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Einweihung der Walternienburger Markt- und Festscheune mit Informationszentrum Erste Buchungen belegen Nachfrage

Von Daniela Apel 16.04.2010, 06:50

Die Geduld der Walternienburger hat sich ausgezahlt. Unterhalb des Burgturms bietet fortan eine geräumige Markt- und Festscheune Platz für Veranstaltungen, während das angegliederte Informationszentrum für den Elberadweg und den Naturpark Fläming seine Besucher erwartet. Im Beisein zahlreicher Gäste ist der über Leader geförderte Gebäudekomplex am späten Mittwochnachmittag eingeweiht worden.

Walternienburg. " Ausdauer ist ein Talisman für Erfolg ", zitierte der Walternienburger Ortsbürgermeister Heinz Reifarth ein afrikanisches Sprichwort. " Und Ausdauer haben wir gebraucht ", warf er in seiner Rede einen Blick zurück. 1988 hatten die ehemaligen Besitzer die Burganlage der Gemeinde geschenkt. Nachdem die Gebäude im Inneren abgerissen und über 1 000 Tonnen Schutt abtransportiert worden waren, fand zunächst die Sanierung und Wiederherstellung der Ringmauer statt. Im nächsten Schritt wurde die Zufahrt mit Natursteinen gepfl astert und entlang der Straße eine Beleuchtung gesetzt. Die Restaurierung des Bergfrieds folgte, bevor über die Nuthe eine hölzerne Fußgängerbrücke eingeschoben und über dem erhaltenen Gewölbekeller ein Pavillon errichtet wurde. " Die 2001 eingebauten Tore komplettierten die Anlage ", schilderte Heinz Reifarth.

Die Entwicklung der einstigen Wasserburg war damit nicht abgeschlossen. Es entstand die Idee, eine Markt- und Festscheune zu errichten. 2002 lagen die ersten Entwürfe vor. " Bis heute waren unendlich viele Aktivitäten der Gemeinde nötig, um dieses Ziel zu erreichen ", dankte Heinz Reifarth mehrfach allen, die das Projekt unterstützt haben. Ausdrücklich richtete er ein Dankeschön an sämtliche Kooperationspartner. Besonders hervor hob er die Walternienburger Bürger, aber auch den Leiter der ehemaligen Verwaltungsgemeinschaft Elbe-Ehle-Nuthe, Andreas Fischer, Diana Sommer von der Bauverwaltung, den Vorsitzenden des Walternienburger Heimatvereins, Klaus-Dieter Kunze, und seinen Stellvertreter Peter Strauß. Im Namen des Ortschaftsrates gab Peter Strauß den Dank an Heinz Reifarth für seine Beharrlichkeit und seinen Einsatz postwendend zurück.

Gestaltung des Innenhofs erfolgt noch

Mit der Bewilligung des Fördermittelbescheides im vorigen Jahr zahlte sich das Engagement schließlich aus. Über das europäische Leader-Programm erhielt die Gemeinde einen Zuschuss über 250 000 Euro für ihr 600 000 Euro teures Vorhaben. Im Mai fiel der Startschuss für die Baumaßnahme. An der Stelle, wo früher schon mal ein Wirtschaftsgebäude stand, nahm die zwölf mal 23 Meter große Markt- und Festscheune als lichtgrauer Fachwerkbau mit drei Toren und urigem Feldsteinsockel Gestalt an. Parallel wuchs ein schlichter Putzbau heran, der nicht nur das Informationszentrum für den Elberadweg und den Naturpark Fläming beherbergt. Zugleich sind in dem zweigeschossigen Haus neben einer kleinen Küche, einem Vereinsraum und dem Gemeindearchiv barrierefreie Sanitäranlagen untergebracht. Ordentliche Toiletten fehlten bislang auf der Burganlage, die 2009 immerhin über 2 000 Besucher anzog.

Beide Gebäude sind über einen zum Burghof hin verglasten Gang miteinander verbunden, in dem eine Dauerausstellung zur Walternienburger Kultur eingerichtet werden soll. " Vielleicht und hoffentlich mit Leihgaben aus dem Landesmuseum für Archäologie in Halle ", bemerkte Heinz Reifarth hinsichtlich der jungsteinzeitlichen Keramiken, die in der Walternienburger Hauptstraße gefunden worden waren und von denen es vor Ort bislang nur Repliken gibt.

