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Gärtnerfrust am Hopfengarten Die "blauen Briefe" sind verschickt

Von Katja Tessnow 04.02.2014, 02:21

Magdeburg l In der hitzigen Ratsdebatte im Januar war zunächst von vielleicht 30 Gärten die Rede, die dem Bau einer neuen Werkstraße für den SKET-Industriepark weichen sollen. Dann korrigierte sich die Zahl im Debattenverlauf quasi von selbst auf 40 herauf. Jetzt haben 50 Kleingärtner vom Hopfengarten den sprichwörtlich "blauen Brief" persönlich zugestellt bekommen. Die Stimmung vor Ort ist dem Vernehmen nach mehr als schlecht. Davor hatten Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) und sein für Liegenschaften zuständiger Finanzbeigeordneter Klaus Zimmermann (CDU) den Rat gewarnt, als sich mehrheitlich eben ihre eigenen Reihen hinter einer gartenunfreundlichen Trassenführung versammelten. Die Verwaltung hatte für eine andere Variante abseits der Parzellen plädiert. Eine Ratsmehrheit blieb davon unbeeindruckt. Die Gärtner sind umso mehr entrüstet.

Zimmermann bestätigte gestern, was bereits am Wochenende auf dem Parteitag der jungen Magdeburger Gartenpartei ein brennendes und freilich viel beschimpftes Thema war: Die Kündigungen sind raus. "Wir haben dem Verband der Gartenfreunde umgehend nach dem Ratsbeschluss eine Teilkündigung zukommen lassen." Das Gartenland im Hopfengarten ist im Stadtbesitz und war von der Stadt an den Verband verpachtet worden. Der wiederum verpachtet es an die einzelnen Gartenfreunde weiter - und musste eben denen jetzt die Kündigungen im Einzelnen überstellen. Der Befehl: Räumung der Parzellen bis Ende November 2014. Die Kündigungsfrist von zehn Monaten schreibt das Bundeskleingartengesetz vor.

Allerdings, so verspricht Zimmermann - wiederum ans Gartengesetz gebunden - sollen die Betroffenen nicht gänzlich leer ausgehen. "Wir werden uns jetzt mit dem Verband der Gartenfreunde auf einen unabhängigen Sachverständigen einigen, der eine Wertermittlung vornimmt." Er, der Sachverständige, wird alle gekündigten Parzellen in Augenschein nehmen. Anpflanzungen können ebenso entschädigt werden wie die Laube. Zimmermann schätzt: "Im Schnitt werden da pro Parzelle meist 3000 bis 3500 Euro fällig." Die Stadt ist bereit, die Zahlungen zu leisten.

Inwiefern der gesetzlich vorgeschriebene Handel bei den Betroffenen auf Gegenliebe stößt, bleibt indes abzuwarten. Einige von ihnen haben sich - zum lautstarken Protest bereit - bereits auf der Suche nach Unterstützung an die Gartenpartei gewandt. Auf einer Versammlung mit etwa 80 Hopfengarten-Anwohnern hatte sich eine klare Mehrheit - nicht nur der Gärtner - gegen die Straße ausgesprochen und der Industriepark-Chef persönlich ihren Bau als nicht unbedingt notwendig bezeichnet.