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Reformationsfest in Nutha präsentierte alte Handwerkskunst und regionale Spezialitäten Beim Federnschleißen lässt es sich herrlich tratschen

01.11.2014, 01:18

Nutha l Die Landfrauen aus Schmilkendorf bei Wittenberg sitzen gemeinsam am Tisch. Es wird viel gelacht und geschnattert. Und ganz nebenher füllen sich die Kissenbezüge, die auf dem Tisch liegen, mit Daunenfedern. "Das, was wir hier machen, nennt sich Federnschleißen", erklärt Kathrin Ahlers. Sie ist extra nach Nutha zum Reformationsfest gekommen, um den Besuchern die uralte Tradition näherzubringen.

Sie erklärt den Besuchern gern, dass früher in der dunklen Jahreszeit als die Ernte eingeholt war, die Federn zu Daunenbetten verarbeitet wurden. "Das haben die Frauen für ihre Aussteuer gemacht", sagt Ahlers. Ein Federbett und Kissen habe da früher nicht fehlen dürfen. Um zum gewünschten Ergebnis zu kommen und um pieksende Federholme zu verhindern, wird jede einzelne Daune vom Stiel entfernt. "Die Arbeit ist ideal zum Klatschen und Tratschen", erklärt Ahlers.

Sie ist, genau wie die Landfrauen aus Nutha, Mitglied im Landfrauenverband Sachsen-Anhalt. Die Frauen und auch Männer unterstützen sich gegenseitig bei ihren Dorffesten. Das Reformationsfest ist inzwischen eine kleine Tradition geworden. Angefangen hatte es vor drei Jahren mit dem Jubiläumsfeierlichkeiten des Kornmuseums. Roswitha Schrödter vom Heimatverein und Ortsbürgermeisterin Sylvia Rothe erzählen lachend davon, dass es damals Probleme gegeben habe.

Durch den Reformationstag hätten bestimmte Auflagen erfüllt sein müssen. Der Gottesdienst in der Dorfkirche war schnell organisiert und so wuchs das Fest. Als im vergangenen Jahr das Jubiläum des Backhauses in den gleichen Zeitraum fiel stand fest: Das machen wir jetzt zur Tradition.

Nicht nur für die Organisatoren eine schöne Sache, auch bei den Gästen kommt das Fest gut an. An mehr als 15 verschiedenen Ständen hatten sie die Möglichkeit, sich mit regionalen Spezialitäten einzudecken. "Wir rechnen über den Tag mit 200 bis 300 Leuten", erklärt Sylvia Rothe. Für den Erfolg des Festes sind nicht zuletzt die Landfrauen mit ihrer preisgekrönten Erntekrone verantwortlich. "Da sind wir ja bekannt für", sagt Roswitha Schrödter. Die Erntekrone wurde bei dem Fest zum ersten Mal in Nutha präsentiert, nachdem sie vorher lange in der St.-Sebastian-Kirche in Magdeburg hing.

Die Mischung von Reformations- und Erntefest kommt nicht nur bei den Besuchern gut an. Die Einwohner des Dorfes helfen mit, so gut sie können. So freute sich Roswitha Schrödter beispielsweise über ein Geschenk. Eine Dame hatte ein altes Geschirr im Kornmuseum gesehen, von dem sie auch ein paar Stücke im Schrank hatte. Also hat sie kurzerhand eingepackt, was sie hatte und ist zum Fest gekommen. "So wird aus zwei halben Service vielleicht wieder ein ganzes", erklärte sie lachend.

Neben den vielen Verkausfständen gab es in Nutha noch den Auftritt einer Line-Dance-Gruppe sowie die Strickliesel Lutz Kiesewetter. "Die meisten Leute wissen das gar nicht, aber früher war Stricken Männersache", erklärte er bereitwillig den Gästen. So saß er vorm Kornmuseum und strickte fleißig warme Socken für den Winter. Um einen flotten Spruch war er dabei nie verlegen, so dass seine Handwerkskunst auch bei vielen Frauen, die ja das Stricken heutzutage ihr Handwerk nennen, gut ankam. Für den Reformationsgeist sorgte übrigens der als Martin Luther verkleidete Schauspieler Uwe Marczok.