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Kassenärztliche Vereinigung informiert Kreistagsgesundheitsausschuss zu Versorgungslage Zerbst fehlen Ärzte, Entlastung durch Bevölkerungsrückgang

23.03.2010, 04:49

Zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung fehlen im Bereich Zerbst mehrere Ärzte. Andererseits hat sich die Zahl der niedergelassenen Fachärzte in der Region Zerbst im Vergleich zum Kreis Anhalt-Bitterfeld seit 1997 am stärksten erhöht.

Zerbst ( am / mz / uli ). In der Region Zerbst sind aktuell Plätze für sechs Hausärzte, einen Augenarzt, einen Ärztlichen Psychotherapeuten und einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten frei. Das geht aus einer Bilanz der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt ( KV ) hervor, die deren Hauptgeschäftsführer Martin Wenger im Ausschuss für Gesundheit und Soziales des Kreistages vorstellte.

Wohin sich Patienten wenden können, die keinen Hausarzt mehr finden, wollte die Abgeordnete Jutta Mädchen ( FDP ) wissen, und Dagmar Zoschke ( Die Linke ) fragte, ob Kommunen etwas tun können, um die Situation zu verbessern. Sowohl den Kommunen als auch den Patienten empfahl Wenger die Kassenärztliche Vereinigung als Ansprechpartner. Kommunen, wenn sie Ärzte bei ihrer Niederlassung unterstützen wollen oder selbst junge Ärzte kennen, die für eine Niederlassung infrage kommen, und Patienten können sich bei der KV informieren, wo sie einen Arzt finden und so gleichzeitig auf Engpässe aufmerksam machen.

Die Zahlen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung im Kreis, die Wenger vortrug, bezogen sich auf die drei noch existierenden Kreisstellen Zerbst, Bitterfeld und Köthen. Sie entsprechen in etwa den Strukturen der früheren Landkreise. Zwar sei die Angleichung an die durch die Kreisgebietsreform entstandenen Landkreise geplant, doch zunächst stünden auf Bundesebene andere Aufgaben im Vordergrund, so Wenger.

Die Zahl der Hausärzte ist im Landkreis Anhalt-Bitterfeld zwischen 1997 ( 31. Dezember ) und 2010 ( 15. März ) von 119 auf 109 Ärzte gesunken. Das ist ein Rückgang um 8, 4 Prozent. Man muss diese Zahlen aber auch im Zusammenhang mit dem Bevölkerungsrückgang betrachten. Zwischen 1995 und 2009 sank die Zahl der Einwohner in Anhalt-Bitterfeld von 218 671 auf 180 489. Daraus folgt, dass zwischen 1997 und heute die Pro-Kopf-Versorgung der Bevölkerung um 8, 71 Prozent verbessert wurde. 1997 kamen noch 1 814 Patienten auf einen Hausarzt, heute sind es 1 656 ( ohne Job-Sharing ).

Das Durchschnittsalter der Hausärzte im Kreises liegt bei 51, 8 Jahren. Rund 14, 7 Prozent der Hausärzte im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind 60 Jahre und älter.

Untersucht wurde von der KV auch, wie viel Prozent der Vertragsärzte des Kreises ihren Sitz in den drei Städten Bitterfeld-Wolfen, Köthen und Zerbst haben. Ergebnis : In Bitterfeld sind es rund 21 Prozent, in Köthen 22 Prozent und in Zerbst 13, 7 Prozent. Im Vergleich dazu verteilen sich die Einwohner im Landkreis wie folgt auf diese drei Städte : Rund 25, 7 Prozent leben in Bitterfeld-Wolfen, rund 15, 9 Prozent in Köthen und rund 13 Prozent in Zerbst. Der Löwenanteil der Hausärzte im Landkreis praktiziert in Einzelpraxen ( 79 Prozent ).

Die Zahl der Fachärzte im Landkreis ( mit Kinderärzten und Psychotherapeuten ) hat sich zwischen 1997 und 2010 von 90 auf 122 erhöht, wobei die Kreisstelle Zerbst mit einem Plus von rund 42, 8 Prozent am meisten zunahm, gefolgt von Köthen ( 40, 6 ) und Bitterfeld mit rund 29, 6 Prozent. Damit kommen im Landkreis derzeit 1 479 Einwohner auf einen Facharzt, 1997 waren es 2 399. Die Fachärzte sind im Durchschnitt etwas jünger als die Hausärzte, nämlich etwas über 50 Jahre alt.

Als Problembereiche in der Versorgung wurden Zörbig und Friedersdorf genannt. In Zörbig plant ein Hausarzt seine Praxis aufzugeben, ein Nachfolger wird über die Praxisbörse ( www. sachsen-anhalt-praxisbörse. de ) gesucht, und die umliegenden Praxen weisen laut Wenger zum Teil einen Zulauf auf, der über dem Durchschnitt liegt. Auch in Friedersdorf mangelt es seit März 2009 an einem Hausarzt, die Ärzte in den umliegenden Praxen sind teils über 60 Jahre alt.