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Förderkreis Kultur und Denkmalpflege Leitzkau Charité-Geschichte(n) beim "Abend am Kamin

Von Helmut Rohm 14.02.2011, 04:44

Leitzkau. Falko Hennig (42) ist hierzulande mehr oder weniger bekannt. "Der Eisbär in der Anatomie" zudem ein doch seltsam anmutender Buchtitel. Mit diesem seinem neuesten unterhaltsamen Fachbuch war der Berliner Autor, selbständiger Journalist und Vortragsreisender, am Sonnabendabend auf Einladung des Förderkreises Kultur und Denkmalpflege Leitzkau zu Gast beim "Abend am Kamin" im Schloss "Hobeck" der Leitzkauer Schlossanlage.

Falko Hennig hat an der Chronik zum 300-jährigem Jubiläum der Berliner Charité mitgearbeitet. "Bei der Recherche stieß ich auf Protokolle manch sonderbarer, zum Teil unbekannter Vorgänge, auch fast brutaler Geschichten und brachialer Behandlungsmethoden", erzählte Falko Hennig.

Den Buchtitel, so der Autor, hat er aus der Tatsache abgeleitet, dass Prof. Spenzer in der Charité bereits 1714 erstmals öffentlich menschliche Leichen sezierte. Einmal wurde auch ein Eisbär zu Präparationszwecken "zerlegt." Falko Hennig führte den relativ kleinen Gästekreis durch die Geschichte der Charité, die 1710 vor dem Spandauer Tor wegen der aus Ostpreußen drohenden Pestepedemie als Pesthaus errichtet wurde.

"Barbiere und Scharfrichter wären dann für die Pestkranken verantwortlich gewesen", fand Hennig in den Akten. Doch die Pest kam nicht nach Berlin...

Im Mix von teils humorvoller Unterhaltung – auch mit schwarzem Humor – und sachlicher Information erfuhr der Gast vom Pestreglement, auch von der damaligen Auffassung, dass diese furchtbare Krankheit durch "Völlerei und Unzucht" hervorgerufen werde. Sehr bildhaft beschreibt Hennig, dass oft auf sonderbare Weise bedeutsame medizinische Entdeckungen gefunden wurden. So die Äthernarkose, die Spinalanästhesie oder die mit Virchow in Verbindung gebrachte örtliche Betäubung. Letztere wurde wohl mehr zufällig in der Berliner Kneipe "Zum schwarzen Ferkel" erfunden.

Falko Hennig reiht so Geschichten und Episoden locker aneinander, strapaziert hin und wieder auch das Nervenkostüm der Zuhörer. Unter anderem, als er vom brutal illustrierten Vortrag Prof. Georg Nikolais vor Berliner Stadträten berichtete, damit der Bau einer Hautklinik genehmigt wurde. Zwischendurch streute der Autor aus seinem ersten Roman "Alles nur geklaut" aus den Jahren 1997/98 einige sehr autobiografisch geprägte heitere Geschichten ein.

In der Pause konnten die Gäste seine Bücher erwerben, die Falko Hennig auf Wunsch signierte. Zum Schluss gab es viel Beifall für eineinhalb unterhaltsame Stunden und Blumen vom Förderkreis.