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Umsetzung von Energiepass-Gesetz verläuft unbefriedigend / Nur zehn Prozent beachten es Zerbster kritisiert "Papiertiger"

Von Sebastian Siebert 18.11.2014, 02:19

Noch immer wird die Vorgabe zum Vorzeigen des Energiausweises von vielen Vermietern nicht eingehalten, teilte der Zerbster Energieberater Günther Schuckert mit. Dabei ist das seit dem 1. Mai bindend.

Zerbst l Unaufgefordert müsse jeder Vermieter seinem Mieter vor Abschluss des Mietvertrages den Energieausweis zeigen, erklärte Günter Schuckert. Der Zerbster ist Energieberater und Vorsitzender der "Haus und Grund"-Vereinigung in Zerbst. "Vermieter, die keinen Energieausweis vorzeigen, können mit Strafen bis zu 15 000 Euro belangt werden", betonte der Fachmann. Dabei sollte längst jeder Vermieter einen Energieausweis für sein Objekt besitzen. Schließlich, so erläuterte Schuckert, gebe es die Ausweise bereits seit 2007. Bis zum 1. Mai dieses Jahres sollten die Vermieter den Energieausweis für ihr Gebäude zumindest auf Nachfragen vorzeigen können. "Auch das konnten viele bislang noch nicht", erzählte er weiter. Die Energieausweise sollten sogar in Zeitungsanzeigen vermerkt werden. "Das ist bei zehn Prozent der Fall", betonte Schuckert. Sein Urteil: "Die gesetzlichen Vorgaben sind zum 1. Mai nicht umgesetzt worden."

Dabei sei ein Energieausweis ein wichtiges Mittel für die Transparenz zwischen Vermieter und Mieter. Er gibt an, wieviel Energie pro Quadratmeter und Jahr im Haus zum Heizen verbraucht wird. "So können Überraschungen für den Mieter von vornherein ausgeschlossen werden", sagte Schuckert. Außerdem könne sich der Mieter so nach einem besonders energieeffizienten, also umwelt- und geldschonenden Gebäude umsehen. Denn die Energieausweise werden nicht für einzelne Wohnungen ausgestellt, sondern für die Gebäude. "Die Wohnungen können untereinander natürlich davon abweichen. Eine Wohnung mit zwei oder drei Außenwänden hat immer einen höheren Wärmeverlust als eine Wohnung in der Mitte des Gebäudes, die von anderen Wohnungen umeben ist", erläuterte er. Ein Abweichung von bis zu 50 Prozent von der angegebenen Energieziffer sei deswegen als Toleranz möglich. 150 Kilowatt pro Quadratmeter und Jahr sei ein guter Richtwert, erklärte der Zerbster. "Wer eine Wohnung in einem Haus mit solcher Energiezahl mietet, liegt energetisch im Soll." Das entspreche ungefähr einem Liter Öl oder einem Kubikmeter Gas. Jeder darunter liegende Wert sei besser, fügte er an.

Doch bislang sei der Ausweis nur ein Papiertiger, erklärte er. Der Deutsche Mieterbund habe in einer Umfrage herausgefunden, dass nur ein geringer Teil der Vermieter einen Ausweis vorlege und wenn, dann nur auf Nachfrage. Von 77 Angeboten sei lediglich in acht Fällen der Energieausweis gezeigt worden. "Das sind gerade knapp mehr als zehn Prozent", betonte Schuckert. Zudem konnten bei 54 der Angebote auch auf Nachfrage kein Ausweis vorgelegt werden.

Der Verein "Haus und Grund" in Zerbst halte sich da an die Vorgaben. "Unsere Vereinsmitglieder haben sich die Energieausweise anfertigen lassen. Schließlich verfolge der Energiepass ein übergeordnetes Ziel: den Schutz der Umwelt.