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Markus Klatte erklärt Finanzprobleme von Europa in einem Vortrag und kritisiert überbordende Spekulationen Im Bürgergespräch: Das Einmaleins der Euro-Krise

12.10.2012, 01:17

Zerbst (fr) l Wie kam die Euro-Krise zustande? Was geht dort eigentlich vor? Soll Griechenland aus der Euro-Zone austreten? Diese Fragen sollten am Mittwochabend bei einem Bürgergespräch einfach erklärt werden. Der CDU-Ortsverband lud den Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld Markus Klatte ein. In einem öffentlichen Vortrag sollte er die Grundzüge der Euro-Krise einem breiteren Publikum vermitteln.

Markus Klatte bemühte sich, das Publikum mit Fachbegriffen zu verschonen und die Grundproblematik der Krise darzustellen. Das ist ihm gelungen. Sein "Einmaleins" der Euro-Krise könnte so lauten:

Der Euro an sich ist laut Klatte "die genialste Idee" überhaupt. Er soll Gegengewicht zum Dollar sein, damit Europa auf dem Weltmarkt mitmischen kann. Als die Länder 1999 den Euro einführten, einigten sie sich auf die Maastricht-Kriterien. Die besagen, dass die Staatshaushalte der Euro-Länder stabil sein müssen. Denn, wenn ein Land keinen stabilen Haushalt hat, reißt es den Euro herunter und damit alle Länder gleich mit - genau das, was jetzt gerade passiert.

Wie kam es zur Euro-Krise? 2007 vergaben US-Banken Kredite an Kunden, ohne zu prüfen, ob diese den Kredit überhaupt abzahlen können. Viele konnten es nicht und verloren später ihre Häuser durch Pfändung. "Die Krise entstand also in den USA", so Klatte. "Auch dort gibt es die Krise, allerdings wird nichts dagegen getan." Die faulen Kredite bringen die Banken zum Einstürzen. In europäischen Ländern ist es nicht besser bestellt um die Staatshaushalte. Der griechische Staat war hoch verschuldet, in Spanien platzt eine weitere Immobilienblase. Aber immerhin "ist Europa die Region in der Welt, die die Probleme angeht", so Klatte. De facto gebe es schon jetzt wieder positive Entwicklungen in den Ländern. Italien, Irland, Spanien oder Portugal erholen sich. Die aktuellen Maßnahmen der EU wirken, seien "aber unzureichend".

Als Vorstand der Kreissparkasse und damit eines öffentlich-rechtlichen Instituts sieht Markus Klatte vor allem die Spekulationen an der Börse als Ursache der Finanzkrise. Nicht nur, dass an der Börse mit Dingen gehandelt wird, die es gar nicht gibt, "es wird sogar mit der Pleite anderer Länder spekuliert".

Daher sollten Geschäfte an der Börse mit einer Finanztransaktionssteuer belegt werden - so bringen Spekulationen Steuern ein. Auch die Existenz der "Riesenbanken" sei zu überdenken - fallen diese, können sie die ganze Währung mit hinabziehen. Mehr Verbraucherschutz müsse politisch durchgesetzt werden, um Anleger vor falschen Beratungen zu schützen. Auch Rating-Agenturen sieht er kritisch. Diese stufen die Kreditwürdigkeit der Länder - und damit den Wert des Euro - auffällig stark herab. Dies sei kein Zufall. "Das kann ich mir als Provinzbanker aus Anhalt-Bitterfeld ja mal erlauben, zu sagen", sagt Klatte halb im Scherz.

Zuhörer des Abends wie Georg Credo gaben ihr Statement ab: "Wir alle sind von der Krise betroffen, als Anleger und Steuerzahler". Klaus-Jürgen Werner bemerkte: "Die Bankenkrise ist durch die Zockerleute entstanden. Wir Steuerzahler müssen das jetzt bezahlen". Genau deshalb seien die griechischen Bürger so wütend, merkte Kees de Vries (CDU) an: "Der kleine Grieche zahlt nun die Krise".