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Haflinger aus Kleinleitzkau erhält positives Körurteil - nur drei Deckhengste im Landkreis Anhalt-Bitterfeld Hengst Arius hat die Richter überzeugt

Von Petra Wiese 27.03.2015, 02:20

Er ist ein stattlicher Bursche, überzeugt mit einem tollen Körperbau und Vorzeigemaßen, dazu ein beeindruckender Gang ... - nein, die Rede ist hier nicht von einem Traummann, sondern von einem Pferd.

Kleinleitzkau l Arius ist ein 2012 geborener reingezogener Haflingerhengst. Er gehört Hobbyzüchter Carsten Mielchen aus Kleinleitzkau und ist schon etwas ganz Besonderes. Er erhielt bei der mitteldeutschen Hengstkörung im Februar in Prussendorf das positive Körurteil. Damit hat er sich zum Decken von Stuten qualifiziert.

Das ist insofern besonders, da das Tier dafür einer umfangreichen "Qualitätsprüfung" unterzogen wurde, die schwer zu bestehen ist, und, dass der Hengst damit einer von drei Deckhengsten im ganzen Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist. "Das macht uns schon stolz, einen solchen Hengst hier in der Region zu haben", sagte Andrea Rongelraths-Ganzer von der Silent Corner-Ranch in Trüben, die Carsten Mielchen unterstützt hat, das Pferd auf die Prüfung vorzubereiten. Etwa vier Wochen wurde trainiert, unter anderem musste Arius springen üben. 1,20 Meter wurden in Trüben aufgelegt, bei der Prüfung waren 1,10 Meter gefragt. Die erfahrene Reiterin hatte zwar schön öfter Hengste zum Einreiten da, aber es war der erste Hengst, den sie auf die Körung vorbereitete.

Als Information sei für Laien erklärt, dass eine Körung zur Auswahl für die Zucht geeigneter Tiere dient. Den Vorgang regeln Vorschriften von Zuchtverbänden und Gesetze. Voraussetzung zur Teilnahme an einer Körung ist, dass die Vorfahren über mehrere Generationen bekannt sind und keine gesundheitlichen Probleme vorliegen, die die Tauglichkeit als Zuchttier einschränken. Hengste werden bei einer Körung auf festem Boden in einer Dreiecksbahn im Stand, Schritt und Trab, an der Hand gemustert, wobei die Korrektheit des Körperbaus, Raumgriff und Schwung der Gangarten beurteilt werden. Meistens findet auch noch ein Freilaufen und Freispringen statt, wobei vor allem die Sprungtechnik beurteilt wird.

Das war schon ein aufregender Tag in Prussendorf, erinnern sich Andrea Rongelraths-Ganzer und Carsten Mielchen. Ganz oft wollten die Richter die Tiere sehen. Arius ließ sein Temperament und seine Natur durchblicken angesichts der ungewohnten Umgebung und der anderen Pferde. Für die Hengstkörung der Haflinger und Edelbluthaflinger waren vier Hengste gemeldet, zwei reingezogene Haflinger, ein Edelbluthaflinger und ein Arabischer Vollblüter, der zur Veredelung der Edelbluthaflinger vorgesehen ist.

Zunächst wurden die Tiere vermessen. Ein Teil der Prüfung bestand dann aus der "Pflasterprobe", bei der die Gangarten auf Pflaster beurteilt wurden. Wie bereitwillig das Pferd springt, wurde getestet, und an der Hand mussten die Prüflinge vorgestellt werden. Das positive Körurteil, das dem Besitzer auch noch schriftlich bestätigt wird, ist das eine. Nun muss Arius noch die Hengstleistungsprüfung ablegen. "Bei den Haflingern ist das die schwierigste Prüfung von allen Pferden", weiß Andrea Rongelraths-Ganzer. Ein 30-Tage-Test, Dressur, Springen, Geländeritt, Zugtauglichkeitstest und mehr umfasst das Programm. Bis zum 5. Lebensjahr des Tieres ist diese Prüfung abzulegen, um den Status als Deckhengst zu hinterlegen. Ende Sommer 2016 schwebt Carsten Mielchen vor, dass Arius die Hengstleistungsprüfung ablegen soll. Da reichen dann vier Wochen Vorbereitung nicht, da müssten dann mindestens sechs Monate eingeplant werden, so die Pferdetrainerin.

Sich den Hengst zu holen, war genau die richtige Entscheidung für Mielchen. Arius war schon beim Fohlenchampionat 2012 aufgefallen, hatte 44 von 50 Punkten von den Wertungsrichtern bekommen. Die Anlagen hat er wohl von seinem Vater Aristorin geerbt, der 2011 überzeugender Sieger der Hengstleistungsprüfung in Warendorf war mit seinen besonderen Vorzügen im Leistungsteil Fahren, mit hervorragenden Grundgangarten und sehr guter Interieurbewertung. Er ist in Brandenburg-Anhalt als vererbungssicherer Hengst bekannt, der bereits drei gekörte Söhne hat. Außerdem stammt Arius Mutter aus dem zuchtbewährten Stutenstamm der Familie Wachtel aus Estedt.

Im vergangenen Jahr kam nun der Kauf des Hengstes zustande. Mielchen brauchte einen neuen Hengst für seine Zucht und den Fahrsport, den er seit 2010 betreibt. Sechs Haflinger stehen im Stall und auf der Wiese bei Carsten Mielchen, der eigentlich Garitzer ist und seit 2012 in Kleinleitzkau wohnt. Die Zucht betreibt der 28-Jährige seit 2008, nachdem er im Jahr zuvor seine erste Stute erworben hatte. Das erste Fohlen kam 2009 zur Welt. Für den Konstruktionsmechaniker, der in der Schiffswerft in Roßlau arbeitet, sind die Pferde und der Fahrsport, dem er sich verschrieben hat, ein guter Ausgleich im Alltag, der natürlich sehr zeitintensiv ist. Seine Frau und die Schwägerin unterstützen ihn bei dem Hobby, Sohnemann ist mit seinen drei Jahren noch nicht soweit.

Nun, wenn auch Arius, der als typvoller, sehr moderner Haflinger mit satter bestechender Fuchsfarbe, hervorragenden Grundgangarten, einer sehr aktiven Hinterhand und einem energischen Freisprung beschrieben wird, etwas Besonderes ist, wird er bei Mielchen behandelt, als "ein Pferd, wie jedes andere". Es soll zur Zucht und zum Fahren eingesetzt werden. "Ich wünsche mir maximale Zuchterfolge", so Carsten Mielchen, "dass er seine guten Gene weitervererben kann." Im Hengstverteilungsplan 2015 des Pferdezuchtverbandes Brandenburg-Anhalt ist der Kleinleitzkauer mit Arius schon aufgeführt.