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Bürgermeistersprechzeit ja oder nein? Von verlorener Zeit bis gut angenommen

Von Petra Wiese 20.05.2014, 03:16

Noch fünf Tage bis zur Wahl. Dann wird in den Ortschaften "neu sortiert". Die meisten Ortsbürgermeister bleiben aber weiter im Amt. Volksstimme hat nachgefragt, wie denn Bürgermeistersprechstunden gehändelt werden.

Zerbst l Die gewählten Bürgervertreter sind die Ansprechpartner für die Einwohner in den Dörfern. Allen voran sind jedoch immer die Ortsbürgermeister gefragt. Bei ihnen laufen die Fäden vor Ort zusammen und sie kümmern sich um die großen und kleinen Anliegen sowohl der Allgemeinheit, als auch des Einzelnen. Wie die Bürger sich an sie wenden, können, dafür hat jeder Ortsbürgermeister seinen eigenen Plan. In einigen Ortschaften gibt es nach wie vor Bürgermeistersprechzeiten an bestimmten Tagen, in anderen Dörfern sind die Ortschefs quasi rund um die Uhr erreichbar.

Einen Sprechtag gibt es beim Walternienburger Ortsbürgermeister Heinz Reifarth schon ein paar Jahre nicht mehr. Als er noch Schulleiter war, habe er einmal in der Woche eine Sprechstunde gehabt. Da konnten die Leute in die Schule kommen. "Oft ist es so gelaufen, dass niemand kam und kaum zu Hause, klingelte es an der Tür", erzählte er. Inzwischen ist es in Walternienburg so, dass die Bürger anrufen können, wenn sie wollen oder sie stehen gleich vor der Tür. Die Anliegen sind ganz unterschiedlich, reichen vom Schlüssel für den Bürgerraum, über einen Wasserrohrbruch bis hin zum streunenden Hund. Obwohl Reifarth noch auf der Burg seinen Bürgermeisterschreibtisch hat, wird das meiste zu Hause erledigt, mit einer Telefonnummer, dem Ausdruck oder einer Kopie geholfen, denn auf der Burg gibt es kein Internet.

In Steutz wird die Bürgermeistersprechstunde derweil gut angenommen. Jeden Dienstagnachmittag ab 14 Uhr steht Regina Frens im Gemeindebüro im Steutzer Gemeindehaus zur Verfügung. Bei bestimmten Problemen und Anliegen kann sie sofort reagieren und in der Verwaltung anrufen. "Die Bürger kommen mit Fragen, Hinweisen bis hin, dass sich Neubürger vorstellen", so Regina Frens. Es sei ganz selten, dass gar keiner kommt. Die Ortsbürgermeisterin ist zufrieden, dass das so gut genutzt wird, "Die Bürger wissen, dass sie von mir eine Auskunft kriegen." Dass es in Steutz die Sprechstunde gibt, bedeutet allerdings nicht, dass die Bürger sich nicht trotzdem auch zu anderen Zeiten an Regina Frens wenden.

Bis vor fünf, sechs Jahren führte auch die Ortsbürgermeisterin von Polenzko, Ruth Buchmann, noch Sprechstunden durch. "Das ist einfach nicht angenommen worden", musste sie feststellen, dass es verlorene Zeit war. Zudem mangelte es an Technik im Gemeindebüro. Da macht es dann doch mehr Sinn, dass die Bürger sie zu jeder Zeit anrufen - "man hat sich daran gewöhnt".

In Dobritz kommen die Bürger zu Margrit Eiserbeck nach Hause, wenn sie etwas wollen, oder sie rufen an. Rund um die Uhr halten sie die Ortsbürgermeisterin in Gange. "Damit bin ich bis jetzt ganz gut gefahren", erklärte Margrit Eiserbeck. Einmal wurde sie sogar nachts um halb drei Uhr per Telefon aus dem Schlaf geholt. Ein totgefahrenes Reh war der Grund für den Anruf.