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Weitergabe von bezahlten Müll-Banderolen soll Unrecht sein Ärgernis: Missbrauchsvorwurf

Von Sebastian Siebert 11.12.2014, 02:09

Zum 1. Januar 2016 sollen alle Mülltonnen mit Chips versehen werden. Das hat der Kreistag beschlossen und die Volksstimme berichtet. Leser empörten sich im Anschluss daran, dass die Weitergabe von Banderolen von der Kreisverwaltung als Missbrauch betitelt wurde.

Zerbst/Köthen l Das müsse man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Banderolenmissbrauch. Das schrieb Hans Ulrich Müller, Vorsitzender der Unabhängigen Wählerfraktion Zerbst (UWZ, siehe Kasten rechts). Er reagierte damit auf die Veröffentlichung in der Volksstimme, dass das neue Chipsystem für Mülltonnen zum Januar 2016 zugelassen werden soll. Dabei werden elektronische Einheiten an die Tonnen angebracht. Ein Computersystem kann mit diesen Chips dann Daten erfassen, zum Beispiel ob für diese eine Tonne eine Gebühr entrichtet wurde und ob diese somit geleert werden kann. Das zählte die Beschlussvorlage, die am 27. November mit drei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen durch den Kreistag gewinkt wurde, als einen Vorteil auf. Anders als das Banderolen-System sei das "Identsystem nicht manipulierbar und ein Banderolen-Missbrauch durch Weitergabe nicht benötigter Banderolen (Mindestmenge) an Dritte ausgeschlossen", heißt es dort weiter. Das jedoch empfinden viele Zerbster als Affront. Denn gerade in der Nuthe-Stadt werden viele Banderolen ausgetauscht. Hintergrund ist, dass die von den Kreiswerken Anhalt-Bitterfeld vorgesehene Volumenmindestmenge oft nicht erreicht wird und somit auch nicht alle Banderolen verbraucht werden. Viele geben sie dann an Nachbarn und Freunde weiter, schließlich, so die Argumentation, habe man sie ja bezahlt.

Hartmut Eckelmann, Geschäftsführer der Anhalt-Bitterfelder Kreiswerke (ABIKW), entgegnete auf Nachfrage: "Diese Aussage ist nicht von mir." Eine weitere Nachfrage beim Landkreis brachte gestern keine Erkenntnisse. Eine Antwort wird heute erwartet.

Dabei richtet sich der Ärger der Zerbster nicht gegen das Chipsystem an sich. Vielmehr geht es dabei um einen langandauernden Streit, dessen Ursprünge noch vor der Gebietsreform liegen. Während in den beiden Altkreisen Bitterfeld und Köthen schon mit einer Mindestmenge abgerechnet wurde, wurde in Zerbst nach Verbrauch kassiert. Daher trennen viele Zerbster den Müll akribisch und benötigten auch weniger Platz als ihre Nachbarn im Kreis. 40 Liter pro Kopf und Monat zu berechnen sei im Altkreis Zerbst zuviel, so die Meinung der Zerbster.

"Zwar weniger Volumen, aber mehr Masse", heißt es mitunter aus dem ABIKW. Fast 50 Prozent wiege eine Zerbster Tonne durch Verdichtung mehr, hatte Eckelmann vor einem Jahr bei der Gebührendiskussion erläutert. Da bei den Deponien die Masse und nicht das Volumen als Berechnungsgrundlage diene, entstünden dabei sogar noch höhere Kosten. Ein Wiegen vor Ort könnte die Wogen glätten. Dann würde jeder zahlen, was er auch pro Kilogramm verbrauche. Doch das ist bei der Einführung des Systems (Kosten: 631 000 Euro) nicht vorgesehen. Vermutlich aus Kostengründen.