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Biogasanlage am Boneschen Weg in Zerbst : Betreiber Stadtwerke ist zufrieden mit dem ersten Jahr Künftig weniger Belastungen für Anwohner

Von Andreas Mangiras 05.01.2010, 05:54

Die von den Stadtwerken Zerbst zu Weihnachten 2008 in Betrieb genommene Biogasanlage am Boneschen Weg hat im ersten Jahr die Erwartungen weitgehend erfüllt. Die gewonnene Energie mit Gas und Strom hilft aktuell, erhebliche Verluste im Fernwärmegeschäft auszugleichen. Kritische Situationen wie der drohende Zusammenbruch der Biologie konnten verhindert werden. Mehrere Maßnahmen hat der Betreiber eingeleitet, die die Belastungen für Anwohner verringern sollen. Die vom Landesverwaltungsamt veranlassten Prüfungen der Betriebsdaten und Emissionen haben keine Überschreitungen der Grenzwerte ergeben. Die abschließende Beurteilung des Landesamtes für Umweltschutz ( LAU ) steht noch aus.

Zerbst. Eine mehrere hundert Meter lange grüne Wand aus etwa 250 schnell wachsenden Koniferen soll künftig den Geräuschpegel aus dem Anlagenbetrieb für Anwohner an der Ostseite der Biogasanlage am Boneschen Weg senken. Das für die Belieferung der Silos beauftragte Transportunternehmen ist eindringlich auf die einzig erlaubte Zu- und Abfahrtsroute am Heidetorfriedhof entlang eingeschworen worden. Unter anderem mit diesen beiden Maßnahmen haben die Stadtwerke Zerbst als Betreiber der zu Weihnachten 2008 in Betrieb genommenen Biogasanlage auf über das ganze erste Jahr erhobene Kritiken von Anwohnern reagiert. Das bestätigte Geschäftsführer Bernd Schumann auf Volksstimme-Nachfrage.

Auswertung der Daten steht noch aus

Schumann versicherte, dass er für die in dem Mischgebiet von Gewerbe- und vereinzelten Wohnhäusern errichtete Anlage mögliches Ärgerpotenzial gering halten will. Zugleich hob er hervor, dass die Anlage sämtliche Grenzwerte im vollen Betrieb einhalte. Das haben die Ende 2009 im Auftrage der Kontrollbehörde vorgenommenen Messungen ergeben. Das bestätigte bereits Ende vorigen Jahres das Landesverwaltungsamt Halle ( Volksstimme berichtete ). Die Aus- und Bewertung der Daten durch das Landesamt für Umweltschutz ( LAU ) steht hingegen noch aus.

Nach Betreiberangaben hat die Biogasanlage sogar den Grenzwert des anfallenden gefährlichen Formaldehyds deutlich unterschritten. Aktuell dürfen nur 60 Milligramm je Kubikmeter anfallen, 2011 gar nur noch 40 Milligramm. Schon jetzt werden am Boneschen Weg maximal nur 26 Milligramm erreicht, bestätigte der Betreiber. Das sei ,, sehr zufriedenstellend ". Um diesen niedrigen Wert dauerhaft sicherzustellen, wird in diesem Jahr in die Gasreinigungsanlage investiert.

Weitere Investitionen flossen und fließen in Dämmungen, um Energieverluste und Geräuschpegel weiter zu senken. Die höchsten Belastungen gibt es während der Erntezeit, wenn die Silos beladen werden müssen. Zeitlich sei dies ein enger und überschaubarer Zeitraum. Erntekulissen habe es bereits vor der Inbetriebnahme der Biogasanlage gegeben. Deren Geräusche seien daher nichts Neues.

Zum Betrieb gehört die Beschickung des Fermenters, dessen Rührwerk vor allem Geräusche macht, wenn die Anlage nur halb gefüllt ist. Mit der massiven Bepflanzung mit Koniferen an der Ostseite des Geländes soll hier weniger Lärm anfallen.

