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Vermieter bezahlt nicht 100 Mietern in Rothensee sollen Heizung und Wasser abgedreht werden

Kalte Heizung, trockene Duschen und Toiletten, finstere Treppenhäuser -
das droht mehr als 100 Mietern in Rothensee in den nächsten Tagen. Der
Vermieter hat laut SWM seit Monaten für Wasser und Strom nicht gezahlt.
Ein sechsstelliger Betrag sei offen. Nun will der Versorger den Hahn
zudrehen.

Von Robert Richter 12.02.2014, 02:19

Magdeburg l Böse Geburtstagsüberraschung für Gerhard Weßolowski. Heute wird der Rothenseer 59. Die Feierlaune hält sich schwer in Grenzen. In seinem Wohnblock sollen Wasserversorgung und Heizung sowie das Licht im Hausflur abgedreht werden.

Mal wieder hat ein Vermieter offenbar seit Monaten kein Geld an den Strom- und Wasserlieferanten überwiesen, obwohl er von den Mietern Vorauszahlungen erhalten hat. Die Bewohner sollen deshalb bibbern. Am Montag erhielten sie entsprechende Briefe.

Gerhard Weßolowski und seine Frau sind mit ihren Nachbarn aus der Forsthausstraße sogar zum wiederholten Mal betroffen. Schon im März 2012 blieben Heizung und Wasser in ihren Blöcken eine Woche lang kalt, weil die Städtischen Werke vom Vermieter monatelang kein Geld gesehen hatten. Doch Wegziehen sei keine Option, sagt Weßolowski. "Das können wir uns nicht leisten."

"Das Geld wurde am Dienstag überwiesen." - Marc Peters, Sprecher der Unternehmensgruppe Lakis

Dabei soll es diesmal noch dicker kommen, da laut SWM nicht mal mehr kaltes Wasser fließen wird - wenn nicht in letzter Sekunde doch noch ein Wunder passiert. Auch die Toiletten würden damit in den Rothenseer Wohnblöcken praktisch nicht mehr nutzbar.

Es trifft nach Angaben der SWM die Badeteichstraße 52-60c sowie Forsthausstraße 11-15, 16-20 und 21-25. Insgesamt gehen die SWM von 100 bis 120 betroffenen Mietern in Rothensee aus. "Es ist eine Situation entstanden, die wir gegenüber den Mietern sehr, sehr bedauern, aber wir haben keine andere Möglichkeit mehr", sagte SWM-Sprecherin Cornelia Kolberg gestern im Gespräch mit der Volksstimme: "Probleme mit dem Vermieter gibt es bereits seit Jahren. Schon im vergangenen Sommer wurde es dort eigentlich wegen ausgebliebener Zahlungen akut. Doch angesichts des Hochwassers haben wir damals noch Kulanz gezeigt", so SWM-Sprecherin Anja Keßler-Wölfer.

Bei SWM hohe Rechnung offen

Aber auch in den zurückliegenden sechs Monaten habe sich nichts gerührt. Ein Betrag im sechsstelligen Bereich sei offen, so die SWM auf Volksstimme-Nachfrage.

Der Versorger will nun den Hahn zudrehen. "Damit sich die Bewohner darauf vorbereiten können und alle informiert sind, wird dies aber erst am Donnerstag oder Freitag erfolgen", so Cornelia Kolberg von den SWM gestern. Im Mieterschreiben war noch der heutige Mittwoch genannt worden.

Die Volksstimme hakte nach beim Hauseigentümer, der Unternehmensgruppe Lakis mit Sitz in Neuss (Nordrhein-Westfalen). "Die Mieter müssen sich keine Sorgen machen. Das Geld wurde am Dienstag überwiesen und wird am Mittwoch bei den SWM aufleuchten", sagte Unternehmenssprecher Marc Peters gestern Nachmittag. "Ich kann Ihnen auch sagen, woran es liegt: Wir haben Außenstände von 370 000 Euro, weil ein Teil der Mieter keine Nebenkosten vorauszahlt", so die Darstellung des Unternehmenssprechers. "Doch darunter sollen die, die pünktlich zahlen, nicht leiden."

"Geburtstagskind" Gerhard Weßolowski ist weiterhin skeptisch. "Wenn hier tatsächlich das Wasser abgestellt wird, werde ich Anzeige wegen Veruntreuung unserer Vorauszahlungen erstatten", sagt er kämpferisch. Doch vorerst hofft auch der 59-Jährige noch auf ein warmes Geburtstagswunder.