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Nach Streit im alten Verein sind Magdeburger Tierfreunde nun selbstständig tätig Tierschützer haben den Anker geworfen

Tierfreunde aus Magdeburg haben nach der Abspaltung von der Tiertafel
Deutschland e. V. nun einen eigenen Verein namens Tieranker e. V.
gegründet. Neuer Name - alte Heimstatt: Die Ausgabestelle ist weiter in
der Ackerstraße 2 zu finden.

Von Jana Heute 22.10.2013, 03:10

Magdeburg l Der Sommer war voller Schlagzeilen gewesen. Der vereinsinterne Streit innerhalb des Tiertafel Deutschland e. V. hatte Zeit und Nerven gekostet. Es ging um Fragen der Vereins- und Finanzführung (Volksstimme berichtete). Der Streit ist noch immer nicht beigelegt, geht womöglich noch vor Gericht. Der öffentliche Bruch ist indes längst vollzogen. Neun ehemalige Mitglieder der Tiertafel haben einen eigenen Magdeburger Verein gegründet - den Tieranker e. V. Der will, so verrät es schon der Name, "Rettungsanker" sein für Tierbesitzer, die nicht aus eigener Kraft ihre Vierbeiner versorgen können. "Wir sind froh, dass wir jetzt alles selbst in die Hand nehmen können", so die neu gewählte erste Vorsitzende Diana Degenkolbe (49).

Es war kein leichter Start, räumt sie ein. Während im Hintergrund noch Auseinandersetzungen mit der Tiertafel laufen, hat die Ausgabestelle des neuen Vereins vor kurzem ihre Arbeit aufgenommen. Übrigens an gleicher Stelle wie zuvor: in der Ackerstraße 2. Auch die Mannschaft ist zum Teil dieselbe. Etliche Mitglieder des Tierankers waren vom alten in den neuen Verein gewechselt. "Wir freuen uns, dass uns auch junge Leute verstärken. So arbeiten Studenten bei uns mit", berichtet die Vereinschefin. Und Arbeit gibt es genug für die inzwischen rund 20 Helferinnen und Helfer. In der Ausgabestelle in der Ackerstraße sind nach der Räumung durch die Tiertafel die Regale wieder gut gefüllt. "Die meisten Sponsoren sind uns treu geblieben", bemerkt Vereins-Schatzmeister Jürgen Degenkolbe (60).

Große Säcke und Eimer mit Trockenfutter, Katzenkörbchen und Kratzbäume füllen das Lager bis fast unter die Decke. Das sieht nach einer Menge aus, ist es aber nicht: Bei rund 600 vom Verein zu betreuenden Tieren - von Hamster und Hase über Hauskatze bis Hund - ist auch der Verbrauch an Spenden enorm, so dass immer Nachschub gebraucht wird.

"Zurzeit benötigen wir dringend Hundenassfutter und wir suchen Paten für schwerstkranke Tiere, die Spezialfutter bekommen", berichtet Diana Degenkolbe. Geldspenden sind ebenso gern gesehen. Davon werden zum Beispiel Miete und Tierarztrechnungen bestritten. Denn der Verein ist nicht nur kostenloser Futtergeber für die Tiere. Als Vereinszweck steht ebenso mildtätige Arbeit. "Wir gehen immer in das Zuhause, sehen uns an, wie Mensch und Tier gemeinsam leben", so Diana Degenkolbe. Viel soziale Arbeit also. Mancher verstünde Tierliebe falsch, füttere den ganzen Tag über mit Leckerlis, "bis der Hund aussieht wie ein Luftballon", nennt sie ein Beispiel. So besteht reichlich Beratungsbedarf zu Fragen der richtigen Fütterung und Haltung. Auch begleiten Vereinsmitglieder zum Beispiel beim Gang zum Tierarzt. "Die begleitende Hilfe macht schon jetzt rund 50 Prozent unserer Arbeit aus", stellt Jürgen Degenkolbe fest.

Der neue Rettungsanker wird also offenbar gebraucht.