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Neues Projekt " Flexible Elternhilfe " des Albert-Schweitzer-Familienwerkes in Zerbst Unterstützen, wo junge Eltern Bedürftigkeit nicht erkennen

Von Antje Rohm 02.02.2010, 04:53

" Flexible Elternhilfe " ist ein neues Projekt in Trägerschaft des Albert-Schweitzer-Familienwerkes Sachsen-Anhalt in Zerbst. Es richtet sich an junge Eltern, die Probleme mit der Erziehung ihrer kleinen Kinder haben und selbst nicht merken, dass sie dabei Hilfe brauchen.

Zerbst. " Wir sind nicht die Brückenbauer, aber wir legen viele Brückensteine ", so verstehen Andrea Schmidt und Jutta Sachse ihre neue Aufgabe. Die beiden Sozialpädagoginnen werden in diesem Monat die ersten Eltern und Kinder in den Räumen der " Flexiblen Elternhilfe " in der Zerbster Breite 12 begrüßen.

Angegliedert ist das Projekt an das Geschwister-Scholl-Heim des Albert-Schweitzer-Familienwerkes. Die Anregung gab es vor etwa einem Jahr vom Leiter des Anhalt-Bitterfelder Jugendamtes, Peter Grimm, sagt Einrichtungsleiter Rainer Schnelle. Ein ähnliches Projekt gebe es bereits in Köthen. In Bitterfeld soll eines aufgebaut werden.

In kleinen Gruppen

Beim Albert-Schweitzer-Familienwerk, vorwiegend auf stationäre und teilstationäre Unterbringung spezialisiert, erweitert die " Flexible Elternhilfe " die Reihe der ambulanten Angebote. Geschäftsführer Jürgen Geister freut sich bei der jetzigen Projekt-Präsentation, dass " Rainer Schnelle und die beiden Kolleginnen das aufgebaut haben ". Und er hebt die Zusammenarbeit mit dem Jugendamt hervor. " Wir konnten mit dem Jugendamt einen Tagessatz für das Projekt ausarbeiten. Das ist nicht selbstverständlich. "

Über das Jugendamt werden auch die Eltern vermittelt, die von Jutta Sachse und Andrea Schmidt in den für die " Flexible Elternhilfe " hergerichteten Räumlichkeiten an der Zerbster Breite betreut werden. Maximal acht Eltern mit null- bis sechsjährigen Kindern sollen es jeweils gleichzeitig sein. Die kleine Gruppe ist wichtig und auch der " neutrale Boden ".

Veränderte Familienformen, in denen oft auch Erziehungstraditionen, Werte und Normen nicht mehr weitergegeben werden, Erziehung als schwierig zu bewältigendes " Geschäft ", ein verändertes gesellschaftliches Umfeld, hohe Anforderungen an Elternschaft – das unter anderem sind Ausgangspunkte, warum Erziehung für junge Eltern, gerade auch wenn sie zudem selbst noch minderjährig sind, zum Problem werden kann. " Es gibt viele Beratungs- und Fortbildungsangebote für Eltern. Genutzt werden sie zumeist aber nur von denen, die ihre Hilfsbedürftigkeit in Sachen Elternschaft erkannt haben ", sagt Andrea Schmidt.

Die jungen Mütter und Väter, an die sich die " Flexible Elternhilfe " wendet, können das zumeist nicht. Hier liegt die Basis für das neue Projekt.

Netzwerk schaffen

" Wir setzen an Punkten des Familienlebens an, die funktionieren ", erklärt Jutta Sachse. Aus der Erfahrung, problematische Erziehungssituationen bewältigt zu haben, sollen die jungen Eltern Selbstbewusstsein gewinnen, für selbstbestimmtes Handeln gestärkt werden.

Es ist eine Arbeit mit den Eltern, die aber vor allem den Kindern zugute kommen soll, so die beiden Sozialpädagoginnen. Wichtig ist ihnen unter anderem, jedes Treffen individuell auf die Situation der Eltern abzustimmen, aktuelle Krisensituationen praxisnah zu verarbeiten oder auch in akuten Krisen schnelle Hilfe zu leisten.

Die Eltern sollen jeweils über einen Zeitraum von 18 Monaten betreut werden. Neben den Treffen in der Gruppe sind individuelle Reflektionsgespräche und die Teilnahme an einer Elternschule vorgesehen.

" Damit das gelingt, brauchen wir viele Hände ", wünschen sich Andrea Schmidt und Jutta Sachse die Entstehung eines Netzwerkes in Zerbst. Wünschen sie sich die Zusammenarbeit mit den Kindertagesstätten, Kinderärzten, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Verwaltungen, Frühförderstellen …

Unterstützung beim Aufbau der " Flexiblen Elternhilfe " gab es bereits auch vom Rotary Club Zerbst.