Nächstes Vorhaben :

Holzschnitzelanlage

Ein Teil der Belastungen hat mit dem ersten Betriebsjahr zu tun. Davon jedenfalls gehen die Stadtwerke aus Betreiber aus. Die Anlage wurde angelegt und musste hochgefahren werden. Im Frühsommer drohte der hochempfindliche biologische Prozess, aus Maissilage Gas zu gewinnen, aus dem Ruder zu laufen. Nach nur drei Monaten vollem Betrieb musste die Anlage auf noch 65 Prozent heruntergefahren werden. Damit wurde verhindert, dass der gesamte Prozess kippte. Den Prozess wieder anzufahren, hätte einen Rückschlag und einen enormen Verlust bedeutet. Tausende Tonnen Biomasse hätten zusätzlich abgefahren und neue Maissilage antransportiert werden müssen.

Mit einer ausgeschöpften Leistung von 70 bis 80 Prozent im ersten Betriebsjahr sieht Schumann die Anlage im erwarteten Bereich. Mit dem Projekt Biogasanlage gewachsene, hohe Erwartungen, über Strom und Wärme aus Biogas auch Preise für Kunden zu senken, bremst der Stadtwerke-Geschäftsführer hingegen. ,, Wir gleichen damit im Moment mehr Verluste aus. Das wird wohl die nächsten zwei Jahre so sein. " Die entstanden und entstehen den Stadtwerken vor allem im Fernwärmebereich.

Der immense Abriss vor allem in Zerbst-Nord schlägt dem Unternehmen voll ins Kontor. Bisher fließt Fernwärme über drei Trassen in das Gebiet. Während die Zahl der Abnehmer und der Absatz um gut ein Drittel zurückgingen, wachsen dagegen die Wärmeverluste. Die Stadtwerke wollen mit einer Änderung des Rohrsystems gegensteuern. Aus drei Trassen soll eine werden. Schumann : ,, Erst dann reden wir, wie wir Gewinne aus der Biogasanlage über Energiepreise weitergeben können. "

Um die Flanke, aus nachwachsenden Rohstoffen Energie zu gewinnen, weiter zu stärken, gedeiht derzeit ein weiteres Projekt bei den Stadtwerken. Entstehen soll in den nächsten Jahren eine Holzschnitzelanlage. Gefüttert werden soll sie mit Holzresten, die bei der Bewirtschaftung hiesiger Waldbestände anfallen. ,, Dann wären wir rund aufgestellt ", betont Schumann. Aktuell laufen Vorgespräche und werden auf dem Markt Anbieter sondiert.

• Die Biogasanlage, die die Stadtwerke Zerbst nach einer Investition von 2, 4 Millionen Euro zu Weihnachten vor einem Jahr in Betrieb nahmen, kommt auf einen Wirkungsgrad von über 80 Prozent.

• Bei konstanter Fahrweise und 7 500 Stunden Laufzeit werden im Jahr rund vier Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt. Das reicht, um 1 300 bis 1 600 Haushalte in Zerbst zu versorgen.

• Zugleich fallen im Jahr etwa 3, 8 Millionen Kilowattstunden Gas an. Damit können 600 bis 700 Wohnungen beheizt werden. Zudem werden ein Siebentel der jährlichen Wärmeerzeugung und ein Viertel der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien gewonnen.

• Mit der Biogasanlage, die das Blockheizkraftwerk antreibt, wird der CO -Ausstoß um bis zu 15 Prozent im Jahr gesenkt.

• Pro Tag wird die Anlage mit 27, 5 Tonnen Silage " gefüttert ". Jährlich sind das etwa 10 000 Tonnen Silage aus Mais, Gras und frischem Grün. Aus dem Nachgärer fallen im Produktionsprozess jährlich knapp 6 200 Tonnen flüssiger und 1 390 Tonnen fester Gärrest an. Der muss dann abtransportiert werden.