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Hochwasser: Krisenstab hält an Räumung von Rothensee und Ostelbien fest Elbe-Pegel sinkt rasant, aber für eine Entwarnung ist es noch viel zu früh

Von Rainer Schweingel 11.06.2013, 03:28

Magdeburgs Deiche stehen stark unter Druck, aber sie halten. Bis zum Abend bestand nach Angaben des Krisenstabs keine akute Gefahr. Grund für eine Entwarnung sei dies aber noch lange nicht.

Magdeburg l Drei Schadstellen habe es im Laufe des Tages an den Deichen rings um Ostelbien gegeben, sagte OB Lutz Trümper (SPD) am Abend auf einer Pressekonferenz. Die genauen Standorte nannte er nicht. Trümper betonte, dass der Pegel zwar derzeit "schneller als gedacht" und "rasant" falle, aber noch keine Entwarnung gegeben werden könne. "Wir können doch jetzt nicht die Leute zurückrufen in ihre Wohnungen und dann passiert in drei Tagen etwas am Deich. Die würden uns doch alle zu Recht für verrückt erklären", betonte der OB. Man dürfe sich nicht vom Sonnenschein und dem fallenden Pegel blenden lassen. Nach wie vor sei eine Gefahr vorhanden.

Massenwanderung, aber kein Ansturm auf Notquartiere

Deshalb seien alle Bewohner Ostelbiens weiterhin aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen und Unterschlupf bei Bekannten zu finden, bestenfalls sogar außerhalb Magdeburgs. Das würde dazu beitragen, die angespannte Wasser- und Abwassersituation zu entlasten, so Trümper.

Die Räumung hatte am Sonntagabend zwar eine Massenwanderung von Ost nach West innerhalb Magdeburgs ausgelöst, jedoch nicht zu einem Ansturm auf die Notquartiere geführt. Krisenstabsleiter Holger Platz zählte bis zum Abend rund 30 Personen, die in einem der drei Schulgebäude um Aufnahme gebeten hatten. Eine geringe Nachfrage habe man schon 2002 verzeichnet, so Platz. Sie spreche für eine große Solidarität der Magdeburger, sich gegenseitig zu helfen.

Eine Prognose, wann die geräumten Gebiete wieder freigegeben werden, lehnten Platz und Trümper ab. Erst ab einem Wasserpegel von weit unter 6,50 Meter könne man über die Lockerung von Maßnahmen nachdenken, hieß es weiter. Gestern Abend lag der Pegel bei 7 Metern. Trümper schätzte die Hochwasserschäden in den Stadtgrenzen auf etwa das Zehnfache von 2002. Damals waren 40 bis 50 Millionen Euro als Schadenssumme bilanziert worden. Es könne aber auch noch mehr werden, alles sei erst eine ungesicherte Schätzung. Auf Volksstimme-Nachfrage nahm der Krisenstab zu den Ursachen für die Überflutung von Rothensee Stellung. Viele Einwohner hatten kritisiert, dass zwar die Hafenkante zwischen Autobahn und Hafenbecken über drei Kilometer mit großen Sandsäcken geschützt worden war, nicht aber die Hafenbecken selbst. Die seien dann übergelaufen. Trümper kündigte an, die Situation in Rothensee genau zu untersuchen und den Bürgern die Gründe für die Taktik erklären zu wollen. Trümper: "Ich werde haargenau alles analysieren und anschließend öffentlich darstellen, warum wir welche Maßnahmen ergriffen haben und ob die Hafenbecken vergessen wurden." Die Analyse würde aber mehrere Wochen andauern.

Planungen noch stärker an Hochwasserschutz ausrichten

Bezogen auf die gesamte Situation der Stadt kündigte Trümper an, die Planungen künftig noch stärker am Hochwasserschutz auszurichten.

"Wir müssen überlegen, ob wir die Prioritäten richtig gesetzt haben. Ist es sinnvoller, eine Schule alle fünf Jahre zu sanieren oder sollte man das Geld in eine Hochwasserschutzmaßnahme stecken, mit der ganze Bereiche gesichert werden können", fragte er in die Runde. Allerdings könne man nicht die ganze Stadt höherlegen.

Trümper nutzte die Pressekonferenz zu einem Rundumschlag, um die langen Prüf- und Klagewege im Baurecht bzw. für Hochwasserschutzmaßnahmen zu kritisieren. "Ich nenne da nur mal die Bäume in der Alten Elbe oder in der Umflut. Was hat da ein Baum zu suchen? Hier geht es zuerst um Menschenschutz." Er verwies auch auf den langen Genehmigungsweg für die Strombrückenverlängerung. Sie soll als Ersatzbau die marode und derzeit durch das Hochwasser extrem unter Druck stehende Anna-Ebert-Brücke ablösen. "Manche Zyniker sagen ja, schade, dass die Ebertbrücke nicht gebrochen ist. Dann wäre der neue Strombrückenzug nämlich in zwei Jahren da", wetterte Trümper und beendete die Pressekonferenz.