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Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft Sachsen-Anhalt Teilnehmer tauchen in die Entwicklung des Waldes ein

Von Daniela Apel 05.05.2010, 07:18

Um das "Bärenthorener Dauerwaldrevier" drehte sich die Frühjahrstagung der Landesgruppe Sachsen-Anhalt der Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldwirtschaft (ANW). Vorträge und eine Exkursion verdeutlichten den Teilnehmern die Entwicklung des zum Waldrevier Hoher Fläming gehörenden Revierteils.

Nedlitz/Bärenthoren. Die Idee von einer verantwortungsbewussten, nachhaltigen Nutzung und Pflege der Wälder mit dem Ziel "Dauerwald" steht im Vordergrund der mittlerweile nun schon 60-jährigen Tätigkeit der Bundes-Arbeitsgemeinschaft naturgemäße Waldbewirtschaftung. Dieser Kerngedanke bestimmt ebenfalls die Aktivitäten der Landesgruppe Sachsen-Anhalt, die 1991 in Genthin gegründet wurde und aktuell 42 Mitglieder zählt. Dabei handelt es sich um private Waldbesitzer, forstliche Dienstleister sowie Mitarbeiter der Forstverwaltung. Wolfhardt Paul zum Beispiel ist Leiter des Sachbereichs Waldbau/Forsteinrich- tungen im Landesforstbetrieb von Sachsen-Anhalt. Im vergangenen September wurde er zum Vorsitzenden der ANW-Landesgruppe gewählt, die sich kürzlich zu ihrer alljährlichen Frühjahrstagung in Nedlitz traf.

Von dort aus näherten sich die Teilnehmer dem im Waldrevier Hoher Fläming gelegenen Revierteil Bärenthoren erst mittels zweier Vorträge, bevor sie die "Wiege des Dauerwaldes" bei einer Exkursion genauer erkundeten. Geführt von Revierleiter Toren Reis begaben sie sich auf eine interessante Entdeckungstour. Gemeinsam suchten sie Stellen auf, an denen zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Fotokamera stand, um den Waldzustand zu dokumentieren. Die damals aufgenommenen Bilder illustrierten die forstwissenschaftlichen Untersuchungen, die Hermann Krutzsch und J. Weck 1924 beziehungsweise 1934 veröffentlichten.

"Es ist ein tolle Geschichte, zu sehen, wie sich der Wald in 80, 90 Jahren entwickelt hat", bemerkte Wolfhardt Paul mit leuchtenden Augen. Zumal Orkantief "Kyrill" in der Nacht vom 18. zum 19. Januar 2007 verheerenden Spuren im Hohen Fläming hinterließ. Auch im rund 800 Hektar umfassenden Revierteil Bärenthoren knickte der Sturm zahlreiche Bäume wie Streichhölzer um. Auf 45 Hektar musste Totalschaden verzeichnet werden. Gut 40 Hektar sind inzwischen wieder aufgeforstet, wie Wilhelm Uschmann in seinem Vortrag ausführte. Uschmann ist Leiter des Forstbetriebs Anhalt, der sich aus elf Revieren – darunter das Revier Hoher Fläming – zusammensetzt.

Bei der Aufforstung sind vor allem Kiefern gepflanzt worden. Der Bestand des Nadelbaums ist in den vergangenen zehn Jahren um fünf Prozent zurückgegangen. Das belegen die 1998 und 2010 durchgeführten sogenannten "Forsteinrichtungen", eine Art Waldinventur, deren Ergebnisse Wolfhardt Paul den Tagungsteilnehmern im Vergleich vorstellte. Wie er darlegte, erobert die Spätblühende Traubenkirsche zunehmend das Revier Hoher Fläming und erschwert die natürliche Kiefernverjüngung. "So werden wohl Buchen, Eichen und Douglasien zunehmend die Kiefer ablösen", blickte Wolfhardt Paul in die Zukunft.

Zugleich berichtete er, dass das Landesverwaltungsamt im vorigen Jahr ein 240 Hektar großes Areal als Waldschutzgebiet "Dauerwald Bärenthoren" ausgewiesen hat. Die Idee eines Kieferndauerwaldes, wie ihn Friedrich von Kalitzsch vor 125 Jahren in Bärenthoren eingeführt hat, soll hier weiter verfolgt und dokumentiert werden. Eine wissenschaftliche Begleitung erfolgt durch die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, wie Wolfhardt Paul ausführte.