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Was in den Gemeinderäten 2009 noch so geschah – Teil 4 von 5 Lindau hat vor den Deetzern keinerlei Geheimnisse

Von Manuela Langner 13.01.2010, 05:54

Langweiliges Sitzungsleben ? In vielen Gemeinderäten der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Elbe-Ehle-Nuthe war davon auch 2009 nichts zu spüren. Mit jeder Menge Spaß ( und Ernst ) bei der Sache gingen die Frauen und Männer ihr Ehrenamt in der einen Stadt und den 20 Dörfern an.

Straguth / Bornum / Reuden / Deetz / Lindau / Dobritz. Im frisch verpflichteten Gemeinderat Reuden herrschte Ende Oktober so gute Laune, wie es bei den Ratssitzungen in der Gemeinde meistens der Fall ist, und dennoch musste Bürgermeister Elard Schmidt zu mahnenden Worten in Richtung der beiden Gemeinderätinnen greifen : " Wir sind hier im Gemeinderat und nicht im Traditionsclub. " Margit Grube und Annegret Lorenz hatten sich ausgetauscht. Letztere hatte nach einigem Zögern einer Wahl zur stellvertretenden Bürgermeisterin zugestimmt. Die erste Frage, die sie, gerade im Amt bestätigt, gestellt bekam, lautete : " Wann gibst du einen aus ?"

Dass man als Bürgermeister nicht in allen Sachen firm sein kann, gab der Straguther Gemeindechef Edgar Grund im Herbst offen zu : " Haushalt ist nicht meine Stärke. "

Dass er ab Januar kein Bürgermeister, sondern nur noch ein Ortschaftsbürgermeister mit weitaus weniger Befugnissen sein wird, ging dem Bornumer Gemeindechef Mario Rudolf zur Eröffnung des Naturpark-Infopunktes in der Garitzer Stärkefabrik durch den Kopf : " Irgendwie fühle ich mich ein bisschen degradiert. "

Geschlechterklischees zu durchbrechen, versuchte wenige Tage später der Deetzer Bürgermeister Ulrich Weimeister in seinem neuen Gemeinderat. Nach der Verpflichtung bat er Verwaltungsmitarbeiter Thomas Sanftenberg, ihm mit den Blumen zu helfen. Bis jedoch Thomas Sanftenberg und Ratsmitglied Thoralf Sandmann ausgeknobelt hatten, wer nun von beiden gemeint gewesen war, war Kämmerin Kerstin Gudella längst zur Tat geschritten und reichte dem Bürgermeister die Blumen.

In Lindau hört man Stadtchef Helmut Seidler vielleicht bald singen. Die Ratssitzung im November eröffnete er im großen Saal des Bürgerhauses leger an die Bühne gelehnt mit einem Mikrofon in der Hand. Die neue Musikanlage wurde Ratsmitgliedern und Einwohnern vorgestellt. " Bürgermeister, ein Lied, bitte ", rief ihm Gerald Anders gut gelaunt zu. " Ich übe ", lautete die Antwort.

Vielleicht zieht der Bürgermeister auch die Schule vor ? " Zettel und Stifte raus ! Test : Wer weiß, was mit zwölf gemeint ist ?", hieß es eine halbe Stunde später. Die Beschlussfassung des Tagesordnungspunktes zwölf war gerade ohne weitere Erläuterung einstimmig verabschiedet worden. Das kam dem Bürgermeister etwas suspekt vor. Sicher ist jedenfalls, dass die nachbarschaftlichen Beziehungen mit Deetz in Ordnung sind. Planerin Anita John stellte Helmut Seidler frei, weiter an der Sitzung teilzunehmen : " Wir haben keine Geheimnisse vor Deetzern. "

Ende November wurde der Dobritzer Gemeinderat erst auf den letzten Drücker vollzählig. Selbst Bürgermeisterin Margrit Eiserbeck, sonst eine der ersten im Bürgerhaus, schloss erst fünf Minuten vor Sitzungsbeginn die Tür hinter sich. Sie räumte ein, die Ratssitzung fast vergessen zu haben : " Ich wusste, da war noch etwas heute Abend. " Zuvor hatte sie eine Tour durch ihre Gemeinde unternommen, ob die Straßenbeleuchtung nach der Erneuerung nun so brenne, wie man sich das vorstelle.

Die Ratsmitglieder zeigten am Sitzungstisch vollen Einsatz und hatten nach nur drei Minuten schon die Hälfte des Pensums erfüllt. " So schnell kann ich heute gar nicht schreiben ", sagte Gemeinderätin Katrin Wecke, die das Sitzungsprotokoll in Dobritz führt.