1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Es gibt immer etwas Neues zu erleben

Teil 8 der Volksstimme-Serie "Zerbster Juwelen" / Heute: Jana Reifarth Es gibt immer etwas Neues zu erleben

Von Judith Kadow 25.03.2011, 04:27

Es gibt unzählige Juwelen, die in Zerbst zu finden sind. Kleine verschlafene Ecken, große beeindruckende Bauwerke, Spuren historischer Persönlichkeiten, die mitunter erst auf den zweiten Blick zu sehen sind. Und es gibt engagierte Stadtführerinnen, die diese Juwelen interessierten Besuchern aus nah und fern zeigen. Auch sie sind Zerbster Juwelen.

Zerbst. Majestätisch überragt der Ostflügel des Zerbster Schlosses den Schloßgarten. Hier wandelte einst Katharina die Große in ihrer Jugend entlang. Heute zieht es immer mehr Touristen zu diesem Bauwerk. Nicht wenige von ihnen wollen eine Führung. Genau an dieser Stelle kommt Jana Reifarth ins Spiel.

Die 39-Jährige ist Gründungsmitglied des Fördervereins Schloss Zerbst und nach und nach in die Rolle einer Gästeführerin gewachsen. "Es hat am Anfang schon Überwindung gekostet, aber mit jeder Führung wurde es einfacher", erinnert sich Jana Reifarth an die Anfänge zurück. Im Jahr 2003 war das, als der Verein sich gründete und ihr "Aha-Erlebnis", die Geschichte ihrer Heimatstadt doch genauer kennen zu wollen, erst wenige Wochen zurücklag.

"Ich ging damals mit meinem Sohn, der drei Jahre alt war, hier spazieren. Er fragte, was das für ein Haus sei, warum es kaputt ist und wer hier lebte und vieles mehr", erinnert sich die gebürtige Zerbsterin. Sie antwortete kindgerecht. "Hätte mich jedoch ein Erwachsener das gefragt, wär\'s schlecht gewesen." Dieses fehlende Detailwissen wollte sich Jana Reifarth erarbeiten und fand so zum Schlossverein.

"Das Schöne am Schloss ist ja, dass es eigentlich jedes Jahr etwas Neues zu erleben gibt."

"Das Schöne am Schloss ist ja, dass es eigentlich jedes Jahr etwas Neues zu erleben gibt", so die Stadtführerin. Entweder lässt das Baugeschehen dies zu oder die Ausstellungen im Schloss wechseln, werden erweitert. Am 17. April beispielsweise - wenn sich in diesem Jahr zum ersten Mal die Schloss-türen öffnen - wird im Ausstellungsbereich das neue Kupferstichkabinett eingeweiht.

Aber auch die Themenvielfalt, die das Schloss in sich vereint, reizen Jana Reifarth. "Wenn Gruppen einen Rundgang wollen, bereite ich mich immer darauf vor. Kindergruppen erzähle ich, wie es sich damals als Kind hier lebte, einer Gruppe aus Köthen brachte ich Anhalt näher." Aber auch thematische Führungen bieten sich sehr an - beispielsweise zur Zerstörung der Stadt Zerbst im April 1945, der auch das Schloss zum Opfer fiel, die DDR-Zeit, aber auch das Mittelalter durch den erhaltenen Burgkeller.

"Als ich einmal eine Gruppe Jugendlicher herumführte, zeigte ich ihnen den Luftschutzraum im Keller." Jana Reifarth möchte bei ihren Führungen Emotionen wecken. "Dazu sind auch unsere Ausstellungen ein gutes Mittel", weiß sie aus Erfahrung. Damit ist eine noch bessere Visualisierung möglich, worüber Reifarth spricht, wie das Schloss einst aussah oder seine Umgebung.

Heute ist noch der Ostflügel des Schlosses erhalten. Dessen Grundstein ist 1744 gelegt worden. "Katharina hat diesen Flügel nicht mehr gesehen. Sie reiste in diesem Jahr nach Russland", erzählt Reifarth.

Zu besonderen Anlässen ist sie im Schloss in Kostümen bei Führungen unterwegs. "Damit lässt sich die Geschichte natürlich noch viel besser präsentieren, auch wenn es ein enormer Aufwand ist."

Trotz ihrer vielen Erfahrung in Sachen Führungen belegte Jana Reifarth 2009 zudem den Gästeführerkurs an der Kreisvolkshochschule. "Ich wollte an meiner Rhetorik arbeiten und mein Hintergrundwissen verbessern", nennt sie ihre Motivation. Lediglich über das Schloss Bescheid zu wissen, sei zu einseitig. "Es gehört auch dazu zu wissen, wie die Menschen damals gelebt haben, was außerhalb dieses Schlosses passiert ist."

"Im Gegensatz zu erhaltenen Schlössern, ist unseres nichts Fertiges. Man kann sehen, wie es sich verändert."

Dieses Engagement kostet jedoch viel Zeit. Aber die zweifache Mutter kennt ein gutes Rezept, Familie und ihre Leidenschaft für das Schloss unter einen Hut zu bekommen: "Gute Organisation und Unterstützung durch die Familie. Und nicht zuletzt bleibt diese Arbeit ein Ehrenamt."

Zum Schluss macht sie dem Schloss eine schöne Liebeserklärung: "Im Gegensatz zu den vielen erhaltenen Schlössern, ist unseres nichts Fertiges. Man kann zusehen, wie es sich verändert und sich daran auch beteiligen. Das finde ich toll." Daher empfiehlt sie jedem, einmal eine Führung durch das Schloss zu machen.

Bei Interesse an einer Schlossführung ist der Förderverein Schloss Zerbst der richtige Ansprechpartner, erreichbar unter (01 79) 7 28 20 23 oder per E-Mail an info@schloss-zerbst-ev.de.

Weitere touristische Führungen bietet die Zerbster Tourist-Info unter (0 39 23) 76 01 78 oder 23 51.