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Archäologen legen Gewölbe in Baustelle frei / Kanalüberbauung aus Mitte des 19. Jahrhunderts Gewölbe lässt Fantasie aufblühen

Von Judith Kadow 11.07.2014, 01:17

Bei den Tiefbauarbeiten in der Fritz-Brandt-Straße ist ein altes Gewölbe entdeckt worden. Die baubegleitend tätigen Archäologen dokumentierten den Fund, der heute abgerissen wird.

Zerbst l "Es sieht wohl spektakulärer aus als es ist." Andreas Neubert vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege hat mit Kollegen zusammen zwei Tage lang ein Gewölbe in der Baustelle Fritz-Brandt-Straße freigelegt und dokumentiert.

Einst stand nur wenige Meter entfernt das Akenschen Tor. Diese Straße ist seit jeher eine Haupteingangsstraße in die Stadt Zerbst. "Unsere Auflage ist es also, den Untergrund anzuschauen", so Neubert. Und dabei trat besagtes Gewölbe zu Tage, das etwa 3,5 Meter in die Straße hineinragt. "Aus statischen Gründen wurde durch die Bauleitung beschlossen, das Gewölbe abzureißen", so Neubert. Somit bestand für die Archäologen ein erhöhter Dokumentationsbedarf. Zwei Tage nahmen sich Andreas Neubert sowie eine Kollegin und Frank Besener, um das Gewölbe freizulegen, zu vermessen sowie detailliert zu dokumentieren. An einer Stelle ist das Gewölbe bereits durch die frühere Verlegung einer Gasleitung unterbrochen und in Teilen abgetragen worden. "Die Höhe des Gewölbes beträgt etwa 1,2 Meter. Es ist also innen begehbar", so Neubert.

Um Relikte einer alten Bebauung handelt es sich nach Einschätzung von Andreas Neubert jedoch keinesfalls, auch nicht um Geheimgänge, wie so mancher Passant in den vergangenen Tagen schon mutmaßte. "Hier stand keine Bebauung", lautet die einfache Erklärung. Es handelt sich schlichtweg um einen Wasserkanal, der später überbaut wurde. Eine Karte aus dem Jahr 1871 zeigt an jener Stelle einen Wasserlauf mit Überbau, der von den Ziegelteichen zum Schlossteich und unter jener Straße hindurch führte. "Mitte des 19. Jahrhunderts, vielleicht auch schon 1820/1830, wird der Kanal überdeckt worden sein", so Neubert. Diese Schlussfolgerung lassen die verarbeiteten Ziegel zu. Diese entsprechen noch nicht dem nach 1870 allgemein gültigen Ziegelformat. In einer anderen Karte von 1714 hingegen ist jener Wasserlauf ebenfalls zu sehen, jedoch noch nicht überbaut.

"Der Fund ist dennoch eine tolle Sache und gut erhalten", so Neubert. Es sei bemerkenswert, dass das Gewölbe der Belastung der vergangenen Jahre standgehalten habe. Baubegleitend werden die Archäologen auch weiterhin dort tätig sein. Doch das Gewölbe wird heute abgerissen.