Die geräumige Markt- und Festscheune, in der 184 Personen Platz finden, soll künftig für öffentliche Veranstaltungen der Ortschaft und ihrer Vereine dienen. Markttage mit Direktvermarktern aus der Region sind ebenfalls angedacht. Daneben kann die Scheune für Familienfeste, Jubiläen und Hochzeiten gemietet werden, ist die Burganlage doch Außenstelle des Zerbster Standesamtes. " Für 2010 haben wir bereits zehn Reservierungen und für 2011 liegt eine Voranmeldung vor ", berichtete Heinz Reifarth nicht ohne Stolz.

Für ihn stellt das Leader-Projekt nicht nur die Basis dar, die Angebotsvielfalt im Ort auszubauen. Gleichzeitig biete es die Chance, Radtouristen anzulocken und in der verstärkten Vernetzung mit anderen Ausflugszielen zum Verweilen zu animieren, wovon nicht nur die hiesigen Gaststätten und Pensionen profi tieren würden.

" Ich wünsche Ihnen, dass das Schmuckstück angenommen wird ", erklärte Innenminister Holger Hövelmann. Dabei staunte er, woher Walternienburg die Eigenmittel für das Projekt hat. " Geld ist das eine, Engagement ist das andere und das Wichtigere ", betonte der Zerbster Bürgermeister Helmut Behrendt und sprach von einem " aktiven, agilen Dorf ". " Es ist beachtlich, was hier geschaffen wurde ", übermittelte Dieter Reineck die Grüße von Landrat Uwe Schulze. Stellvertretend für Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko Aeikens war Hans-Jürgen Schulz zur Einweihung der vom Büro für Stadtplanung Dessau projektierten Markt- und Festscheune nebst Info-Zentrum angereist. " Ein europäischer Rechnungsprüfer wäre erfreut, wie das europäische Leader-Programm hier öffentlich dargestellt wird ", bemerkte er lächelnd in Anbetracht der aufgehängten EU-Fahne.

In der kulturellen Begrüßung erklang sogar die Hymne der Europäischen Union. Auf der Flöte brachten die Zweitklässlerinnen Lea Schmidt und Andrea Lützkendorf die " Ode an die Freude " zu Gehör. Auch Moritz Neuhaus aus Klasse 1 und Victoria Weferling aus der dritten Klasse der Grundschule Walternienburg unterhielten auf Trompete beziehungsweise Geige die zahlreich erschienenen Gäste.

Vertreter aus Politik und Verwaltung, von Verbänden und Vereinen sowie der beauftragten Handwerksbetriebe nahmen an dem Festakt teil, wobei einige nicht mit leeren Händen gekommen waren. So hatte Pfarrerin Benita Arnold einen Rhododendron für den Burginnenhof mitgebracht, der noch im Rahmen einer Beschäftigungsmaßnahme gestaltet werden soll. Ein auf die Melodie von " An der Nordseeküste " getextetes Lied über die Wasserburg hatte der Walternienburger Volkschor im Gepäck, der das Programm ebenso bereicherte wie die Tanzgruppe des Elbdorfs.

Sonntag ist Burganlage für Besucher geöffnet

Nach dem offi ziellen Teil klang der Festakt gesellig aus. Während sich die einen plaudernd belegte Schnittchen und Würstchen schmecken ließen, besichtigten andere den neu errichteten Gebäudekomplex.

Interessierte Bürger haben übrigens an diesem Sonntag Gelegenheit, sich die Markt- und Festscheune samt Info-Zentrum anzusehen. Zwischen 14 und 17 Uhr können sie sich das Projekt ansehen, das die Lokale Leader-Aktionsgruppe Mittlere Elbe / Fläming auserkoren hat, um sich auf der Leader-Netzwerkseite von Sachsen-Anhalt zu präsentieren, wie LAG-Managerin Elke Kurzke verkündete.