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Reunion der Magdeburger Band Ab ins Kloster mit den Brüdern: 50 Jahre Hard-Rock und Rebellion

Von Karolin Aertel 21.11.2013, 02:06

Magdeburg. Um die Klosterbrüder rankten sich einst viele Legenden. Sie hätten Särge auf ihrer Bühne, sei eine davon gewesen, erzählt Gitarrist Jörg "Matze" Blankenburg. Keine Legende ist dagegen die Reunion der Magdeburger Band. Bereits 2000 standen die Musiker nach 25 Jahren "Abstinenz" wieder gemeinsam auf der Bühne.

Die Rockgala im Maritim-Hotel gab Anlass dazu. "Wir haben damals nicht gedacht, dass das funktioniert. Daher sollte es eigentlich ein einmaliges Ding sein", erinnert sich "Matze" Blankenburg. Doch es funktionierte. "Die Reaktionen des Publikums waren überwältigend." Und so habe man sich entschlossen, sporadisch immer wieder ein paar Konzerte zu geben. Nach 13 Jahren steht nun erneut ein Highlight auf dem Programm. Die Klosterbrüder feiern ihren 50.

Als Studentenband zur Jahreswende 1963/64 gegründet, spielten die Klosterbrüder (damals noch "Big Town Boys") zunächst in der Universität und im Café Impro. Zur Urbesetzung gehörten derzeit Knut Reusner, Eckehard Spitzer, Günther Roth und Manfred Pohl. Nach etwa drei Jahren formierte sich die Band neu. Lediglich Manfred Pohl blieb als Mitbegründer bei den Klosterbrüdern. Hinzu kamen Sänger Hans-Joachim Kneis, Gitarrist Jörg "Matze" Blankenburg, Werner Scholze, Bodo Kaiser und Bernd Wölping. "In dieser Besetzung hatten wir schon die ersten Fernsehauftritte - aber alles noch auf Amateurbasis", erzählt Blankenburg.

1971 wechselten sie nicht nur die Besetzung, sondern auch ins Profi-Lager. Um Sänger Hans-Joachim Kneis und Gitarrist Jörg "Matze" Blankenburg formierten sich Bassist Klaus Weigert, Keyboarder Lothar "Lotte" Kramer sowie die Brüder Detlev (Schlagzeug) und Dietrich Kessler (Saxofon). In dieser Zeit - die Musiker waren Mitte/Ende 20 - seien Songs wie "Lied einer alten Stadt" und "Fieber" entstanden. Schnell erreichten sie Kultstatus. Sie galten als eine der ersten Hardrock-Bands. Und sie gerieten ins Visier der staatlichen Organe der DDR. "Wir waren nicht die linientreue Band, die wir nach sozialistischer Auffassung hätten sein sollen. Daher hatten wir oft eine Menge Ärger", erinnert sich Jörg Blankenburg. Ständige Beobachtung und Auftrittsverbote gehörten dazu. Dennoch blieben sie ihrer Linie treu und erreichten den Höhepunkt ihrer Karriere, als sie mit der Stern-Combo Meißen auf Tour gingen. Dies sei eine großartige Zeit, jedoch aufgrund der kultur- politischen Situation schwierig und kräftezehrend gewesen. So schwierig, dass sich die "Klosterbrüder" 1975 trennten. "Wir waren ausgebrannt", erinnert sich Jörg Blankenburg. Außerdem sei unter den kulturpolitischen Voraussetzungen keine Weiterentwicklung möglich gewesen.

Kramer blieb bei Stern Meißen, Blankenburg gründete mit Stefan Trepte die Band "Reform", und der Rest der "Klosterbrüder" spielte kurzzeitig weiter, ehe man sich in "Magdeburg" umbenennen musste.

"Jeder ging damals seiner Wege", erinnert sich Matze Blankenburg.

"Achim" Kneis und Dietrich Kessler seien inhaftiert worden, weil sie als Band einen Ausreiseantrag gestellt hatten. Detlev Kessler spielte später bei "Fusion" und ging dann in den Westen, spielte u.a. in der Band von Herbert Grönemeyer die LP "Bochum" ein. "Lotte" Kramer habe in Berlin als Tonmeister gearbeitet und Jörg Blankenburg ging in die Schweiz, arbeitete dort als Sport- und Musiklehrer.

Ein paar Jahre habe man nichts mehr voneinander gehört, erzählt "Matze" Blankenburg. Bis er eines Tages im Impressum eines Notenbuchs den Namen seines einstigen Bandkollegen Dietrich Kessler gelesen hatte. Und schon kam der Stein ins Rollen. "Ich habe ihn angerufen und Stück für Stück auch alle anderen ausfindig gemacht." Die Reunion zur Rockgala 2000 sei das Ergebnis gewesen. Und das Konzert am 30. November in der Festung Mark anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Klosterbrüder der vorläufige Höhepunkt. "Wir sind zwar keine 20 mehr, aber die Bühne rocken wir noch immer", kündigt Blankenburg an und verrät, dass abgesehen von Detlev Kessler die 71er-Formation an diesem Abend auf der Bühne stehen werde. Soll heißen Klaus Weigert, Lothar Kramer, Dietrich Kessler, Hans-Joachim Kneis und Jörg Blankenburg treten wieder ans Mikrofon. Für Detlev Kessler spielt Bernd Schilanski das Schlagzeug. Zudem wird Renft-Gitarrist Gisbert Piatkowski die Band bereichern.

50 Jahre Klosterbrüder, 30. November, 20 Uhr, VVK: Volksstimme-Service-Center, Goldschmiedebrücke 15-17, Tel. (03 91) 59 97 00