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Carneval Club "Rot-Weiß" Zerbst feiert närrisches Jubiläum am Sonnabend mit großer Gala / Drei Mitglieder als Beispiel für lebendigen Verein "Alle wollten immer, dass es weiter geht"

Von Antje Rohm 03.02.2011, 04:31

Was Jubiläen angeht, ticken die Karnevalisten anders. Darum ist für den Carneval Club "Rot-Weiß" Zerbst (CCZ) 2010/2011 eine besondere Session. Die 33. – ein närrisches Jubiläum. Am kommenden Sonnabend wird es mit einer großen Gala gefeiert. Mit vielen Gästen, aber auch einem quicklebendigen CCZ, in dem Gründungsmitglieder genauso wie ganz junger Nachwuchs auf der Bühne stehen.

Zerbst. Die alte Aktentasche nennt Jürgen Schumann "mein Büro". Es ist alles voller Geschichte des Zerbster Karnevals. Jürgen Schumann ist eines seiner Gründungsmitglieder. Der gelernte Holzmodellbauer, der bei der Wema, bei Aluguss gearbeitet hat und jetzt im Autohaus Lauenroth beschäftigt ist, wurde von den damaligen Arbeitskollegen Joachim Dähne und Erich Zilling angesprochen. "Du bist doch manchmal auch komisch" und einer, der Kulturelles im Betrieb mit organisiert, habe vielleicht auch Interesse am Karneval. Den wollte Bernd Keiner, dann CCZ-Gründungspräsident, in Zerbst aufleben lassen.

Der Initiative aus dem Sommer folgt die erste Veranstaltung am 11. 11. 1978 in der Zerbster Stadthalle. Jürgen Schumann holt die Einladung zur ersten Sitzung aus seinem "Büro". Dort gibt es noch so manche Rarität aus 33 Jahren Zerbster Karneval – Fotos, Protokolle, Programmhefte, Orden natürlich ...

Jürgen Schumann startet im Elferrat als Minister für die klingende Münze und im Männerballett. "Schwanensee", den Klassiker, zeigen sie in der ersten Session. Er wird Minister für Öffentlichkeitsarbeit, für Fundus und Requisiten und ist es nun für Krims und Kleinkram.

"Das Karnevalfieber", sagt der 63-Jährige, habe ihn all die Jahre nicht losgelassen. "Es hat immer Spaß gemacht. Und es gab immer Höhen und Tiefen, aber am Ende hat immer das Positive überlebt."

Manche Episode weiß Jür-gen Schumann zu berichten. Von jenem Programmhefttitel der 8. Session, der trotz Verbots "von oben" erschien. Vom Jahr, als das sowjetische Staatsoberhaupt Leonid Breschnew starb. "Da durften wir nicht auftreten und taten es trotzdem – mit Trauerflor."

Fünf CCZ-Präsidenten hat Jürgen Schumann bisher erlebt. "Alle wollten immer, dass der Karneval in Zerbst überlebt, dass es weitergeht", sagt er.

Das gelang auch, weil immer wieder karnevalistischer Nachwuchs gefunden und begeistert werden konnte. Kerstin Krüger kam "durch eine Freundin dazu, die mitgetanzt hat". Die heute 27-jährige Verwaltungsfachangestellte beim Landkreis Anhalt-Bitterfeld fing in der 18. Session in der damals jüngsten Tanzgruppe an.

Heute ist sie als Tänzerin, aber auch als Tanzmariechen und besonders als Trainerin seit der 28. Session aller Tanzgruppen unverzichtbar für den Verein. Viermal die Woche für zwei bis drei Stunden trainiert Kerstin Krüger die drei Showtanzgruppen und das Männerballett. Zwei Stunden die Woche "und so zwischendurch" trainiert sie selbst. Freizeit, die sie gern opfert. Mit Kreativität, Geduld und nötigem Durchsetzungsvermögen, aber auch viel Spaß. "Der Tanz wächst mit den Tänzern. Wenn es denen gefällt, sie richtig dabei sind, dann kommt es gut rüber", weiß sie. Und der Applaus lässt allen Aufwand, Schweiß und Schmerz vergessen.

Die allerjüngsten CCZ-Akteure, die in dieser Session erstmals auf der Bühne stehen, sind die "Tanzflöhe". Die sechs Vier- bis Sechsjährigen werden von Stefanie Dautz angeleitet.

Die Physiotherapeutin zog es 2006 nach Zerbst zurück. "Wir sind in ein Karnevalsdreieck gezogen", blickt die 29-Jährige schmunzelnd auf die Nachbarschaft. Die sorgte mit langer Überredungskunst dafür, dass Stefanie und Daniel Dautz das Prinzenpaar der 30. Session wurden.

Dann suchte Mutti Stefanie etwas für Töchterchen Kimberley (5). Wieder entstand letztlich eine Verbindung zu den Karnevalisten, "aber für so ganz Kleine war das nichts". Ihr Vorschlag aber fand Zustimmung, und weil Kerstin Krüger diese Gruppe nicht mehr mitübernehmen konnte, wurde Stefanie Dautz Trainerin der im vorigen Sommer gegründeten "Tanzflöhe". Für Ideen, Choreografien arbeiten beide Trainerinnen zusammen.

"Es macht Spaß zu sehen, mit wieviel Ehrgeiz die Kleinen dabei sind, wie sich auch auf der spielerischen Ebene viel vermitteln lässt, wie motiviert sie sind zu zeigen, was sie gelernt haben", sagt Stefanie Dautz, die selber lieber hinter der Bühne steht.

Stefanie Dautz, Kerstin Krüger, Jürgen Schumann – drei, die ganz verschieden und unterschiedlich lange dem Zerbster Karneval verbunden sind. In einem sind sie sich einig: "Spaß macht das Gemeinschaftserlebnis, der Kontakt mit verschiedenen Altersgruppen. Und miteinander, wenn etwas Schönes für das Publikum entsteht."