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Österreicherin Elisabeth Klapper fühlt sich wohl auf dem Europa-Jugendbauernhof in Deetz Im FÖJ lernt man sich selbst besser kennen

Von Petra Wiese 30.01.2015, 02:18

Halbzeit ihres Einsatzes hat eine FÖJlerin auf dem Jugendbauernhof in Deetz. Die junge Frau hat Spaß an ihrer Arbeit.

Deetz l Ein halbes Jahr Einsatz auf dem Jugendbauernhof in Deetz hat Elisabeth Klapper schon hinter sich. "Es gefällt mit besser als am Anfang", erklärte die FÖJlerin aus Österreich. "Ich kann jetzt selbständig arbeiten und viel alleine machen", so die 18-Jährige. Schließlich kenne sie jetzt den Ablauf auf dem Hof, die Tiere und natürlich das ganze Team des Bauernhofes viel besser. Draußen zu arbeiten, das mache ihr so viel Spaß, dass sie nun sicher ist, dass eine Lehre als Tierpflegerin das Richtige für sie ist.

Zu ihren Aufgaben gehört neben dem täglichen Füttern der Tiere und dem Ausmisten der Ställe auch das Saubermachen auf dem Hof. Ab und zu sei sie auch mal im Büro gefragt, den Telefondienst zu übernehmen. "In der Küche habe ich auch schon geholfen", erzählte Elisabeth Klapper. Auch wenn Kinder im Objekt sind, ist sie mit eingebunden.

Im Oktober konnte sie ihre Jugendleiter-Card (Juleica) machen, so dass sie damit auch die Qualifikation zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen nachweisen kann. In den Herbstferien hatte sie schon mit den Ferienkindern zu tun und die nächste Ferienfreizeit steht vor der Tür. "Es macht auch Spaß mit Kindern zu arbeiten", so die junge Frau, die aber doch lieber für die Tiere da sein möchte.

Die Pferde des Jugendbauernhofes sind ihre Favoriten. Haflingerstute Hanna, die eine Zicke sein kann, mag sie am liebsten. Als FÖJlerin auf dem Jugendbauernhof kommt Elisabeth auch in den Genuss, reiten zu können. Manchmal schafft sie das drei- oder viermal in der Woche, manchmal wochenlang gar nicht. Je nachdem, was für Arbeiten anliegen eben.

Zum Glück gibt es viel zu tun auf dem Hof. Hat sie länger mal frei, findet es Elisabeth Klapper etwas langweilig in Deetz, wo sie während ihres Einsatzes auch wohnt. Da stehen ausschlafen, faulenzen, Hausputz oder Filme schauen auf dem Programm. Bei gutem Wetter fahre sie auch mal mit dem Rad. Einen Führerschein hat sie noch nicht, so dass sie auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen wäre. Begegnungen und Bekanntschaften im Dorf halten sich in Grenzen. Kontakt hat Elisabeth dafür zur FÖJlerin, die in Ronney ihren Einsatz leistet.

Zweimal war sie während ihres Deetz-Einsatzes schon zu Hause. Einmal im Oktober und einmal Weihnachten. Ihre Mutter war einmal auf dem Hof. Ihr Vater und ein Bruder wollen voraussichtlich im April vorbeischauen. Heimweh hat die 18-Jährige nicht. "Ich fühle mich sehr wohl hier", bekennt sie. Für sie ist das Freiwillige Ökologische Jahr jetzt schon ein voller Erfolg.

"Man lernt sich selbst besser kennen und man wird selbständiger", kann sie ein FÖJ nur empfehlen. Man müsse mal ein Jahr keine Lernleistungen erbringen, keine Prüfungen vorbereiten und bestehen, man habe viel Freizeit.

Der Leiter des Jugendbauernhofes, Ulrich Weimeister, ist sehr zufrieden mit seiner FÖJlerin: "Alles klappt wunderbar. Elisabeth ist ein tolles Mädchen." Sie sei universell einsetzbar, flexibel, fleißig und man merke ihr an, dass die Arbeit Spaß macht. Oft genug hat Weimeister schon Enttäuschungen erlebt mit FOJ-lern auf dem Hof, die ganz andere Vorstellungen hatten. Auf dem Jugendbauernhof sei alles sehr praxisnah, machte Weimeister deutlich. Die jungen Leute werden in vielen Bereiche gefordert. "Eine gute Lebensschule", wie Weimeister findet.

Elisabeth Klapper weiß jetzt schon, dass sie die Tiere und den Hof vermissen wird, wenn ihre Zeit vorbei ist. Doch ein paar Monate hat sie noch vor sich. Nach Österreich zieht es sie nicht zurück. Sie möchte gerne in Deutschland bleiben, erklärte sie. Das Land gefalle ihr sehr.

Darum sind auch alle Bewerbungen, die die junge Frau gerade rausgeschickt hat, an deutsche Adressen gegangen, in alle Bundesländer nur Sachsen-Anhalt nicht, weil sie da im Moment ist und gerne wieder etwas Neues kennenlernen möchte. Eine Ausbildung als Tierpflegerin in einem Zoo sucht Elisabeth, am liebsten an der Nordsee. Bleibt abzuwarten, ob sie eine Zusage bekommt.

Wenn das nicht klappt, denkt sie daran, das FÖJ zu verlängern, aber die Verlängerung in einem Zoo zu leisten, damit sich die Chancen auf ihre Wunschausbildung erhöhen. Und außerdem will sich Elisabeth neuen Herausforderungen stellen, hoffentlich auch zentraler wohnen, um mal zu bummeln oder abends ausgehen zu können.

Die nächsten Ferienkinder in Deetz werden Elisabeth kennenlernen. Es sind noch Plätze frei für die Woche vom 9. bis 13. Februar. Jede Menge Spiel, Spaß und Entdeckungen warten auf die sieben- bis 14-Jährigen. Infos: Tel. 039246/62039.