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Vandalismus am Zerbster Markt Abgeschlagen: Hund am Rolandfuß verliert den Kopf

Von Antje Rohm 23.02.2011, 07:24

Zerbst. "Die nächste Katastrophenmeldung" hat gestern der Zerbster Museumsdirektor Heinz-Jürgen Friedrich zu verkünden. Butterjungfer, Schloßgarten ... - Zerbst hat es derzeit nicht leicht mit seinen historischen Objekten. Nun also auch der Roland.

Unbekannte Täter haben in der Nacht zu gestern den Kopf des Hundes abgeschlagen, auf dem der Zerbster Roland seinen rechten Fuß stehen hat. In drei Teilen konnte er geborgen und zunächst ins Museum gebracht werden. Die Stadt hat Strafantrag erstattet.

"Das ist kein Spaß mehr", findet Bürgermeister Helmut Behrendt (FDP) das Geschehene "einfach abscheulich. Ich appelliere an die Bürger, bei der Aufklärung dieses Frevels mitzuhelfen", hofft er auf Zeugen.

"Es ist ein wunderschönes altes Denkmalobjekt" versteht auch Viola Tiepelmann, Leiterin der Tourist-Information, "diese rohe Gewalt" nicht. Vandalismus kenne sie leider aktuell auch von den im vergangenen Jahr im Rahmen des touristischen Leitsystems aufgestellten Stadtplänen. Die wurden schon des Öfteren beschmiert.

Der Zerbster Roland - die Stadt gehört dem Netzwerk der Rolandstädte an - ist der drittälteste in Deutschland. Ab 1385 als Holzfigur, steht er seit etwa 1445 in Sandsteinausführung auf dem Zerbster Markt. Es gab mehrere Veränderungen. Beim Bombenangriff auf Zerbst am 16. April 1945 wurde der Roland beschädigt, 1980 restauriert. Seitdem stand auch ein Eisenzaun um die Figur. Im Zuge der jetzigen Marktneugestaltung wurde der Zaun nicht mehr aufgestellt, mit der Begründung, dass es dafür keinen historischen Beleg gebe.

Für den letzten Zaunanstrich hatten sich die Zerbster Rolandbrüder engagiert. Bernd Adolph ist nicht nur deren Kopf, sondern auch Vorsitzender des Kulturausschusses. "Man denkt, dass solches jahrhundertealte Kulturgut eigentlich unangetastet bleibt", verurteilt der CDU-Stadtrat stark den Vandalismus am Rolandhund. Eine historische Deutung für dieses Element der Statue ist übriges Schuld und Sühne ...

"Ich hoffe, dass man im Bauamt vielleicht doch noch einmal nachdenkt", sagt Heinz-Jürgen Friedrich zur Sicherung von Roland und Butterjungfer. "Von der Verwaltung werden wir wohl erstmal nicht handeln", so Bau- und Ordnungsdezernent Andreas Fischer. Es sei denn, es gebe einen Auftrag aus dem Stadtrat.