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  7. Verwirrung um Offerten für einen Kurzbesuch im Kindergarten

Das städtische Suchportal für einen Kita-Platz erweist sich aus Elternsicht nach wie vor als ausgesprochen unpraktikabel Verwirrung um Offerten für einen Kurzbesuch im Kindergarten

Von Katja Tessnow 17.01.2014, 02:13

Magdeburg l Wer sucht schon einen Kita-Platz für einen Monat? Mag sein, es kommt im außergewöhnlichen Einzelfall vor; die Regel dürfte allerdings der auch dem Kindeswohl dienliche Wunsch sein, den Nachwuchs - hierzulande zumeist ab dem vollendeten ersten Lebensjahr - bis zur Einschulung in einer (möglichst in ein und derselben) Kindertagesstätte betreuen zu lassen. Diesen Wunsch ignoriert das wegen seiner Funktionsuntüchtigkeit schon viel gescholtene Kitaportal der Stadtverwaltung schnöde. Wer einen Krippenplatz sucht, geht ob andauernder Mangelerscheinungen meist ganz leer aus. Wer einen Kindergartenplatz (ab 3 Jahre) reservieren möchte, bekam gestern in Serie Offerten für einen ein- bis dreimonatigen Kurzbesuch (siehe nebenstehendes Ergebnis einer redaktionellen Testsuche).

Jennifer Hache gehört zu jenen Müttern, die von den Angeboten einigermaßen verwirrt sind. Wie sie wandten sich noch einige andere Eltern mit der Bitte um Aufklärung an die Redaktion. Das eigene Bemühen scheiterte reihenweise. Die platzsuchenden Eltern werden regelmäßig von einer Stelle an die andere verwiesen und erhalten teils gegenteilige Informationen.

Ebenso erging es gestern auch der Redaktion bei der Recherche zur Angelegenheit. Nach vielfachen vergeblichen Bemühungen, im Jugendamt oder beim Eigenbetrieb Kommunales Gebäudemanagement KGM (zuständig für die drei neuen Kitas, die im Februar Eröffnung feiern) einen Ansprechpartner zu erreichen, lautet schließlich der offizielle Rat aus der Rathauspressestelle: "Die Eltern sollten sich den gewünschten Platz unverbindlich reservieren und danach mit der Einrichtung Kontakt aufnehmen." Oft erweise sich in der Realität, dass der Platz doch länger als im Internet ausgewiesen belegt werden und ein entsprechender Vertrag abgeschlossen werden könne. Wäre dies nicht der Fall, könnten die Betroffenen umgehend erneut auf die Suche nach einem anderen Platz gehen - via Kitaportal im Internet. Befriedigen wird die Eltern auch die vage Option, Hoffnung in einen Programmierfehler setzen zu können, kaum. Wie sich im Verlauf der weiteren Recherche erweist, ist es sogar falsch, sie zu nähren - zumindest im Fall der neuen kommunalen Kitas "Moosmutzel", "Waldwuffel" und "Traumzauberbaum", über deren bevorstehende Eröffnung wir in unserer Mittwochausgabe berichteten.

Die drei neuen Kitas melden jetzt schon Vollbelegung

In einer dieser Kitas suchte Jennifer Hache für ihr 4-jähriges Kind einen Kindergartenplatz. Zwar hatte die Stadtverwaltung mit Stand Ende der Vorwoche bereits eine volle Krippenbelegung vermeldet, für die Kindergartenbereiche der drei Neubauten aber noch ganze 72 freie Plätze ab 1. April im Angebot (Volksstimme berichtete). Ob hier auch solche Plätze gezählt wurden, die real nur kurzzeitig für ein bis drei Monate belegbar sind, war gestern nicht herauszufinden. Die nachmittägliche Botschaft aus dem Trägerbetrieb KGM war indes eindeutig: Alle anderen Plätze - zwischenzeitlich belegt. Die im Internet ausgewiesenen Kurzzeitplätze seien durchaus kein Eingabefehler, sondern spiegelten die blanke Realität wider. Zustande kämen sie, weil Kindergartenplätze in den neuen Häusern schon für bereits aufgenommene Krippenkinder vorgehalten würden, die in den nächsten Monaten das 3. Lebenjahr erreichten - und in den Kindergarten im selben Haus wechseln. Der Restbestand an freien Kindergartenplätzen erschöpfe sich in den Kurzzeitangeboten, die am Bedarf (und Kindeswohl) vorbeizielen. Selbst die zuständige KGM-Mitarbeiterin hält die Praxis für einen Fehler im System: "Natürlich sucht niemand einen Kita-Platz für einen Monat, aber wir sind - so verlangt es das Jugendamt - gezwungen, auch solche Plätze ins Portal einzustellen." Bei den Eltern stiften die Offerten Verwirrung oder wecken falsche Hoffnungen, wie bei Jennifer Hache.

Ihre Erfahrung belegt einmal mehr: Der Platzmangel in den Magdeburger Kitas ist noch längst nicht behoben. Die Suche nach dem Glückstreffer im Kitaportal bleibt für Eltern eine nervenaufreibende Angelegenheit.