Heike Fiukowski. Für die älteren Patientinnen von Diplom-Medizinerin Jansen wäre das durchaus ein Problem: "Viele leben auf dem Dorf, für sie bedeutet es eine halbe Weltreise, wenn sie zum Beispiel nach Magdeburg zur Untersuchung müssen."

Bald doch wieder Screenings in Zerbst?

Mit dem neuen MRT am MVZ werde auch eine neue Röntgenanlage installiert, sagt Pressesprecher Dieter Thielemann. Die Mammografie-Untersuchung basiert ebenfalls auf einem Röntgenbild gebenden Verfahren. Wird es also doch bald wieder die Möglichkeit für Untersuchungen in Zerbst geben? "Dazu fehlt uns leider noch der Radiologe mit der entsprechenden Qualifikation", so Thielemann.