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" Waldfuchs " -Projekt an der Garitzer Kita " Spatzennest " "Kobolde" bauen emsig eine Benjeshecke

Von Daniela Apel 09.04.2010, 06:54

Die " Koboldkinder " der Garitzer Kita wollen schlaue " Waldfüchse " werden. Deshalb tauchen die Fünf- bis Siebenjährigen bei Projekttagen regelmäßig in die heimische Tier- und Pflanzenwelt ein. In dieser Woche errichteten sie mit vereinten Kräften eine Hecke.

Garitz. Fröhlich stürmen die " Kobolde " auf den Spielplatz der Kita. Wolfgang Rien erwartet sie bereits. Der Waldpä dagoge vom Jugendwaldheim am Spitzberg betreut die angehenden " Waldfüchse ". Heute ist er in die Montur eines Forstarbeiters geschlüpft. " Was muss man anziehen, wenn man mit der Motorsäge arbeiten will ?", wendet er sich an die Fünf- bis Siebenjährigen. " Handschuhe ", " Einen Helm ", tönt es ihm entgegen. Auch dass die Jacke so orangerot leuchtet, damit man ihn besser sehen kann, wissen die Steppkes.

Mit zugehaltenen Ohren und bei angemessenem Sicherheitsabstand beobachten sie kurz darauf Wolfgang Rien, wie er zwei Birken fällt, die zu dicht am Zaun stehen. Sie liefern das Material für die geplante Hecke, die an diesem Mittwochvormittag entstehen soll. " Eine Benjeshecke ", erklärt der Fachmann, dass darin später Vögel brüten sollen und durch Samen aus ihrem Kot oder Nahrungsdepots dort neue Pflanzen wachsen. Auf diese Weise bildet die Totholzhecke ein einzigartiges Biotop.

Nistkästen erwarten gefiederte Bewohner

Doch nun heißt es erst einmal zupacken und das tun die " Kobolde ". Emsig holen sie die angespitzten Holzpfähle, die Wolfgang Rien mitgebracht hat, aus dem Kofferraum des Transporters. Unterstützung erhalten sie von den Hortkindern, die ihre Osterferien im " Spatzennest " verbringen.

Im Abstand von 60 Zentimeter zueinander schlägt der Waldpädagoge die Pfähle in die Erde. Mit herbeigetragenem Reisig füllen die Mädchen und Jungen den Zwischenraum auf. Neben den Ästen landen auch Stammstücke der Birken in dem Stapel. Wolfgang Rien nutzt die Gelegenheit, um die Kinder auf die Baumringe hinzuweisen. Auf verständliche Weise erläutert er ihnen, warum die Ringe unterschiedlich groß sind. " Wer viel isst, wird dicker ", sagt er lächelnd.

Nach und nach nimmt die Benjeshecke Gestalt an, die Bachstelzen und Rotkehlchen als Nistplatz dienen soll. Das dichte Geäst wird nicht nur verschiedene Insekten anziehen, sondern auch Mäusen ein ideales Versteck bieten. Dort entsteht ein neuer Lebensraum, erfahren die " Kobolde ", während sie tatkräftig Hand anlegen. Im Moment konzentrieren sich die kleinen Biotop-Bauer auf das Aufstapeln des Materials. Wenn die Hecke erstmal von verschiedenen Tieren bewohnt ist, werden sie genau unter die Lupe nehmen, was da im Holz so umherkrabbelt.

Bereits beim Spaziergang durch den verschneiten Garitzer Wald haben die Fünf- bis Siebenjährigen ihren Forscherdrang bewiesen. Mit Förster Toren Reis begaben sie sich im Januar auf Spurensuche. Kürzlich bauten die Mädchen und Jungen unter Anleitung von Wolfgang Rien Nistkästen, die nun auf dem Kita-Spielplatz hängen. " Wollen wir mal gucken, ob schon ein Vogel drin ist ?", fragt der Waldpädagoge. " Immer erst anklopfen ", bemerkt Wolfgang Rien schmunzelnd, bevor er die hölzerne Bruthilfe öffnet. Noch ist sie leer. Aber wer weiß, vielleicht zieht schon bald ein Meisenpaar ein. Auf alle Fälle werden die Steppkes noch einiges erleben, bis sie echte " Waldfüchse " sind.

Bis Juni läuft das lehrreiche Projekt, das von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald initiiert wurde. In Sachsen-Anhalt beteiligen sich daran derzeit rund 70 Kindergärten. An der Garitzer Kita startete es im vergangenen Herbst. Ziel ist es, den Nachwuchs mit der heimischen Tier- und Pflanzenwelt vertraut zu machen. Durch spannende Entdeckungstouren und hautnahes Erleben soll ihr Bewusstsein für den Natur- und Artenschutz geweckt werden. Ein Konzept, das den " Kobolden " sichtlich Freude bereitet. Aufmerksam beobachten sie ihre Umwelt. " Herr Rien, guck mal, ein Adler ", zeigt einer der Jungen in den strahlend blauen Himmel. " Das ist ein Mäusebussard ", korrigiert Wolfgang Rien und die Steppkes haben wieder was gelernt.