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Imagepflege – Mit Daumenkino und Guckkasten macht die Stadt auf originelle Art auf den homöopathischen Gelenkpunkt am Magdeburger Turm aufmerksam. Zwischen den Fingern nimmt die "Welle" schnell eine neue Gestalt an

17.05.2010, 05:23

Köthen (da/mz/mb). Kinder machen im Normalfall unumwunden deutlich, wo ihre Interessen liegen. Das konnte man gestern auf dem Platz am Magdeburger Turm in besonders eindrucksvoller Manier erkennen. Als hochoffiziell daran gegangen wurde, den dort installierten Guckkasten der Nutzung zu übergeben, indem das tarnende Tuch entfernt wurde, flitzte die komplette Viertklässlermannschaft der evangelischen Grundschule in die entgegengesetzte Richtung. Dort nämlich wurden Geschenke verteilt: ein Daumenkino pro Nase, und außerdem gab es Schokoriegel und Kekse satt. Da mussten die Erwachsenen schon ein wenig pädagogisch die Stimme heben, um die Knirpsenbrigade für den blechernen Guckkasten zu interessieren.

Der Platz am Magdeburger Turm ist in gewisser Weise die Weichenstellung für alle Besucher der Stadt, die sich auf den Spuren der Homöopathie und Hahnemanns befinden. Hier befindet man sich auf halber Strecke zwischen dem Schloss mit seinem an Hahnemann erinnernden Apothekengewölbe, zwischen Lutze-Klinik und Denkmal einerseits und dem Hahnemannhaus und der Europäischen Bibliothek für Homöopathie andererseits. Da war es - nachdem das Bebauungsprojekt geplatzt war - Idee der Stadt, das Terrain entsprechend zu gestalten.

Und Daumenkino und Guckkasten sind sozusagen die Widerspiegelung der Entwicklung des Platzes. Die hatte vor Jahren, nachdem die ursprünglich geplante Wohnbebauung des Quartiers sich als unökonomisch herausgestellt hatte, mit einem kleinen Wettbewerb begonnen. Einem zur Gestaltung des Geländes - und die Schüler der benachbarten evangelischen Grundschule brüteten dafür 2005/2006 einige Ideen aus, die sie schön bunt auf Malpapier brachten. Zwar hatten die meisten seinerzeit auch einen Teich vor den Magdeburger Turm gezeichnet, aber letzten Endes musste es bei der "Homöopathischen Welle" bleiben. Deren Entstehen Lehrer Bernd Birkhold regelmäßig dokumentierte - immer vom selben Standort aus, dem Lehrerzimmer der Schule, so dass eine Serie von Bildern entstand, ohne die es letzten Endes kein Daumenkino hätte geben können. Und auch nicht ohne Gregor Lauter und Johannes Heeg. Die beiden - inzwischen ehemaligen - Schüler der Grundschule erwiesen sich als genaue Beobachter des Baufortschritts und wiesen Birkhold immer wieder darauf hin, dass er mal wieder fotografieren müsse.

Und wer am Magdeburger Turm kein Daumenkino dabei hat, um mit eleganter Fingerbewegung Tempo ins Baugeschehen zu bringen, kann am Guckkasten mit Hilfe der Kurbel ein kleines, aus zehn Bildern bestehendes Guckkasten-Kino in Gang setzen - auch hier wird die Entstehung der "Homöopathischen Welle" bis zu ihren letzten Ausläufern dargestellt.

Wer die Idee zum Daumenkino hatte, ließ sich letztlich trotz erheblicher journalistischer Bemühungen nicht zweifelsfrei ermitteln. Bei den potentiellen Vätern und Müttern stand die Beantwortung der Frage nicht so recht im Vordergrund ("Die Lenkungsgruppe war‘s!"), und den Knirpsen war die Urheberschaft gleich komplett schnurz. Sie ließen viel lieber die Seiten durch die Finger schnurren oder drehten an der Guckkastenkurbel. Oder tollten einfach im sattgrünen homöopathischen Gras herum; sozusagen als Vorgriff auf das oberbürgermeisterliche Angebot, die Schule könne die Fläche, auf der bald der Lavendel richtig blühen wird, in ihre Projekte einbeziehen. Das Betreten des Rasens sei hier durchaus nicht verboten - außer für Hunde.

Gemeinsam mit Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander entfernte der Lehrer Birkhold das Tuch von dem Guckkasten an der Homöopathischen Welle. Zahlreiche Kinder und Interessierte verfolgten das Geschehen vor dem Magdeburger Turm.

Für all diejenigen, die kein lustiges Daumenkino ergattern konnten oder es einfach nachträglich haben möchten, lohnt sich der Weg zur Köthener Stadtinformation. Dort ist es für lediglich zwei Euro zu erwerben.