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Annemarie Reimann aus Grimme engagiert sich für ihre Mitmenschen und die Gemeinschaft Ideen und Impulse für das Dorfleben

Von Petra Wiese 25.02.2015, 02:19

Unter dem Motto "Du bist spitze!" bewerben sich sechs Kandidaten um den Titel "Lokalmatador 2015". Den Sieger ermitteln einzig die Volksstimme-Leser mit dem abgedruckten Abstimmungscoupon. In den nächsten Wochen stellen wir alle Kandidaten mit ihren Geschichten vor. Heute: Annemarie Reimann.

Grimme l Würde sich Annemarie Reimann nicht engagieren, wäre das gesellschaftliche und kulturelle Leben in Grimme vielleicht nicht halb so attraktiv und vielfältig. Annemarie Reimann hält in dem kleinen Flämingdorf Zügel in der Hand und hat Ideen im Kopf - unaufdringlich, zuverlässig, nachhaltig. Sie regt an, lenkt, leitet und organisiert - für Grimme, für ihre Mitmenschen.

Aus Erfurt stammt die 47-Jährige, die seit 1995 in Grimme ansässig ist. Beruflich hat die dreifache Mutter einige Abschlüsse zu bieten, ist gelernte Tierwirtin und Gärtnerin, studierte vor der Wende Berufsschullehrerin für Tierproduktion. Von 1992 bis 1996 absolvierte sie ein Architekturstudium an der Hochschule Anhalt in Dessau, das sie mit dem Diplom-Ingenieur (FH) abschloss. An der Hochschule Anhalt ist Annemarie Reimann geblieben und als Studiengangskoordinatorin und wissenschaftlich-fachpraktische Mitarbeiterin im Bereich Denkmalpflege tätig.

Annemarie Reimann pendelt täglich und nicht nur zur Arbeit. Sohn und Tochter (14 und 13 Jahre alt) gehen in Zerbst zur Schule und sind sportlich in Vereinen aktiv. Da steht jeden Tag etwas anderes auf dem Programm, so dass sie meistens erst gegen Abend heimkehrt. Dennoch findet sie die Zeit, sich für das Allgemeinwohl einzusetzen.

Seit 1998 ist sie Vorsitzende des Gemeindekirchenrates von Grimme. Im vergangenen Jahr übernahm sie den stellvertretenden Vorsitz des örtlichen Heimat- und Kulturvereins. 2014 wurde Annemarie Reimann in den Ortschaftsrat gewählt und sogleich stellvertretende Ortsbürgermeisterin. Zusätzliches Engagement außerhalb des Dorfes bringt sie für das Programm "Architektur macht Schule" auf.

Dass Grimme im vergangenen Jahr bei dem Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" mitgemacht hat, ist Annemarie Reimann zu verdanken. Versuchen könne man es ja mal, dachte sie sich. Genug Material für die Bewerbung war vorhanden. In Präsentationen erfahren, brachte sie das Ganze auf den Weg. Und siehe da, der Jury des Landkreises, die ins Dorf kam, gefiel, was sie sah. Grimme darf sich in diesem Jahr dem Landeswettbewerb stellen.

Der Preis der Stiftung Umwelt und Naturschutz des Landes Sachsen-Anhalt im vergangenen Jahr geht auf das Konto von Annemarie Reimann. Ebenso die Umweltpreise der Evangelischen Landeskirche Anhalt: 2013 der 1. Preis und 2014 einer von drei 2. Preisen. Dahinein flossen unter anderem die Ideen vom Krötenzaun, der in Grimme mit Hilfe der Bewohner, vor allem Kinder und Jugendlicher, 2014 erstmals errichtet wurde, und das Anlegen der Streuobstwiese im Dorf, die jedes Jahr erweitert wird. Ohne Initiative von Annemarie Reimann - "einer musste sich ja die Arbeit mit den Bewerbungen machen" - wäre Grimme nicht ausgezeichnet worden, aber hinter allem stecke die Gemeinschaft, macht sie deutlich. "In Grimme hat sich in den vergangenen Jahren einiges entwickelt", freut sich Annemarie Reimann, die sich in der Rolle der Impulsgeberin sieht. In den ersten Jahren lief es sehr zäh, die Menschen für neue Ideen zu begeistern, erinnert sie sich. Mittlerweile gibt es viele, die sich ehrenamtlich einbringen und engagieren.

