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Bleibt Elbbrücke eine utopische Vision?

Von Daniela Apel 27.08.2015, 18:07

Zu den vorgeschlagenen Projekten zum Bundesverkehrswegeplan aus Sachsen-Anhalt gehören die Elbbrücke Aken und die Ortsumgehung Roßlau.

Zerbst l Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) als Grundlage für die Erhaltung, Entwicklung und den Ausbau der Infrastruktur wird zyklisch aktualisiert. Derzeit erfolgt die Bewertung der von den Ländern eingereichten Projektvorschläge, was bis Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Für Sachsen-Anhalt sind 89 Vorhaben zu untersuchen, wobei es sich um den Neubau von Straßen oder die Erweiterung der Fahrstreifen handelt. Das geht aus einer im Internet veröffentlichten aktuellen Liste des Bundesverkehrsministeriums (Stand: 5. September 2014) hervor.

Bereits am 14. März 2013 berichtete die Volksstimme, dass zwei für die Region wichtige Vorschläge erneut Eingang in den BVWP finden sollen. Daran hat sich nichts geändert. Nach wie vor sind die Elbbrücke bei Aken und die Ortsumgehung Roßlau/Tornau aufgelistet und werden wie alle Projekte einer standardisierten Bewertung unterzogen. Diese beinhaltet unter anderem eine Kosten-Nutzen-Analyse sowie umwelt- und raumordnerische Beurteilungen.

Beide Vorhaben sind von Bedeutung

Für die hiesigen Kommunalpolitiker und Bundestagsabgeordneten ist das Ergebnis klar: Beide Vorhaben sind von Bedeutung. "Die Ortsumgehung Roßlau/Tornau ist dringend notwendig und absolut unterstützenswert", erklärt der CDU-Parlamentsabgeordnete Kees de Vries. Jan Korte, der für die Linken im Bundestag sitzt, bekräftigt das. Neben einer spürbaren Entlastung der Roßlauer Innenstadt und der wirtschaftsstrategischen Bedeutung für die Gewerbegebiete verweist er auf den "grenzwertigen Zustand" der maroden Zerbster Brücke, welche momentan den gesamten B 184-Verkehr über die Eisenbahnschienen führt. Schon länger ist die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzt, dicke Betonteile stabilisieren den Überbau.

Nicht nur in Anbetracht dieser erheblichen Einschränkung - vor allem auch hinsichtlich der Schwerlasttransporte zur Roßlauer Schiffswerft - erachtet Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) die Ortsumgehung als "wichtigstes Infrastrukturprojekt in der Stadt Dessau-Roßlau". Wünschenswert wäre eine Realisierung vor der für 2019/20 geplanten Erneuerung der Zerbster Brücke. Vor allem für Logistiker stelle das Nadelöhr zur Autobahn ein Problem dar, spricht sich der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) ebenfalls für die 3,7 Kilometer lange Trasse aus, die sich südwestlich an Roßlau vorbei erstrecken soll. Das Investitionsvolumen wird auf 31,5 Millionen Euro geschätzt.

Deutlich höher angesetzt sind mit 103 Millionen Euro die Gesamtkosten für die Ortsumgehung Aken einschließlich Elbbrücke. Da dieses Projekt im noch geltenden Bundesverkehrswegeplan als Vorhaben des nachrangigen "weiteren Bedarfs mit festgestelltem hohen ökologischen Risiko" definiert ist, sind in der Vergangenheit noch keine detaillierten Planungen erfolgt. Aus dem Grund wurde für die Aufstellung des BVWP 2015 eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, wie Tatjana Kutscha, Sprecherin des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt, berichtet.

Die Trasse zweigt demnach nördlich von Steutz von der B 187a ab, bevor sie schließlich östlich an Aken verläuft und südlich der Stadt wieder auf die Bundesstraße trifft. Die integrierte Elbbrücke hätte eine Länge von 2,18 Kilometer und würde den Auegraben, Wirtschaftswege und Bachläufe überspannen. "Die Anlage von Geh- und Radwegen ist nicht Gegenstand der Studie gewesen", bemerkt Tatjan Kutscha.

Unterschiedliche Prioritäten

Für Anhalt-Bitterfeld hat die Elbquerung seit langem einen hohen Stellenwert. Wie Kreissprecher Udo Pawelczyk informiert, hat der Landkreis deshalb im Zuge der jetzigen Überarbeitung des BVWP das zuständige Landesministerium vor geraumer Zeit aufgefordert, die Einstufung der Maßnahme in den "vordringlichen Bedarf" vorzunehmen. "Wir hoffen nach wie vor, dass es eine veränderte Sichtweise des Bundes gibt vor allem mit Blick auf den Ausbau der B6n", sagt Dittmann. Die Brücke wäre wünschenswert, aber vermutlich finanziell nicht zu stemmen, meint de Vries. Vielleicht wäre eine Kombi aus öffentlicher Hand und privatem Investor möglich, überlegt er. "Die Elbbrücke ist akut für den Fall eines Fährausfalls und wenn es um alternative Verkehrswege geht", nennt Korte als Beispiel den Abtransport von Spezialgütern aus dem Hafen Aken, die nicht über die Fähre ans andere Ufer gelangen. Absolute Priorität hat für ihn jedoch die Ortsumfahrung Roßlau/Tornau.