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Neujahrsempfang und Festveranstaltung der Kasse in Dessau mit Blick in die globale Zukunft Die IHK Halle-Dessau wird 125 Jahre

Von Sebastian Siebert 16.01.2015, 02:04

Die IHK Halle-Dessau beging am Mittwoch bei ihrem Neujahrsempfang auch ihr 125-jähriges Bestehen. Päsidentin Carola Schaar lobte die Möglichkeit zur Selbstverwaltung.

Dessau l Vor 125 Jahren gründeten Kaufleute die "Handelskammer für das Herzogtum Anhalt zu Dessau", eine der beiden Vorläuferorganisationen der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Hieran erinnerte die IHK bei ihrem Neujahrsempfang 2015. Dabei betonte IHK-Präsidentin Carola Schaar die Bedeutung privaten Unternehmertums und politisch unabhängiger Kammern: "Es ist ein großer Vorteil, dass vieles, was in anderen Ländern der Staat tut, in Deutschland von den Betroffenen selbst geregelt werden kann. Wir Unternehmer nutzen dieses Privileg der Selbstverwaltung durch die Industrie- und Handelskammern. Denn Selbstverwaltung ist immer besser als Fremdverwaltung."

Historisch hätten die Fürsten die Gründung von Handelskammern gefördert, weil sie die Wirtschaftskompetenz der Kaufleute nutzen wollten, über die der eigene Verwaltungsapparat nicht verfügte. "Genau deshalb sind unsere Gutachten und Stellungnahmen für die Politik nicht immer schmeichelhaft, aber hoffentlich immer lehrreich, zum Beispiel im Bereich der Bildungspolitik oder bei Vorhaben wie der `Rente mit 63`", so Schaar.

Dieses hatte auch der Hauptgeschäftsführer Thomas Brockmeier am Rande der Veranstaltung scharf kritisiert. Die Politik zeige allen Firmen, die sich mit einer langfristigen Personalpolitik auf den demografischen Wandel und auch auf vorherige Vereinbarungen einstellen wollten, die "lange Nase." Die Umstellung sei so kurzfristig geschehen, dass es unmöglich gewesen sei, darauf zu reagieren. Präsidentin Schaar machte deutlich: "Wir gönnen jedem die Rente mit 63. Wir sind nicht dagegen." Die Kritik richte sich allein gegen die Art der Umsetzung des Vorhabens.

Als Festredner war Prof. Franz Josef Radermacher von der Universität Ulm geladen. Der 64-jährige Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler beschäftigt sich unter anderem mit den ethischen Folgen der Technologisierung. Er betonte die Notwendigkeit, angesichts einer immer stärker globalisierten Wirtschaft und Gesellschaft Lösungen für gesellschaftliche Probleme nicht gegen die Unternehmen, sondern mit ihnen zu suchen. "In der modernen Welt-Gesellschaft entsteht Wohlstand in und durch Unternehmen. Deshalb brauchen wir gemeinsame Regeln, die nicht gegen die Unternehmen gerichtet sind, sondern ihnen neue Spielräume eröffnen, im Rahmen ihres jeweiligen Geschäftsmodells zur Lösung globaler Probleme beizutragen." Dies setze allerdings geeignete international gültige Rahmenbedingungen vom Typ einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft voraus. "Wenn Kinderarbeit nicht verboten ist, wird es Kinderarbeit gegeben. Wird Umweltverschmutzung nicht bestraft, wird es Umweltverschmutzung geben. Nicht überall auf der Welt gelten die gleichen Regeln wie in Deutschland", sagte Radermacher. An dieser Stelle bestünden heute noch große Defizite im Bereich der Global Governance, so Radermacher. Gleiche Regeln für alle, weltweit, sei der einzige Ausweg.