Die Vereine und Institutionen im kleinen Dorf - Heimat- und Kulturverein, Feuerwehr, Ortschaft und Kirchengemeinde - ziehen am gleichen Strang. "Es will sich niemand profilieren, man arbeitet gemeinsam an der Sache", weiß Annemarie Reimann. Es ist nicht überall die Regel, dass es keine Konkurrenz im Dorf gibt.

Versammlungen sind das eine, bei denen man Ideen und Projekte diskutiert. In Grimme spricht man vieles auf der Straße ab. Annemarie Reimann schätzt die völlig unbürokratische Vorgehensweise im Dorf, die Übermittlung von Haustür zu Haustür.

"Grimme ist ein nettes Dorf", so Annemarie Reimann über ihre Wahlheimat, "die Menschen sind angenehm, der Zusammenhalt der Gemeinschaft ist da." Auch liegt es der Frau, die bereitwillig alles mitmacht, was einer guten Sache dient, daran, dass das, was mit Fördermitteln hergestellt wurde, auch weiter erhalten wird. Dafür gelte es, die Bürger zu sensibilisieren, meint Annemarie Reimann, die sich auch vorstellen könnte, Ortsbürgermeisterin zu werden, wenn Elke Böttges Amtszeit in diesem Jahr ausläuft und sie, wie angekündigt, nicht mehr zur Verfügung stehen wird. "Da hat man alle Dinge im Überblick", sieht Reimann den Vorteil in der ehrenamtlichen Funktion.

Mit Grimme verbindet man traditionelles Pfingstgelage und seit ein paar Jahren das Apfelfest. Sylvia Beiche hatte letztere Veranstaltung andernorts erlebt und gemeint, dass das etwas für Grimme sei. Gedacht, getan - gemeinsam umgesetzt im Dorf. "2014 hat sich das Apfelfest zum ersten Mal selber getragen", berichtet Annemarie Reimann nicht ohne Stolz. Ansonsten läuft das einfach, der eine backt Kuchen, der andere tut dies, der nächste das... Worauf es ankommt? Annemarie Reimann: "Bei der Organisation auf Kommunikation und beim Fest, dass man sich trifft." Es gibt von vielen Bürgern neue Ideen, die auf Umsetzung warten.

Auch die kleine Dorfkirche in Grimme ist belebter als anderswo. Wiederum Annemarie Reimann organisiert Gottesdienste mit Programm, holt Konzerte und Ausstellungen in das Gotteshaus, das am Heiligen Abend kuschelig warm ist und beim Krippenspiel fast alle Mädchen und Jungen aus dem Dorf vereint. Zur Kirche und ihrer Funktion im Gemeindekirchenrat ist Annemarie Reimann über den Bauerhalt gekommen. Hier kümmerte sie sich um Anträge, Kontoführung, Kostenvoranschläge und war schnell involviert, das Haus auch als Kultur- und Veranstaltungsort zu nutzen.

Die Resonanz der Mitbürger bestärkt sie, in dem, was sie tut. Sie wünscht sich für Grimme, dass die jungen Leute im Dorf bleiben, dass der Jugendclub weiter so positiv genutzt wird, wie bisher, und dass die Jugend sich noch mehr einbringt. Die Hobbyfotografin, die in ihrer Freizeit mit ihren Kindern unterwegs ist, sich ihrem Garten widmet und ab und zu noch zum Reiten kommt, hofft außerdem, dass der ein oder andere, der noch nicht zum Dorfleben gefunden hat, vielleicht neugierig wird und auch Veranstaltungen besucht.

Osterfeuer, Pfingstgelage, Apfelfest und Martinsumzug sollen auch in diesem Jahr wieder stattfinden. Zum ersten Mal soll es einen Weihnachtsmarkt in Grimme geben. Und dann muss ja auch noch die Begehung für den Dorfwettbewerb vorbereitet werden. "Vielleicht werden wir noch ein paar Schautafeln zum Naturschutz entwerfen, unsere Internetseite gestalten, vielleicht steht ein Imker zur Verfügung, wenn am 7. Mai Begehungstermin ist", so Annemarie Reimann, "wir zeigen Grimme so, wie es ist."