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Gebrauchtwarenkaufhaus am Brunnenstieg bahnt jungen Arbeitsuchenden Weg in Arbeitswelt Frank buckelt für einen Ausbildungsplatz

Von Marco Papritz 23.08.2013, 03:10

Magdeburg. Das Gebrauchtwarenkaufhaus "fair.kaufen" der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Neu-Olvenstedt bietet Bedürftigen zu geringen Preisen Möbel und Ausstattungsgegenstände. Für Arbeitsuchende ist die Einrichtung am Brunnenstieg eine Chance. Diese versucht Frank Thieß zu nutzen.

"Ich bin nach der achten Klasse von der Schule abgegangen und seitdem auf der Suche nach einer Ausbildung", sagt der 24-Jährige. Nach seiner Schulzeit folgten diverse Maßnahmen und Praktika etwa über das Jobcenter. Am Status von Frank Thieß hat sich nichts geändert: arbeitsuchend. "Es ist schon frustrierend, wenn sich nichts ergibt", merkt er an.

Auf Vermittlung des Jobcenters absolvierte er bei der Gesellschaft für Kinder- und Jugendhilfe "Outlaw" eine berufsvorbereitende Maßnahme im Garten- und Holzbereich, bevor er zu Beginn des Jahres ein Praktikum in der 600 Quadratmeter großen Einrichtung am Brunnenstieg zur Stabilisierung und Gewöhnung an den Arbeitsalltag begann. Drei Tage à vier Stunden. "Als das Praktikum im März ausgelaufen ist, habe ich in Absprache mit dem Jobcenter zur Überbrückung einfach weitergearbeitet", so Thieß. Nachdem das neue Praktikum und die Maßnahme bei Outlaw endete, setzte er seine Tätigkeit im Brunnenstieg auf freiwilliger Basis fort.

"Ich habe das Gefühl, etwas Gutes zu tun und gebraucht zu werden"

"Ihm war wichtig, in dem regelmäßigen Arbeitsrhythmus zu bleiben, als sein Praktikum auslief", sagt Kaufhaus-Leiter Mario Thomas, der voll des Lobes ist für den Einsatz des jungen Mannes: "Er bringt sich ein, er sieht die Arbeit, er ist zuverlässig und er ist bereit, auch etwas länger zu arbeiten, wenn Bedarf besteht." Seit Monaten zählt Thieß zum Team des Gebrauchtwarenkaufhauses, erledigt Lager- und Transport-, Umbau- und Aufbauarbeiten und hat mit Kunden und Möbelspendern Kontakt. All dies tut Frank Thieß etwa 30 Stunden pro Woche unentgeltlich, ein monatliches Salär erhält er nicht. Mario Thomas: "Umso höher ist der Einsatz zu bewerten, mit dem er sich Fertigkeiten und auch ein gewisses Selbstvertrauen angeeignet hat. Das ist zu spüren."

"Ich habe das Gefühl, mit der Arbeit etwas Gutes zu tun und dass ich gebraucht werde. Zum Beispiel wenn ich älteren Leuten helfe, die Möbelstücke aus dem fünften Stock ihres Wohnhauses zu transportieren oder die Möbelstücke bei den Kunden aufbaue", sagt Frank Thieß. Die Arbeit könne aber auch sehr anstrengend sein, merkt er schmunzelnd an.

Sozial benachteiligten Menschen einen Weg in das Arbeitsleben zu bahnen, ist ein großes Anliegen des Gebrauchtwarenkaufhauses. Die Einrichtung bietet jungen Arbeitslosen die Möglichkeit, sich auszuprobieren, so Mario Thomas. Drei Praktikanten sind auf dieser Basis aktuell im Kaufhaus beschäftigt.

Möglich macht dies das Netzwerk "MEHRLiN", das von der Landeshauptstadt initiiert und über das Bundesprojekt "Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier" (BIWAQ II) gefördert wird. Über die Netzwerkpartner werden die Praktikanten gewonnen, die sich im fair.kaufen-Kaufhaus einbringen.

"Ich möchte meine Chance verbessern, eine Ausbildung zu finden", sagt Frank Thieß. Vorzugsweise im Einzelhandel.