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Archäologen holen bei Tiefbauarbeiten in der Fritz-Brandt-Straße steinerne Zeugen hervor Einstiges Vortor offenbart sich

Von Daniela Apel 16.08.2014, 03:19

Die Tiefbauarbeiten in der Fritz-Brandt-Straße brachten Zeugnisse der Zerbster Vergangenheit ans Licht. Neben einer Kanalüberbauung entdeckten die Archäologen Mauerreste einer Kapelle. Auch die einstige Situation vor dem Akenschen Tor konnten sie nachweisen.

Zerbst l Wer sich Zerbst früher von Süden näherte, musste zunächst ein Vortor durchschreiten, bevor ihn eine von Mauern eingefasste Straße zum 1872 abgerissenen Akenschen Tor geleitete. "Das wussten wir aus bildlichen Darstellungen", sagt Andreas Neubert vom Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege. Die Tiefbauarbeiten in der Fritz-Brandt-Straße ermöglichten ihm, zwischen Nuthebrücke und Käsperstraße nach greifbaren Belegen zu suchen. Während beidseitig der einstigen Haupteinfallstraße in die Rolandstadt Schachtungen für die Abwasser- und Regenkanalisation erfolgten, wurde der Archäologe fündig.

Dort, wo das Vortor im Mittelalter wohl stand, stieß Neubert auf eine gehäufte Konzentration von Feldsteinen. Unterdessen wiesen "fast pflasterartige Steine" auf die Straße hin. Dabei drang er Schicht für Schicht tiefer in die Vergangenheit vor. "Ab einem Meter Tiefe begannen die historischen Horizonte." Im westlichen Bereich entdeckte er stark verrottete Rundhölzer, die auf eine erste Befestigung des feuchten Untergrundes mit einem Knüppeldamm schließen lassen. Neubert hat Proben entnommen. Für eine genaue Datierung seien sie aber wahrscheinlich zu schlecht erhalten, vermutet er. Auch steinerne Zeugen des Zwingerbereiches konnten aufgespürt werden.

Oberhalb des Landratsamtes existierte bis 1903 eine Kapelle. Reste der Grundmauern fand der Archäologe im Untergrund. Auch Scherben und Tierknochen kamen hervor. "Diese Funde sind ein Beleg, dass viel über die Straße entsorgt wurde", erklärt Neubert. Die hervorgeholten Keramiken umspannen einen Zeitraum vom 13. bis zum 19. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt im 17. Jahrhundert liegt.

Ungefähr in Höhe des Posteinganges konnte ein etwa 1,20 Meter hohes Ziegelgewölbe freigelegt werden, das sich über die gesamte Straßenbreite erstreckte. Da eine Bebauung hier ausgeschlossen werden konnte, " war klar, dass es kein Keller ist". Einen Hinweis lieferte der ehrenamtliche Zerbster Bodendenkmalpfleger Karl-Heinz Schubert. So ist auf einer Karte von 1871 ein Wasserlauf zu sehen, der von den Ziegelteichen zum Schlossteich führte und an dieser Stelle zu jener Zeit übertunnelt war. Aus statischen Gründen fiel die Entscheidung, das Gewölbe, nachdem alles gründlich dokumentiert war, abzutragen. "Einige Steine haben wir als Beleg geborgen", bemerkt Neubert.

Der Archäologe berichtet ebenfalls von Passanten, die ihm interessiert bei der Arbeit zusahen und mitunter Fragen stellten. Zwischenzeitlich standen ihm auch Helfer zur Seite wie beispielsweise der aus Zerbst stammende Grabungstechniker Frank Besener. Gut funktioniert habe die Kooperation mit allen Beteiligten, voran der bauausführenden Firma, erzählt Neubert von der baubegleitenden Maßnahme. Jetzt steht noch die Auswertung der Befund- und Quellenlage aus.