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Heimaträtsel stellt sich dieses Mal als äußerst knifflig heraus Haus fällt Bomben zum Opfer

Von Daniela Apel 04.04.2015, 03:24

Eine Herausforderung bildete das Heimaträtsel in dieser Woche. Nur sehr wenige Leser erkannten das historische Motiv. Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt das Manufakturwarengeschäft der Familie Meinhardt, das beim Luftangriff auf Zerbst im April 1945 zerstört wurde.

Zerbst l "Das war ein schönes Geschäft", sagt Irmgard Mohs. Sie erzählt von den Textilien, die dort verkauft wurden. "Unterwäsche, Schürzen,...", zählt die gebürtige Zerbsterin auf, die damals nur unweit entfernt in der Breiten Straße 35 mit ihrer Familie wohnte. Die Meinhardts, ein älteres Ehepaar, seien sehr nett gewesen, erklärt sie.

Auch Lisa Ludolf - ebenfalls aus der Breite Straße stammend - kennt das Manufakturwarengeschäft. "Ich habe etwas Geld bekommen und dort meinen ersten persönlichen Einkauf erledigt", berichtet die Seniorin von der Bluse, die sie sich gekauft hat. "Ich habe sie lange getragen und sehe sie noch genau vor mir."

Beim Luftangriff auf Zerbst am 16. April 1945 bekam das Haus der Kaufleute Meinhardt einen Volltreffer ab. Entgegen mancher Veröffentlichungen, in denen vom Tod aller Bewohner die Rede ist, überlebte die Familie das Bombardement und wurde aus dem Keller gerettet. August Meinhardt allerdings starb wenig später im Rot-Kreuz-Lazarett, in welches das gegenüberliegende Hotel "Zum Erbprinzen" umfunktioniert worden war. Seine Frau Anna führte dann mit ihrer Tochter Elisabeth das Geschäft in der Bahnhofstraße 1b und später in der Dessauer Straße weiter. Seine Enkelin war an jenem schicksalshaften Datum gerade einmal zwölf Tage alt - heute feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Wie schwierig das Heimatfoto in dieser Woche gewesen ist, belegen die verschiedenen Antworten, die die eifrigen Rätselfreunde am Volksstimme-Lesertelefon liefern. Von Ecke Brüderstraße/Salzstraße über Alte Brücke und Neue Brücke bis hin zur Lüttgen Brüderstraße und der Ecke Käsperstraße/Fritz-Brandt-Straße lauteten die einzelnen Vorschläge. Aber zugegeben: Es war dieses Mal auch wirklich äußerst knifflig. Denn den Durchbruch der Jüdenstraße zur Breiten Straße gibt es längst nicht mehr. Ein mehrgeschossiger Wohnblock steht stattdessen an der Stelle.

Unter allen Anrufern haben wir wieder einen Sachpreis verlost. Über ein Handtuch darf sich Johanna Kusch aus Zerbst freuen. Das Präsent kann ab Dienstag in der Lokalredaktion der Volksstimme auf der Alten Brücke 45 abgeholt werden. Übrigens sind wir stets an weiteren historischen Motiven aus Zerbst interessiert - gern auch aus den sechziger, siebziger oder achtziger Jahren.