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Tag der offenen Tür sollte Lust auf Übernahme von Tierheim-Tieren machen Im Tierheim ist kein Platz mehr frei

Von Thomas Drechsel 15.07.2014, 01:21

Das Zerbster Tierheim hat seine Kapazitätsgrenze erreicht. Da traf es sich gut, dass der Tag der offenen Tür am Sonntag auf großes Interesse stieß.

Zerbst l "Einen Kater haben wir schon gleich vermitteln können." Caroline Riedhammer lächelt. Die Vorsitzende des Zerbster Tierschutzvereines - er betreibt das Tierheim - hatte am Sonntagnachmittag zahlreiche Gespräche zu führen - und freute sich. "Das Interesse ist wirklich gut. Vielleicht ergeben sich ja noch weitere Vermittlungen."

Das würde dem Tierheim gut tun. Mit 20 Hunden und 66 Katzen, drei Kaninchen und vier Meerschweinchen ist das Heim übervoll. Doch zwischen Juni und Oktober reißt der Zustrom von Katzenkindern einfach nicht ab. "Wir kämpfen schon seit Jahren gegen diese Situation an." Wie? "Wir gehen bei jeder sich bietenden Möglichkeit mit der Bitte auf die Katzenhalter zu, ihre Katzen kastrieren zu lassen." Denn manch Katzenschicksal könnte anders lauten. "Gerade auch die klassische Stubenkatze zieht es, wenn sie nicht kastriert ist, nach draußen. Dort reicht schon eine kleine Entfernung, und sie findet nicht zurück. Bekommt womöglich Kleine, ist mit der Nahrungsbeschaffung völlig überfordert und geht ein. Wer sich dies vor Augen führt, erkennt, dass Kastration Tierschutz ist."

Zudem sollten Katzen registriert (gechipt) sein. Nur so kann man den Halter ermitteln, sollte Mieze sich verlaufen haben. "Es ist ein großer Irrglaube, zu denken, die Katze läuft nicht weg. Und eine Wohnungskatze ist in der Freiheit so gut wie chancenlos", appelliert Frau Riedhammer.

Am Tag der offenen Tür gab sie bereitwillig Auskunft über richtige Tierhaltung im Allgemeinen, über den Tierbestand im Heim, über die Möglichkeiten, hier ein Tier abzugeben oder zu erhalten. Ende August, nach der ersten Wurmkur, sind dann auch die ersten Katzenbabys erhältlich. So mancher Besucher hat sich die kleinen schon mal näher angeschaut.

Aufwändig ist auch die Arbeit mit den Heim-Hunden. 20 leben in den Zwingern. Zehn davon sind noch unerzogen, denn sie stammten aus einem amtlich angeordneten Tierentzug. Der Halter hatte sich nicht ausreichend um seine Tiere gekümmert. Hierfür ein Tierquartier bereitzuhalten, ist eine wichtige Aufgabe des Tierheimes. Grundsätzlich jedoch können Hund, Katze und Co. im Zerbster Tierheim gut leben. Die Volieren und Zwinger sind artgerecht eingerichtet, und insbesondere für die Hunde sind im weitläufigen Gelände größere Flächen zum freien Auslauf eingezäunt worden. Besonders hier verweilten am Sonntag viele der Besucher.

In der Vergangenheit gab es zahlreiche Fälle, in denen Fremde die "überflüssigen" Tiere einfach nachts am Eingang zum Tierheim abgestellt haben. So ersparten sie sich die Kosten, die bei Abgabe von Tieren entstehen. "Das hat allerdings in letzter Zeit glücklicherweise abgenommen", berichtet Frau Riedhammer. Und ein Fall macht richtig Mut. Ein Mann hatte einen Wurf junger Katzen abgegeben, die er samt Mutter auf seinem Gelände vorgefunden hatte. Die Katze selbst hat er kastrieren und chippen lassen und behält sie nun selbst.

Das Tierheim wird von insgesamt acht Personen bewirtschaftet. Lediglich die Leitung ist festangestellt, die anderen Mitarbeiter sind über Maßnahmen des 2. Arbeitsmarktes oder in Form eines Freiwilligen Sozialen Jahres beschäftigt. "Und natürlich leben wir hier vom unentgeltlichen ehrenamtlichen Engagement vieler Tierfreunde. Das betrifft die täglichen Arbeiten genauso wie das Ausführen von Hunden, damit diese Auslauf haben."

Der Tag der offenen Tür bot neben vielen Informationen zu den Heimtieren weitere Abwechslung. Ein großer Kinderschminktisch wartete darauf, dass sich kleine Köpfe in Tiergesichter verwandeln. Und nebenan wurden selbstgebackener Kuchen und Kaffee gereicht.

Die Organisatoren waren zufrieden. Dennoch bleibt manches Problem weiter bestehen. "Wir haben einen großen Wunsch. Uns fehlt eine Kranken- und Quarantänestation für die Katzen. Im Sommer ziehen die Mitarbeiter aus dem Pausenraum ins Freie aus, dann nutzen wir diesen Raum. Aber im Winter geht das nicht. Leider fehlen uns für dieses Vorhaben jedoch die Mittel", informiert die Vereinsvorsitzende. Immerhin: Manch Besucher hatte am Sonntag einige Euro in das Tierheim-Sparschwein gefüllt.